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Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Titel: Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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gefällst mir echt gut. Süßer, äh, süßer Po.“ Und dann tat ich es wahrhaftig: Ich streckte die Hand aus, um dem jungen Johnny einen Klaps zu geben. Nur, dass ich es nicht schaffte, weil meine Finger knapp vor ihrem Ziel auf ein Hindernis stießen. Flügel, erinnerte ich mich mit einem Anflug von Hysterie, und vor meinen Augen begann es zu flimmern, als wäre ich tatsächlich betrunken. Wie praktisch.
    Relativ unbeeindruckt wich Johnny zur Seite aus, aber der Argwohn war aus seinem Gesicht verschwunden. Meine Darbietung, die fraglos in die Top 10 meiner allerpeinlichsten Erlebnisse gehörte, hatte ihn eindeutig davon überzeugt, dass ich bloß ein minderbemittelter Teenie war. Kopfschüttelnd murrte er etwas, das wie „Irdische!“ und außerdem sehr abfällig klang.
    Robert fuhr sich nachdenklich durch sein karamellfarbenes Haar. „Was machen wir bloß mit ihm?“
    Ihm?! Wenn man etwas Gutes über den Monster-Bra sagen konnte, dann wohl, dass er die Verwechslung mit einem Jungen unmöglich machte. Hatte der gute Robert etwa Glitzer in den Augen? Erst mehrere Sekunden später begriff ich: ihm, dem Beweisstück. Das war ja reizend.
    „Wir werden es schwerlich schaffen, den zuständigen Gefallenen aufzuspüren“, meinte Scarlett und schürzte ihre rosa Kusslippen. „Am besten liefern wir es gleich bei einem der Richter ab.“
    Mein Magen sackte nach unten, als befände ich mich in einer Achterbahn auf Talfahrt. „Nein, das ist überhaupt nicht nötig“, beteuerte ich viel zu schnell. „Ich meine, mit Richtern hab ich es nicht so. Außerdem habe ich vorhin ein bisschen gelogen, mir ist der Typ gar nicht verloren gegangen. Er hat mich nur hier abgestellt, während er … mal musste. Okay? Er kommt sicher gleich wieder und holt mich ab, also bitte, lasst mich einfach hier und macht die Tür zu, bevor ihr geht, ja?“
    Ich hätte ebenso gut mit meinen Schuhen sprechen können. Niemand nahm Notiz von meinem nervösen Geplapper. Stattdessen griff Johnny nach meinem Ellenbogen und umspannte dabei meinen Rücken mit seinem Arm. Anscheinend war das die einzige Fortbewegungsart für Irdische in der Lichtwelt: so fest an einen viel zu harten Oberkörper gequetscht, dass man keinen selbstständigen Schritt tun konnte. Allerdings ging dieser Typ noch deutlich grober mit mir um als Sam. Als wir – flankiert von den beiden anderen – den Ausgang der Bibliothek erreicht hatten, musste ich mir bereits auf die Lippe beißen, um nicht vor Schmerzen zu jammern. Verstohlen schielte ich in das Gesicht meines Gefängniswärters, und nun kam er mir gar nicht mehr besonders attraktiv vor. Der echte Johnny Depp hätte sich bestimmt viel mehr wie ein Gentleman verhalten.
    Zu viert marschierten wir durch den Flur, der uns zum Atrium zurückführte, und bogen dort wenige Meter weiter in einen anderen Gang ein. Der kathedralenartige Saal schien das Herz eines richtigen Labyrinths zu sein, und ich gab es irgendwann auf, mir den Weg merken zu wollen. Trotzdem hielt ich weiterhin Ausschau nach Sam, in der verzweifelten Hoffnung, dass er im Archiv bereits fündig geworden war und sich auf die Suche nach mir gemacht hatte. Es kamen jedoch nur fremde Lichtwesen auf uns zu, die sich an unsere Fersen heften wollten und von Scarlett scharf zurückgewiesen wurden. Allmählich begann ich mich zu fragen, ob meine drei Begleiter auch zu den Wächtern gehörten, oder zu einer Art Engelspolizei. Gab es so etwas überhaupt? Und was würde mit mir passieren, wenn sie mich tatsächlich den Richtern auslieferten? Nichts von dem, was ich über die Herrscher der Lichtwelt wusste, weckte den Wunsch in mir, sie kennenzulernen. Außerdem würden sie Sam bestimmt in die Schatten zurückschicken, sobald sie von seinem Ausbruch erfuhren. Es war merkwürdig – noch vor kurzem hatte ich mir nichts sehnlicher gewünscht als ihn loszuwerden, doch jetzt fühlte ich mich ganz elend bei dem Gedanken daran, dass er meinetwegen wieder in die Hölle verbannt wurde.
    Mit einem schmerzhaften Ruck an meiner Schulter brachte mich der falsche Johnny zum Stehen. Ich schaute verwirrt den Flur entlang, der bis auf zwei davonhastende Engelsmädchen leer war. Noch bevor ich eine Frage stellen konnte, hatte mich Johnny auch schon zur Seite gedreht, wo sich eine Tür aus schlichtem, dunklem Holz befand. Sie war mir gar nicht aufgefallen, weil ich mir unser Ziel deutlich pompöser vorgestellt hatte. Dass es sich bei dem Raum dahinter allerdings um kein x-beliebiges Zimmer

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