Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
Vom Netzwerk:
Gesichtsausdrucks.
    »Warum haben Sie das nicht schon längst getan?«, fragte ich.
    »Weil ich dachte, dass Sie gehen würden!«
    »Habt ihr beiden nun Interesse an dem Geheimgang oder nicht?«, fragte der Geist, die Hände auf substanzlose Hüften gestützt. Er war vor dem Bildnis einer gelangweilt wirkenden Frau stehen geblieben, die an einem Grabstein lehnte.
    Ihr granitenes Kleid hatte so viel Moos angesetzt, dass es grün geworden war.
    Grün und schleimig, wie ich feststellte, nachdem mich der Geist aufgefordert hatte, der steinernen Dame dreimal aufs Knie zu klopfen. Nichts geschah.
    »Was jetzt?«
    »Sie müssen das magische Wort sagen.«
    »Bitte.«
    Der Geist lachte. »Nein, ich meine ein richtiges magisches Wort. Damit die Statue den Weg freigibt.«
    Ein Zauber explodierte in den überhängenden Zweigen einer Eiche, und brennende Blätter fielen auf mich herab. Mein Haar drohte, Feuer zu fangen.
    »Wie lautet es?«
    »Keine Ahnung.« Der Geist zuckte mit den Schultern. »Ich brauche es nicht.«
    »Gibt es ein Problem?«, fragte Pritkin und schickte den heranrückenden Gestalten sein ganzes Arsenal lebender Waffen entgegen. Messer flogen und trafen funkensprühend auf die Schilde der Verfolger, die dadurch allerdings kaum langsamer wurden.
    »Der Geist kennt das Passwort nicht!«
    Pritkin warf mir einen mörderischen Blick zu und murmelte eines seiner seltsamen britischen Schimpfwörter. Ich glaube nicht, dass es ein Sesam-öffne-dich war, aber der Zauber, den er mit dem nächsten Atemzug sprach, erfüllte seinen Zweck fast ebenso gut. Die Statue brach in der Mitte auseinander, und zum Vorschein kam der Eingang einer Höhle.
    In ihr war es so finster wie in einem Brunnen: ein schwarzes Loch, das sich vor dem elektrischen Himmel abzeichnete. Ich holte die Taschenlampe hervor und schaltete sie ein, aber ihr Licht kratzte kaum an der Dunkelheit. Schlimmer noch, es gab keine Treppe, nur eiserne Leitersprossen, die durch einen klaustrophobisch engen Schacht in die Tiefe führten.
    »Ich habe viele Schatzsucher hineingehen sehen«, sagte der ältere Geist, der zu mir geschwebt war. »Aber nur wenige kamen wieder heraus, und alle mit leeren Händen.«
    »Das wird uns nicht passieren.«
    »Das sagen sie alle«, murmelte der Geist, und einen Sekundenbruchteil später explodierte wieder ein Zauber über uns. Ich schob Taschenlampe und Pistole hinter den Gürtel, wandte mich der Leiter zu und rutschte und kletterte in die Tiefe. Pritkin folgte dicht über mir, und als wir unten waren, schickte er einen Zauber durch den Schacht und löste damit einen Einsturz aus.
    Dadurch war unseren Verfolgern der Weg versperrt, aber es kam auch kein Mondschein mehr zu uns herab. Als das Poltern herabfallenden Gesteins aufgehört hatte, herrschten Stille und völlige Finsternis. Offenbar brauchte selbst ein verbessertes Sehvermögen ein wenig Licht, denn ich sah überhaupt nichts mehr.
    Ich schaltete erneut die Taschenlampe ein. Meine Augen brauchten einige Sekunden für die Umstellung, und dann sprang ich mit einem Quieken zurück.
    Der dünne Lichtstrahl zeigte nicht viel – die Finsternis hier unten schien hungrig zu sein und das Licht zu verschlingen, kaum hatte es die Glühbirne verlassen.
    Aber ich hätte nichts dagegen gehabt, noch weniger zu sehen. Die Wände des langen Korridors, der sich vor uns erstreckte, bestanden aus Knochen, die in Mustern angeordnet bis zur Decke reichten. Wasser war von irgendwo eingedrungen, und viele Totenköpfe weinten grüne Tränen und hatten struppige grüne Barte. Dadurch wirkten sie nicht weniger unheimlich.
    »Die Katakomben«, sagte Pritkin, bevor ich ihn fragen konnte.
    »Die was?«
    »Vor einigen hundert Jahren begannen die Pariser damit, alte Kalksteinbrüche als unterirdische Friedhöfe zu verwenden.« Pritkin nahm die Taschenlampe, richtete ihr Licht auf die Karte und runzelte die Stirn. »Ich hätte nicht gedacht, dass sie so weit reichen.«
    »Wie weit?«
    »Hunderte von Kilometern, wenn diese Tunnel mit denen in der Stadt verbunden sind.« Pritkin ließ den Lichtstrahl der Taschenlampe hin und her wandern. Ich wünschte, er würde damit aufhören, denn das Licht fiel auf kleine Ansammlungen von Wasser in leeren Augenhöhlen, wodurch der Eindruck entstand, dass sich die Gesichter bewegten. »Viele Jahre hat man sich Geschichten über Katakomben unter dem Pere Lachaise erzählt, aber bisher habe ich sie nur für Gerüchte gehalten.«
    Ich starrte auf einen nahen Totenschädel. Der

Weitere Kostenlose Bücher