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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Schlucke Wasser und ein Schnapsgläschen Wodka.
    Tablette Nummer eins: auf die Zunge legen, schlucken, spülen. Geschafft. Nummer zwei: auf die Zunge legen …
    Jemand klopfte an die Tür.
    Das war in meinem Plan nicht vorgesehen, deshalb blieb ich einfach mit ausgestreckter Zunge auf meinem Stuhl sitzen und hoffte, das Klopfen wäre vielleicht nebenan gewesen. War es aber nicht. Es klopfte wieder, diesmal lauter und länger.
    »Gerri? Gerri? Bist du da drin?«, rief jemand im Flur. Es war Ole. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Da saß ich nun mit raushängender Zunge und konnte mich vor Schreck nicht vom Platz rühren.
    »Gerri! Ich bin’s, Ole!«, rief Ole draußen vor der Tür. »Ich weiß, dass du da drin bist. Los, mach schon auf! Die verhaften mich hier sonst wegen Ruhestörung. Gerri! Ich muss dir was sagen. Gerri!«
    Jetzt wurde ich aber langsam wütend. Ich zog meine Zunge ein, schluckte die Tablette runter und vergaß nachzuspülen.
    »Geh weg, Ole«, sagte ich mit trockenem Mund, aber Ole konnte mich nicht hören. Er klopfte wie besessen an die Tür.
    »Gerri! Mach auf, Gerri!«
    Ich stand auf. Ich musste den Kerl loswerden, sonst würde er noch die ganze Nacht da stehen und klopfen und rufen.
    »Hierrrrr wonnt kein Gärrrrri, hier wonnt Juschenka. Gähen weg, oderrr ich rrrrufen Polizei«, sagte ich an der Tür.
    »Gott sei Dank, du bist da, Gerri«, sagte Ole auf der anderen Seite der Tür. »Mach auf, los! Ich muss dringend mit dir reden.«
    »Das geht nicht«, sagte ich. »Hau ab!«
    »Warum denn? Ich weiß, dass Joe nicht gekommen ist, ich hatte die ganze Zeit das Foyer im Blick. Du bist allein! Mach auf, lass mich rein, die Leute gucken schon so komisch.« Offenbar kamen gerade welche den Gang hinunter. »Guten Abend«, sagte Ole zu ihnen. »Keine Sorge, ich bin nicht immer so, aber heute hat meine Frau mich betrogen, und ich habe mich betrunken. Nicht besonders originell, ich weiß, aber was Besseres ist mir nicht eingefallen. Ihnen vielleicht? Ja, gucken Sie doch nicht so blöd. Drei oben rechts ist übrigens kariös, sehe ich von hier aus.«
    Das war ja unerträglich. Wenn Ole andere Hotelgäste anpöbelte, war es nur eine Frage der Zeit, bis jemand vom Personal kam, und das wollte ich auf keinen Fall. Ich machte die Tür auf.
    »Warum hast du so lange gebraucht?«, sagte Ole und schob sich ins Zimmer. »Warst du nackig?«
    »Nein, ich hatte nur gerade …« Himmel! Die Tabletten! Ich stürzte an Ole vorbei zu dem Tischchen und fegte sie mit Schwung in meine Hand. Mindestens die Hälfte landete auf dem Boden.
    Aber Ole bemerkte das gar nicht. Er ließ sich schwerfällig auf das Doppelbett plumpsen. »Ich hatte also eben unten eine geniale Idee«,sagte er. »Während ich da so ins Foyer rausguckte und nach deinem Joe Ausschau hielt, da kam mir die genialste Idee aller Zeiten.«
    »Dass du hier oben deinen Rausch ausschlafen möchtest?«, fragte ich und warf die Tabletten in die Schublade eines der Nachtschränkchen. Dann bückte ich mich und sammelte die anderen ein.
    »Nein, was viel Besseres«, sagte Ole. »Mir ist eingefallen, wie wir drei Klappen mit einer Fliege fangen können. Was machst du da eigentlich? Hast du deine Kontaktlinsen verloren? Warte, ich helfe dir.«
    »Nein! Nein!«, rief ich heftig und ließ die aufgesammelten Tabletten wieder fallen. »Ich habe überhaupt keine Kontaktlinsen. Ich sammle nur – äh, Krümel …«
    »Es ist ja so«, sagte Ole. »Also: Du bist von deinem Joe versetzt worden, stimmt’s oder habbich Recht?? Und ich bin von Mia betrogen worden. Die unerschöpflichen Wege der Götter haben uns alle hier in dieses Hotel geführt. Kannsu mir so weit folgen?«
    »Alle außer Joe«, sagte ich.
    »Ja, ja. Wo steckt der eigentlich?«, fragte Ole. »Lass mich raten: Eins seiner Kinder hat Masern, stimmt’s? Das sagen sie immer, diese verheirateten Mistkerle.«
    »Er hat keine Kinder«, sagte ich, während ich die Tabletten unauffällig hinter den Tischbeinen zusammenkehrte. Ole würde sie wohl nicht entdecken, seine Wahrnehmung war offensichtlich stark eingeschränkt. »Und er ist auch nicht verheiratet. Kann aber jeden Augenblick hier sein.«
    »Was?« Ole setzte sich auf. »Echt?«
    Ich nickte. Und er hat den schwarzen Gürtel , wollte ich noch hinzufügen, dann würde Ole vielleicht endlich abhauen. Aber Ole war leider weit davon entfernt.
    »Haha, beinahe wäre ich drauf reingefallen«, sagte er und ließ sich wieder zurückplumpsen. »Aber was soll denn das

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