Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
Vom Netzwerk:
immer perfekt, nicht wahr?«
    »Versuchst du, eine Nervensäge zu sein?«
    »Nee, ich bin’s von Natur aus.« Billy zündete seine Zigarette an und musterte mich durch eine Wolke aus geisterhaftem Rauch. »Wie wär’s mit Marlowe?«
    Er meinte Kit Marlowe, den früheren elisabethanischen Dramatiker. Jetzt war er der Chefspion der Konsulin. »Ja, das wäre echt gesund.«
    »Du würdest nicht nur Mircea retten, sondern auch dich selbst«, sagte Billy.
    »Ich schätze, es würde die eine oder andere Schuld tilgen.«
    »Das könnte es vielleicht, wenn die anderen mir nicht vorwerfen würden, ihn erst in diese scheußliche Lage gebracht zu haben.«
    »Aber er hat den Geis auf dich gelegt… «
    »Wozu er als mein Meister durchaus berechtigt war. Ich bin diejenige, die nicht das Recht hatte, den Zauber zu verdoppeln, wenn auch unabsichtlich.« Ich sah das Zittern des Einwands auf Billys Lippen. »Und ja, ich finde ihre Argumentation zum Kotzen. Ich meine ja nur.«
    »Mir gefallen die Brüder ebenso wenig wie dir.« Billy klang gekränkt. »Aber wer kommst sonst infrage? Wir begegnen immer wieder mächtigen Typen, aber jeder von ihnen hat ein Rad ab.«
    »Ich nehme niemanden in die Vergangenheit mit, dem ich nicht trauen kann.
    Oder irgendwelche inkompetenten Leute. Oder Leute mit eigenen Plänen.«
    Billy seufzte verärgert. »Es dürfte schwer werden, ein Team zusammenzustellen, wenn du so strenge Maßstäbe anlegst. Jemand, der verlässlich und stark ist und überhaupt nichts will? Ach, komm schon, Cass.«
    Ich spürte, wie in mir neuer Zorn auf Pritkin erwachte, der eigentlich all das sein sollte. Ich hatte begonnen, in meiner Wachsamkeit ihm gegenüber nachzulassen, weil er so klug und tapfer und manchmal auch auf sonderbare Weise lustig war. Aber das alles bedeutete nicht, dass er auf meiner Seite stand. Wenn ich mein Wort gebe, dann halte ich es, hatte er mir einmal gesagt. Ja, klar.
    Ich zupfte an der Überdecke: blauer und goldener Brokat mit kratziger Spitze.
    Nicht zum ersten Mal wünschte ich mir etwas, das nicht so protzig und bequemer gewesen wäre. Bei Tony hatte ich eine weiche Wolldecke gehabt und sie jahrelang benutzt. Beim Waschen war sie immer mehr ausgebleicht; im Lauf der Zeit hatten sich die grellen Farben in weiche Pastelltöne verwandelt. An den Rändern war sie ein wenig zerfranst gewesen, doch ich hatte nicht zugelassen, dass meine Gouvernante sie gegen eine andere Decke tauschte. Ich mochte sie genau so, wie sie war, mit all ihren Fehlern. Aber sie existierte nicht mehr, ebenso wenig meine anderen Sachen und auch Eugenie.
    »Cass?« Billy klang plötzlich verlegen, und das geschah sehr selten. »Du weißt, dass Pritkin ein Mistkerl war, stimmt’s?« Ein Mistkerl, der zufälligerweise auch ein Freund ist, fügte eine leise Stimme in einem Winkel meines Selbst hinzu. Hör auf, hör auf. »Cass?«
    Der Kloß in meinem Hals war so groß geworden, dass er fast wehtat, und meine Augen brannten plötzlich, und… Himmel, es wurde höchste Zeit, das Thema zu wechseln. »Ich weiß.«
    »Na gut. Dann wäre das geklärt. Ich habe ihm nie getraut.«
    »Ich traue niemandem«, stieß ich hervor. Seit einiger Zeit war ich mir nur noch dieser einen Sache sicher.
    »Von mir abgesehen«, korrigierte Billy. »Wie sieht der Plan aus?«
    »Ich muss den Codex finden«, sagte ich und begann mit der einen nicht strittigen Angelegenheit. Pritkin hatte gesagt, dass mir das Buch praktisch nichts nützte, doch ich schätze, mir war gerade klar geworden, wie wenig ich ihm glauben konnte. »Aber ich kann ihn nicht hierherbringen. Seit zweihundert Jahren ist er unterwegs. Wer weiß, was passieren würde, wenn ich ihn aus der Zeitlinie nähme?«
    Einige Sekunden lang war Billy verwirrt, und dann riss er die Augen auf. »Ich hoffe, du denkst nicht das, was ich glaube, dass du denkst.«
    Ich schnitt eine finstere Miene. »Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt…«
    »Mohammed war kein verrückter Meistervampir!«
    »Mircea ist nicht verrückt. Zumindest noch nicht. Er ist… gepeinigt.«
    »Mhm. Willst du einen gepeinigten Meistervampir mitnehmen, wenn du versuchst, in ein Bollwerk der dunklen Magier einzudringen?«
    »Hast du eine bessere Idee?«
    »Jede andere Idee ist besser!«
    »Du brauchst nicht zu schreien.«
    »Dann nimm endlich Vernunft an!«
    Ich warf ein Kissen nach ihm, was natürlich nicht viel nützte, da es einfach durch ihn hindurchflog. »Du bist total plemplem«, sagte Billy.
    Ich sank aufs Bett zurück und

Weitere Kostenlose Bücher