Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Für Menschen ungeeignet

Für Menschen ungeeignet

Titel: Für Menschen ungeeignet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
Vom Netzwerk:
eingebrockt.«
    Ligan, dachte Mr. Slater sofort, daß mußte dieser kleine Dicke heute morgen gewesen sein.
    »Er ist so ein nachlässiger Bursche«, beklagte sich Elor. »Können Sie sich vorstellen, daß ein kompetenter Astrologe sich um eine Woche bei der Konjunktion von Saturn mit Skorpion vertut? Na, wir werden es gerade noch schaffen. Die Zeremonie findet heute abend jedenfalls statt, auch wenn wir noch so knapp sind.«
    »Kann ich kommen?« fragte Mr. Slater ohne zu zögern. »Ich meine, wenn Sie so knapp sind …«
    »Nun«, überlegte Elor. »So etwas hatten wir eigentlich noch nicht.«
    »Ich würde es wirklich gerne«, beharrte Mr. Slater, der hier die große Chance sah, der rätselhaften Sache endgültig auf den Grund gehen zu können.
    »Ich glaube, daß wäre Ihnen gegenüber einfach wirklich nicht fair«, fuhr Elor fort. Sein hageres dunkles Gesicht bekam einen nachdenklichen Ausdruck. »Ohne jede Vorbereitung und allem anderen …«
    »Das geht schon in Ordnung«, versicherte Mr. Slater. Wenn das jetzt klappte, dann würde er dem Bürgermeister morgen echt die Leviten lesen können. »Ich möchte wirklich mit Ihnen gehen. Sie haben mich ganz gespannt darauf gemacht. Ich will es.«
    »Na gut«, sagte Elor. »Dann müssen wir uns beeilen.«
     
    *
     
    Sie gingen zusammen die Oak Street Richtung Stadtzentrum hinunter. Dann, gerade bevor sie die ersten Läden erreichten, bog Elor links ab. Er führte Mr. Slater zwei Blocks weiter, eine Seitenstraße nach rechts, dann wieder zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Danach ging es sogar zurück zum Bahnhof.
    Inzwischen wurde es immer dunkler.
    »Gibt es denn keinen einfacheren Weg?« fragte Mr. Slater, dem es vorkam, als kenne sich sein Führer in North Ambrose noch immer nicht so recht aus.
    »Oh, nein«, erklärte Elor. »Das ist der kürzeste. Wenn Sie wüßten, auf welchen Umwegen ich es beim ersten Mal gefunden habe -«
    Sie gingen weiter, bogen ab, liefen ein paar Straßen zurück, gingen im Kreis, wechselten mehrfach die Straßenseiten und zogen kreuz und quer durch die kleine Stadt, die Mr. Slater so gut kannte.
    Aber während es nun dunkler wurde, und als sie die vertrauten Straßen aus immer ungewöhnlicheren Richtungen passierten oder kreuzten, stellte sich bei Mr. Slater doch eine ganz leichte Verwirrung ein. Er wußte natürlich noch, wo er war, aber das ständige Hin und Her machte ihn doch unsicher.
    Wie eigenartig, dachte er. Man kann sich in seiner eigenen Stadt verlaufen, selbst wenn man schon über zwanzig Jahre dort gelebt hat.
    Mr. Slater versuchte, zu erraten auf welcher Straße sie sich gerade befanden, ohne nach dem Straßenschild zu schielen. Dann kam auch schon der nächste plötzliche Richtungswechsel. Gerade war er sicher gewesen, daß sie in die Walnußallee eingebogen sein mußten, als er feststellte, daß ihm die nächste Straßenkreuzung völlig unbekannt vorkam. Als sie an die Ecke kamen, warf er doch einen Blick auf das Straßenschild.
    »Linker Opferweg«, las er.
    Mr. Slater konnte sich an keine Straße in North Ambrose erinnern, die ›Linker Opferweg‹ hieß.
    Es gab keine Straßenlampen darin, und Mr. Slater gestand sich ein, daß er keinen der Läden hier kannte. Daß war wirklich komisch, denn er hatte immer geglaubt, das kleine Geschäftszentrum in- und auswendig zu kennen. Ein seltsames Gefühl beschlich ihn, als sie an einem viereckigen dunklen Gebäude vorbeikamen, über dessen Portal ein schwach beleuchtetes Schild hing.
    Auf dem Schild stand: Tempel der Dunklen Mysterien von Isis.
    »Sie sind ganz hübsch still da drüben heute nacht, was?« freute sich Elor, der Mr. Slaters langen Blick zu dem Gebäude verfolgt hatte. »Wir beeilen uns besser.« Er ging noch schneller, sodaß Mr. Slater keine Zeit für Fragen blieb.
     
    *
     
    Die Häuser wurden Mr. Slater fremder und fremder, als sie durch die spärlich beleuchtete Straße hasteten. Es gab Gebäude aller Stile und Größen, einige neu und in bestem Zustand, andere uralt und verfallen. Mr. Slater konnte sich nicht an ein einziges Viertel von North Ambrose erinnern, daß so aussah. Gab es eine zweite Stadt, die in der Stadt verborgen lag? Konnte es ein North Ambrose bei Nacht geben, von dem die Tagesbewohner nie etwas wahrnahem? Ein geheimes Nachtleben, das man nur fand, wenn man in verdrehten Winkeln von den vertrauten Straßen abbog und sie aus unbekannten Richtungen erneut betrat?
    »Da drinnen gibt es phallische Riten«, erklärte Elor und

Weitere Kostenlose Bücher