Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Für Menschen ungeeignet

Für Menschen ungeeignet

Titel: Für Menschen ungeeignet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
Vom Netzwerk:
sich richtig zu entwickeln. Warum sollte er da beunruhigt sein?
    Er stieg die erste Stufe hinab und hielt wieder inne. Das Gefühl wurde noch stärker. Es gab da irgend etwas, daß er keinesfalls tun durfte. Er wandte sich zu Kay um.
    »Fällt es dir so schwer, Abschied zu nehmen?« fragte Kay leicht irritiert. »Geh schon, sonst will der Glücksjunge noch die nächste Monatsmiete von uns haben. Und die haben wir ja aus den uns bekannten Umständen leider nicht an barem.«
    Trotzdem zögerte Masrin noch immer. Kay drängte sich an ihm vorbei und stieg die Stufen hinab.
    »Siehst du?« rief sie vom nächsten Treppenabsatz zu ihm herauf. »Ist ganz einfach. Und nun komm schön zu Mammi.«
    Masrin murmelte ein paar halb unterdrückte Flüche und schickte sich an, ihr zu folgen. Das Gefühl würde noch stärker.
    Er erreichte die achte Stufe und -
    Er stand auf einer grasbewachsenen weiten Ebene. So plötzlich war der Übergang.
    Blinzelnd schnappte er nach Luft. Den Koffer trug er noch immer in der Hand. Aber wo war das vergammelte Treppenhaus? Wo war Kay geblieben? Wo, deutlich gefragt, war New York?
    Weiter entfernt erhob sich ein niedriger blauer Berg. Davor stand eine Baumgruppe. Und vor der Baumgruppe standen etwa ein Dutzend Männer.
    Masrin befand sich unter Schock in einem fast traumähnlichen Zustand. Er bemerkte mit gleichgültigem Interesse, daß die Männer kleinwüchsig, breitgebaut und muskulös waren. Sie trugen Fellkleidung und hielten Keulen in den Händen, die mit sehr schön gearbeitetem Schnitzwerk verziert waren.
    Sie beobachteten ihn, und Masrin kam zu dem Schluß, daß sich nicht sagen ließ, ob er oder sie über das ganze Ereignis mehr überrascht waren.
    Dann grunzte einer der Männer etwas. Die Gruppe begann sich auf Masrin zu zu bewegen.
    Eine Keule donnerte gegen seinen Koffer.
    Das riß ihn aus seinem Schockzustand. Masrin drehte sich um, ließ den Koffer fallen und spurtete los wie ein Windhund. Eine andere Keule streifte seinen Rücken, riß ihn fast von den Füßen. Er sah einen kleinen Hügel vor sich und raste darauf zu, während ihm ein Pfeilhagel um die Ohren zischte.
    Einige Schritte den Hang hinauf, und er merkte, daß er wieder zurück in New York war.
     
    *
     
    Er befand sich wieder oben auf der Treppe, aber in vollem Lauf, und bevor er sich bremsen konnte, war er auch schon gegen die Wand gelaufen. Kay stand noch immer auf dem ersten Treppenabsatz und starrte zu ihm hinauf. Sie schnappte nach Luft, als sie ihn sah, sagte aber kein Wort.
    Masrin sah die vertrauten, abbröckelnden Flurwände der Mietskaserne an, sah sich seine Frau an.
    Keine Wilden.
    »Was ist passiert?« flüsterte Kay und kam weiß im Gesicht die Treppe herauf.
    »Was hast du gesehen?« wollte Masrin wissen. Er bekam keine Chance, sich über die volle Bedeutung dieses Phänomens in Ruhe im klaren zu werden. Ideen rasten ihm durch den Kopf, Theorien, Schlußfolgerungen.
    Kay zögerte und nagte an ihrer Oberlippe. »Du gingst ein paar Stufen runter und dann warst du weg. Ich konnte dich nicht mehr sehen. Ich stand einfach hier und guckte und guckte. Und dann hörte ich ein Geräusch, und du warst wieder auf der Treppe und ranntest gegen die Wand.«
    Sie gingen zurück in ihr Zimmer. Kay setzte sich sofort auf das Bett. Masrin ging auf und ab und versuchte zu Atem zu kommen. Die Ideen rasten noch immer durch seinen Kopf, und er hatte Mühe, sich das richtige auszusortieren.
    »Du würdest mir nicht glauben«, meinte er schließlich.
    »Nein? Versuch’s doch mal!«
    Er erzählte ihr von den Wilden.
    »Du könntest mir erzählen, du wärst auf dem Mars gewesen«, versicherte Kay, »und ich würde dir jedes Wort glauben. Ich habe dich mit eigenen Augen verschwinden sehen.«
    »Mein Koffer!« erinnerte sich Masrin plötzlich. »Ich habe ihn fallengelassen.«
    »Vergiß den Koffer«, riet ihm Kay.
    »Ich muß zurück ihn holen«, sagte Masrin.
    »Nein!«
    »Ich muß! Schau mal, Liebes, es ist ganz klar, was mir passiert sein muß. Ich bin durch eine Art Riß in der Zeit gerutscht, direkt zurück in die Vergangenheit. Dabei muß ich in irgendeiner prähistorischen Epoche gelandet sein, wenn man es nach meinem Empfangskomitee beurteilt. Ich muß den Koffer zurückholen.«
    »Warum?« erkundigte sich Kay.
    »Weil ich nicht erlauben kann, daß es zu einem Paradoxon kommt.«
    Masrin wunderte sich nicht einmal, wieso er auf diesen Gedanken kam. Sein üblicher Egoismus bewahrte ihn davor, sich zu fragen, wie er eine solche

Weitere Kostenlose Bücher