Fuer immer vielleicht
habe, bildlich jedenfalls, und durch Dublin geflitzt bin, als wär ich im Auftrag des Herrn unterwegs.
Du böser, böser Mensch. Deinetwegen hatte ich das Gefühl, ich kann Berge versetzen. Ich dachte, ich kann es mit der ganzen Welt aufnehmen (versetz mich bitte nie wieder in so einen Zustand!), und deshalb habe ich meinen Lebenslauf in jedem einzelnen Hotel hinterlegt, in dem ich mich nie zu bewerben getraut habe. Schande über dich, dass du mir die Kraft dazu gegeben hast, denn sie hat sich blitzschnell wieder verzogen. Und dann musste ich trotzdem zu einer Trillion Vorstellungsgesprächen bei einer Trillion versnobter Etablissements erscheinen, in denen man nicht nur mich persönlich gehasst hat, sondern vor allem meine ungeheuerliche Frechheit, dort arbeiten zu wollen.
Lass mich nachdenken, mit welchem von all den peinlichen Gesprächen soll ich anfangen? Hmm … nehmen wir das neueste. Also – gestern habe ich mich für eine Stelle an der Rezeption im Two Lakes Hotel beworben. Du kennst doch sicher dieses echt schicke Teil in der City, oder nicht? Das mit der durchgehenden Glasfassade, damit man die riesigen Kronleuchter schon aus weiter Ferne glitzern und funkeln sieht. Nachts hat man den Eindruck, es brennt, so hell ist es. Das Restaurant befindet sich im obersten Stockwerk, man sieht von dort die gesamte Stadt. Wirklich sehr schön. Aber vor der Tür steht so ein Gorilla (na ja, genau genommen würde man ihn wohl als Gentleman bezeichnen) in Umhang und Zylinder und sorgt dafür, dass keiner reinkommt. Es hat ungefähr zehn Minuten gedauert, bis er mich durchgelassen hat, Zutritt nur für Hotelbewohner. Also bitte – wie soll man da wohnen, wenn man nicht reindarf? Am Ende hatte er dann doch ein Einsehen, und vor lauter Begeisterung wäre ich fast auf dem blitzeblanken Marmorboden ausgerutscht. In der Lobby war es so still, dass man eine Stecknadel fallen hören konnte. Na ja, eigentlich gar nicht soo still – aus der Lounge erklang leises Klaviergeklimper, ein Mini-Springbrunnen plätscherte –, aber die Geräusche waren so entspannt und beruhigend, dass sie die Stille nur verstärkten. Es gab sogar solche riesigen Möbel, die ich als Kind immer so geliebt habe, überdimensionale Spiegel, Türen so breit wie meine gesamte Wohnung.
Für das Gespräch musste ich an einem endlos langen Tisch Platz nehmen. Am einen Ende saßen zwei Männer und eine Frau. Jedenfalls soweit ich das ohne Fernglas beurteilen konnte.
Ich war wild entschlossen, mein Interesse an ihrem Unternehmen zu bekunden, genau so, wie du es mir eingeschärft hast. Also fragte ich, woher das Hotel seinen Namen hat, weil es doch in dieser Gegend gar keinen See gibt. Die beiden Männer am anderen Tischende fingen an zu lachen und stellten sich vor: Bill und Bob Lake – also ein Wortspiel, das rein gar nichts mit echten Seen zu tun hat. Das Hotel gehört ihnen. Peinlich, peinlich.
Ich plapperte weiter, wie du es mir geraten hast. Dass ich schrecklich gern im Team arbeite, dass ich gut mit Leuten zurechtkomme, dass ich mich brennend dafür interessiere, wie so ein großes Hotel funktioniert, dass ich hart ranklotzen kann, dass ich mit Elan an die Arbeit gehe und alles zu Ende bringe, was ich angefangen habe. Dann schwafelte ich noch eine halbe Ewigkeit weiter, wie sehr ich Hotels mag und dass ich schon als Kind in einem arbeiten wollte.
Und dann haben die beiden Knaben alles verdorben. »Nun, Rosie«, haben sie mich gefragt, »Sie haben bei Andy Sheedy Paper Clip & Co. doch bestimmt viel gelernt. Was davon könnten Sie hier zu unserem Betrieb im Two Lakes beisteuern?«
Also bitte !
Okay, ich muss jetzt Schluss machen. Katie ist gerade mit einem bösartigen Gesichtsausdruck aus der Schule gekommen, und ich hab mit dem Abendessen noch nicht mal angefangen.
Von: Alex
An: Rosie
Betreff: Two Lakes Hotel
Schade, dass du so schnell Schluss machen musstest, ich hatte echt Spaß an deiner Mail. Freut mich, dass die Vorstellungsgespräche so gut laufen! Aber ich brenne darauf zu erfahren, wie du die Frage beantwortet hast!
Von: Rosie
An: Alex
Betreff: Re: Two Lakes Hotel
Alex, das liegt doch nun wirklich auf der Hand! Büroklammern !, hab ich gesagt.
(Die beiden haben gelacht, also hab ich mich wohl relativ elegant aus der Affäre gezogen.) Okay, jetzt mach ich wirklich Schluss. Katie hält mir Bilder unter die Nase, die sie in der Schule gemalt hat. Ach, übrigens ist auch eins von dir dabei … sieht aus, als hättest du ein bisschen
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