Für immer untot
richtete sich auf, als er das Geistergesicht des Dschinns sah. »Wer ist das?«
»Saleh. Ich habe ihn gefunden.«
»Großartig. Dann lass uns gehen. Ein Trupp Kriegsmagier ist mit dem Aufzug unterwegs.«
»Gib mir eine Minute.«
»Uns bleibt keine Minute.«
»Billy! Vielleicht bin ich auf etwas gestoßen!«
Pritkin begann damit, an die Tür zu hämmern. »Was ist da drin los? Stimmt was nicht?« Zu spät erinnerte ich mich an sein außerordentlich gutes Hörvermögen.
Ich sah Saleh an. »Was wollen Sie?«
Er rollte mit den Augen. »Was glauben Sie wohl? Sie sind doch Hellseherin. Ich möchte wissen, wer das hier getan hat.«
»Ich kontrolliere meine Gabe nicht«, sagte ich verzweifelt, als Pritkin sich gegen die Badezimmertür warf.
»Dann bleibe ich eben so lange bei Ihnen, bis sich Ihre Gabe manifestiert«, sagte Saleh genussvoll.
»Oh, das glaube ich nicht«, erwiderte Billy und durchbohrte ihn mit einem Blick.
Ich starrte Saleh an, der seinen Blick gelassen erwiderte. Schließlich seufzte ich und gab nach. »Wann genau sind Sie gestorben?«
»Montagmorgen gegen zehn.«
Ich sah zu Billy. In einem verletzlichen menschlichen Körper wollte ich nicht vier Tage in ein Apartment voller Mörder zurück. »Ich könnte ein wenig Hilfe gebrauchen«, sagte ich.
Mein Körper brauchte einen Geist, der ihn am Leben erhielt, aber niemand hat gesagt, dass es unbedingt meiner sein musste. Eine Person, die es wissen sollte, hatte mir gesagt, dass ich auf Billy als Babysitter verzichten konnte, wenn ich zu einer meiner kleinen Touren durch die Zeit aufbrach. Spring einfach zu dem Zeitpunkt zurück, an dem du aufgebrochen bist, hatte sie mir nonchalant gesagt, als sei es ganz einfach, einen Sprung zeitlich so genau abzustimmen. Ich hatte es für besser gehalten, bei meiner Methode zu bleiben.
»Ich glaube das nicht«, brummte Billy, als mit lautem Knacken eine der Angeln nachgab. Ich warf ihm einen verzweifelten Blick zu, und er fluchte leise, bevor er in meine Haut schlüpfte. »Bleib nicht zu lange weg. Er merkt, dass ich hier drin stecke, wenn ich uns nicht von hier wegbringen kann.«
»Was ist los?«, fragte Saleh.
»Ich kann Ihnen nicht sagen, was Sie wissen wollen, aber ich kann es Ihnen zeigen.« Ich strich mit der Hand durch das, was von ihm übrig war, und sprang.
Das Badezimmer entstand erneut um uns herum, vier Tage früher. Stille herrschte auf der anderen Seite der Tür. Ich steckte vorsichtig meinen substanzlosen Kopf durchs Holz und sah mich um. Das Fehlen von Blut an den Wänden wies mich darauf hin, dass wir die Wohnung vor den Mördern erreicht hatten.
Saleh glitt durch die Wand und wirkte entschlossen. Ich folgte ihm und hielt dabei nach Ungewöhnlichem Ausschau. Zum Beispiel nach jemandem mit einer ziemlich großen Axt.
Saleh schwebte so mühelos durch die Wand seines Schlafzimmers, als machte er das jeden Tag. Der schlafende Dschinn lag im Bett. Als Lebender wirkte er ganz normal, abgesehen von der Hautfarbe. Kein Turban, keine goldenen Ohrringe, keine orientalische Kleidung. Stattdessen hatte er lockiges braunes Haar sowie einen gepflegten Spitzbart und trug einen Lakers-Trainingsanzug. Außerdem steckte diesmal ein Kopf auf seinen Schultern.
Der Wecker auf dem Nachtschränkchen zeigte 9:34. Saleh und ich wechselten einen Blick und warteten. Wir mussten uns nicht lange in Geduld üben.
Um 9:52 hörte ich das Geräusch schneller Schritte und dann das Klirren von Waffen, als, wie ich vermutete, Salehs Leibwächter versuchten, die Mörder abzuwehren. Wenige Sekunden später wankte ein Mann durch die Tür, und eine magisch fliegende Axt schlug ihm den Arm ab. Ein von menschlichen Händen geführtes Schwert schnitt ihn einen Moment später in der Mitte durch.
Die Gestalt auf dem Bett erwachte, rieb sich verschlafen die Augen und sah sich um. Bevor sie irgendetwas erkennen konnte, war der zweite Leibwächter tot, und direkt danach spielte bereits Salehs Kopf Basketball mit dem Wäschekorb auf der anderen Seite des Zimmers.
Ich schenkte dem grässlichen Ende des Dschinns kaum Beachtung – mein ungläubiger Blick galt dem Mann mit dem Schwert. Ich wollte nach Luft schnappen, aber das ging natürlich nicht, weil mein Körper gar nicht da war.
Übelkeit erweckender Schwindel erfasste mich, und für einige Sekunden konnte ich mich nicht mehr bewegen und keinen klaren Gedanken fassen. Die Zeit schien anzuhalten, als ich schockiert und entsetzt in das Gesicht sah, in dem das Blut seines Opfers
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