Fuer immer zwischen Schatten und Licht
Bluse und dem straffen Haarknoten das Klischee der hübschen Bibliothekarin perfekt erfüllte. Ihre Augen huschten zwischen Rasmus und Sam hin und her, als versuchte sie sich zu entscheiden, welchen von den Zweien sie anstarren sollte. „Kann ich etwas für euch tun?“
Lässig stützte Sam beide Hände auf den Tresen. „Kennst du dich zufällig mit Dämonologie aus, Süße?“
„Mit Dämo… oh, nein, leider nicht“, stotterte sie und rückte mit einem nervösen Kichern ihre Brille zurecht.
„Wie schade. Sonst hättest du mir ja Nachhilfe geben können“, sagte Sam, drehte sich halb zu Rasmus um und zwinkerte ihm übertrieben zu. Die Anspielung auf die Art, wie Rasmus und ich uns näher gekommen waren, hing so deutlich in der Luft, dass ich Sam am liebsten einen Tritt versetzt hätte. Der ließ bereits weitere platte Anmachsprüche los, während die Bibliothekarin unsere Bücher einscannte – und das schien ihr wahrhaftig zu gefallen.
„Unfassbar“, flüsterte ich. „Kann es sein, dass der böse Sam eine größere Wirkung auf Frauen hat als der gute?“
„Muss wohl am Bad-Boy-Charme liegen“, vermutete Rasmus. „Und wenn du mir jetzt sagst, dass dir so etwas vollkommen fremd ist, stürzt du mich damit in tiefste Depression.“
Ich wollte schon etwas erwidern, als Sam uns plötzlich an den Handgelenken packte und einige Meter von der Ausleihtheke wegführte. „Hört mal, ihr könnt ruhig ohne mich gehen. Henrietta hat soeben vorgeschlagen, mir die Archive im Keller zu zeigen.“
Verwirrt runzelte ich die Stirn. „Bitte was?“
„Hat was mit Bienchen und Blümchen zu tun. Raziel erklärt dir das später.“
Natürlich brachte er mich damit in Verlegenheit, was sein süffisantes Grinsen nur noch breiter werden ließ. Zum Glück rettete mich Rasmus aus meiner peinlichen Lage.
„Los, machen wir einen Abflug, ehe mir was hochkommt“, sagte er mit einem mitleidigen Seitenblick auf Henrietta, stopfte die Bücher in seinen Rucksack und lotste mich zum Ausgang. Bis das Tor hinter uns zugefallen war, glaubte ich noch das Kichern der jungen Frau in den Ohren zu haben.
***
Die nächsten Stunden verbrachte ich zusammen mit Rasmus in dessen Apartment, wo wir uns unermüdlich durch den Bücherstapel arbeiteten – jedoch ohne auch nur das kleinste bisschen brauchbare Information zu finden. Ausgelaugt kam ich gegen halb neun zu Hause an und sehnte mich nur nach einer heißen Dusche, als ich die Tür aufschloss und in den Flur trat. Zu meiner Verblüffung kam mir gleich mein Vater entgegen, um mich überschwänglich zu begrüßen.
„Lily, da bist du ja!“, rief er aus, und ich sah erstaunt auf die Uhr, um sicherzugehen, dass ich meine Ausgehzeit nicht wieder überschritten hatte. „Schnell, zieh deine Schuhe aus und komm mit. Dein Freund sitzt bei einem Stück Kuchen in der Küche und unterhält sich mit deiner Mutter.“
Mir blieb der Mund offen stehen. An diesem Satz war so viel verkehrt gewesen, dass mein Vater ebenso gut hätte sagen können: „Dein Freund ist in der Küche und tanzt mit deiner Mutter Cha-Cha-Cha.“ Seit wann wurde Rasmus von meinen Eltern zu Kuchen eingeladen? Und wenn er vorgehabt hatte, noch zu mir zu kommen, wieso waren wir dann nicht zusammen gefahren?
Mein Vater ließ mir jedoch keine Zeit für Fragen. Schon nahm er mich am Arm, und ich stolperte perplex neben ihm her zur Küche – wo mich das absolute Grauen erwartete.
Meine aufgekratzte Mutter.
Mit einem Album voller Kinderfotos von mir.
Und Sam, der sich gerade ein gigantisches Stück Schokoladentorte in den Mund stopfte.
„Hier“, sagte meine Mutter und zog ein Bild aus der Klarsichthülle, um es über den Tisch zu reichen, „das stammt aus unserem Urlaub in Griechenland.“ Auf halbem Weg zu Sams ausgestreckter Hand stockte sie allerdings und betrachtete das Foto prüfend. „Na ja, vielleicht sollte ich das nicht – wobei, Lily war da ja noch ein kleines Mädchen, also ist es wohl in Ordnung …“
Mit einem Hechtsprung, der seinesgleichen suchte, stürzte ich auf meine Mutter zu und riss ihr das unsägliche Strandfoto aus den Fingern. „Was zum Teufel ist hier los?“
Sam, der sich bei dem Wort „Teufel“ vermutlich angesprochen fühlte, lächelte unschuldig. „Deine Mutter war so reizend, mir Gesellschaft zu leisten, während ich auf dich gewartet habe, Liebes“, säuselte er.
Inzwischen war auch mein Vater in die Küche gekommen, und er stupste mich in die Seite. „Ich war
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