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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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auf den Boden.
    »Oh mein Gott!«, sagte Charly.
    »Ich habe gleich gewusst, dass was nicht stimmt, als du hier reinkamst«, sagte Ulrich. »Du hast diesen Milchkännchenblick draufgehabt.«
    »Gerri?« Charly sah mich mit großen Augen an, die Hand auf die Herzgegend gelegt. »Sag bitte , dass du das nicht tun wolltest.«
    »Ich wollte es tun«, sagte ich. »Du hast ja keine Ahnung.«
    »Sag bitte, dass du das nicht tun wolltest« , wiederholte Charly, diesmal drohend.
    »Es tut mir leid. So sollte das nicht laufen. Ich hatte das genau geplant. Aber dann hat das Zimmermädchen alles aufgesaugt.« Ich fing an zu weinen. »Und jetzt haben die Leute meine Abschiedsbriefe bekommen, und ich habe keine Ahnung, was ich machen soll!«
    »Wenn hier einer heulen darf, dann ich!«, schrie Charly mich an. »Du hättest mir das doch nicht angetan! Ich bin schwanger! Hast du auch einmal an mich gedacht?«
    »Ich – aber, hey, ich lebe doch noch«, sagte ich.
    »Gott sei Dank« , schrie Charly und zerquetschte mich im gleichen Moment beinahe mit ihrer Umarmung. »Gott sei Dank!«
    ***
    Es dauerte über eine Stunde, bis ich Charly und Ulrich die ganze Geschichte erzählt hatte, und Charly musste dazwischen siebenmal aufspringen und sich übergeben, davon fünfmal beinahe und zweimal richtig.
    Dabei fasste ich mich so kurz wie möglich und vermied alle philosophischen Aspekte der Katastrophe. Auch erzählte ich nicht allzu detailliert von Ole und mir – zum Beispiel erwähnte ich nicht, dass wir beide mehr oder weniger nackt gewesen waren –, ich erzählte nur, wie er mich unwissentlich davon abgehalten hatte, die Tabletten zu schlucken, und wie er mehr oder weniger dafür gesorgt hatte, dass die Dinger auf dem Boden gelandet und aufgesaugt worden waren.
    Während Ulrich sich vor allem für die Geschichte mit Mia und Ole interessierte (»Dieses rothaarige Luder hat also tatsächlich eine Affäre?«), begriff Charly trotz ihrer Übelkeit, dass die Mia-und-Ole-Sache nur eine Nebenhandlung darstellte und sich das wahre Drama erst noch ereignen würde.
    »In diesem Augenblick sind also alle deine Freunde und Verwandten der Ansicht, dass du dich umgebracht hast«, sagte sie.
    »Nein, nur die, die einen Brief von mir bekommen haben«, sagte ich. »Das sind allerdings ziemlich viele.«
    »Deine Eltern?«
    »Hm, ja.«
    »Ja, bist du denn von allen guten Geistern verlassen?«, rief Charly aus. »Die bekommen doch einen Infarkt! Du rufst jetzt sofort da an und sagst, dass du noch lebst.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht tun«, sagte ich. »Meine Mutter bringt mich um.«
    »Aber das wolltest du doch«, sagte Ulrich.
    »Das musst du tun«, sagte Charly. »Du weißt, ich kann deine Mutter nicht ausstehen, aber das hat sie nun wirklich nicht verdient.« Sie sprang auf und hielt mir das Telefon hin. »Los, ruf an.«
    »Ich traue mich aber nicht«, sagte ich.
    »Ruf du an«, sagte Ulrich zu Charly. »Gerri ist im Augenblick nicht ganz zurechnungsfähig, kapierst du das denn nicht? Sie hat das wirklich ernst gemeint. Sonst hätte sie nicht all diese Briefe abgeschickt.«
    »Ich kann nicht glauben, dass sie das wirklich tun wollte«, sagte Charly. »Sie wollte nur … Sie wollte uns nur alle ein wenig wachrütteln! Es war eine dumme, spontane Idee, nicht wahr, Gerri?«
    Ulrich schüttelte den Kopf. »So ist Gerri nicht, Charly. Sie überlegt sich alles immer ganz, ganz genau. Sie braucht Hilfe.«
    »Auf keinen Fall gehe ich in eine Psychiatrie«, sagte ich. »Wenn du das meinst!«
    »Natürlich nicht«, sagte Charly.
    »Da gehörst du aber hin«, sagte Ulrich. »Schon um zu verhindern, dass du dich vor den nächsten Zug wirfst.«
    »Aber ich bin nicht der Anna-Karenina-Typ, ich bin der Marilyn-Monroe-Typ«, versicherte ich ihm. »Ich brauche Schlaftabletten, und die sind im Staubsaugerbeutel des Zimmermädchens vom Regency Palace . Ich bin also nicht akut gefährdet.« Was war ich doch dämlichgewesen! Ich hätte den Staubsaugerbeutel doch an mich reißen sollen. Dann säße ich jetzt in einem Zugabteil und würde die Tabletten aus dem Hoteldreck sortieren, Stück für Stück. Das war vielleicht nicht schön, aber es war wenigstens eine Perspektive.
    »Okay, ich rufe jetzt bei deinen Eltern an«, sagte Charly. »Damit wir eine noch schlimmere Katastrophe verhindern.«
    »Ich gehe solange ins Bad«, sagte ich.
    »Auf keinen Fall«, sagte Ulrich und packte mich beim Ellenbogen. »Da sind Scheren.«
    »Ich bin auch nicht der

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