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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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sagte ich. »Ich verstehe ja, dass es dich nach Rache gelüstet. Aber versuch mir nicht weiszumachen, dass es sich hier um Karma handelt und dass ich von dieser Sache irgendeinen Nutzen habe.«
    »Oh, na ja, vielleicht nicht direkt«, sagte Ole und trank sein Glas leer.
    »Nicht direkt?«
    »Gut, okay, das ist echt ’ne undankbare Rolle für dich. Aber Mia mag dich sowieso nicht, weißt du? Da hast du gar nichts zu verlieren.«
    »Darum geht es doch gar nicht …« Ich brach ab. »Mia mag mich nicht – wirklich? Und warum nicht?«
    Ole fing an zu kichern. »Sie denkt, du bist scharf auf mich. Zu komisch, oder? Wo doch sowieso alle Frauen scharf auf mich sind.«
    »Nein, überhaupt nicht«, sagte ich aufgebracht. Gut, ich war scharf auf Ole, aber das hatte ich mir wirklich niemals, niemals anmerken lassen. »Wie kommt Mia denn darauf?«
    »Na, weil wir doch damals mal beinahe was miteinander hatten«, sagte Ole. »Du und ich.«
    »Ja, aber nur beinahe«, sagte ich. Das hatte ich nicht vergessen. »Denn dann ist ja Mia wieder aufgetaucht.«
    »Jawohl«, sagte Ole und hielt mir sein Glas hin. Ich goss Wodka nach. »Gerade als es schön wurde. Typisch Mia. Gönnt anderen nicht das Schwarze unter den Fingernägeln.«
    »Du hättest ja nicht wieder was mit ihr anfangen müssen«, sagte ich ein bisschen verärgert. Ich konnte mich noch gut an den Abend erinnern, an dem Ole mir mitgeteilt hatte, dass er und Mia wieder zusammen seien. Mir war damals die Kinnlade heruntergeklappt, weil ich dieses Kapitel für abgeschlossen betrachtet hatte.
    »Doch, weil – ach, das ist eine lange Geschichte.«
    »Dann erzähl sie mir nicht.« An diesem Abend hatte ich vorgehabt, einen der klassischen Sätze auszusprechen. So was wie»Kommst du noch auf einen Kaffee hoch?«. Stattdessen hatte ich wohl gesagt: »Oh, wie großartig, ich freue mich für dich« und »Natürlich werden wir Freunde bleiben« – aber das wusste ich nicht mehr so genau. Es war eine ganz furchtbare Zeit gewesen.
    »Doch, doch«, sagte Ole. »Das muss jetzt mal raus. Was meinst du denn, warum wir uns so mit dem Heiraten beeilt haben, hm?«
    »Weil – oh! War Mia vielleicht schwanger?« Das waren ja ganz neue Einblicke, die mir hier gewährt wurden.
    »Jupp«, sagte Ole. »Hat sie jedenfalls gesagt. Aber dann war sie’s doch nicht.« Er pustete sich die blonde Haarsträhne aus der Stirn. »Und ich war eigentlich ganz froh darüber, weil ich ja gar nicht sicher sein konnte, ob das Kind auch von mir war. Wir hatten nämlich Schluss gemacht, weil Mia sich vorübergehend in einen anderen verliebt hatte. So ist sie, die Mia. Alles immer vorübergehend. Ich zieh mir mal die Schuhe aus, ja?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich will immer noch, dass du gehst. Ich bin müde.« Und das stimmte auch. Todmüde war ich. Verdammte Tabletten. So schnell konnten die doch gar nicht wirken.
    »Das ist so typisch für dich.« Ole streifte seine Schuhe ab und schenkte mir einen liebevollen Blick. »Du findest das unmoralisch. Und du willst mich daran hindern, etwas Unmoralisches zu tun. Du bist so lieb. So ein anständiger Mensch. Im Gegensatz zu Mia. Ein richtiges Schätzchen bist du. Ich könnte diesem Joe echt eine reinhauen.«
    »Und ich dir«, sagte ich, aber das hörte Ole nicht.
    »Weißt du was? Ich nehme jetzt eine Dusche, und dann kuscheln wir uns gemütlich ins Bett und reden darüber, was für eine wunderbare Person du bist«, sagte er, während er sich bereits seiner Klamotten entledigte. »Doof ist aber, dass ich keine Zahnbürste dabeihabe. Konnte ich ja alles nicht ahnen, was?«
    Hilflos sah ich mit an, wie Ole sich mit schlecht koordinierten Bewegungen auszog, seine Sachen auf einen Stuhl pfefferte und sich dann splitternackt zu mir umdrehte und fragte: »Kann ich deine Zahnpasta haben?«
    »In der Kosmetiktasche«, sagte ich und guckte weg. »Aber wehe, du rührst meine Zahnbürste an.«
    »Keine Sorge, ich putze mit den Fingern, Schnüffelchen«, sagte Ole und taumelte ins Bad. Kaum hatte er die Tür geschlossen, kam Leben in mich. Ich holte tief Luft, aktivierte all meine verbliebenen Kräfte und stürzte mich auf den Boden, sammelte die Tabletten ein und warf sie zu den anderen in die Nachttischschublade, gleich neben die Bibel. Dann zählte ich durch. Einunddreißig – zwei hatte ich geschluckt, wo waren die fehlenden zwei? Eine war bis an den Schrank gerollt, aber die andere blieb verschwunden, egal, wie sehr ich auch suchte. Ich fluchte vor mich hin. Diese

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