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Für Nikita

Für Nikita

Titel: Für Nikita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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»Zumindest der Autor dieses Artikels …«
    »Unsinn.« Sie nahm einen Strickschal von der Stuhllehne, warf ihn sich über die Schultern und hüllte sich ein, als friere
     sie. »Nikita hat keine Feinde«, wiederholte sie ein weniglauter, »und zwar deshalb, weil er ihre Gefühle nicht erwidert.«
    »Das heißt?«
    »Das heißt, daß ihn nur jemand verletzen kann, den er liebt. Nur jemand, der ihm sehr nahesteht.«
    »Kam so etwas vor?«
    »Niemals.«
    »Verzeihen Sie, ich weiß, das ist sehr persönlich, aber was ist mit seiner Scheidung? Gab es da etwa keine Verletzungen?«
    »Er und Galja haben sich im guten getrennt. Sie haben sich einfach nicht geliebt.«
    »Und das Kind?«
    »Das Kind? Mascha hat weder Mutter noch Vater verloren. Mit ihr ist alles in Ordnung«, knurrte Nadeshda hastig und ärgerlich
     und funkelte den Hauptmann aus ihren kurzsichtigen Augen an. »Noch Kaffee?«
    »Ja, danke. Ihr Kaffee ist wunderbar. Aber etwas später, wenn es möglich ist. Verzeihen Sie, ich habe noch eine indiskrete
     Frage. Sagen Sie, gab es in letzter Zeit eine Frau an Nikitas Seite? Ich rede von einer ernsthaften Beziehung.«
    »Eine Frau gab es. Aber nichts Ernstes.«
    »Wissen Sie ihren Namen?«
    »Den Vornamen, sie heißt Tatjana. Journalistin, glaube ich, eine der ersten, die ihn interviewt hat. Aber Genaueres weiß ich
     nicht.«
    »Und warum glauben Sie, das sei nichts Ernstes?«
    »Er hat uns noch nicht miteinander bekannt gemacht«, teilte Nadeshda finster mit und hielt damit wohl für bewiesen, daß die
     Beziehung zu der Journalistin Tatjana nichts Ernstes sei. »Überhaupt ist kaum vorstellbar, daß es in seinem Privatleben noch
     einmal etwas von Bedeutung geben sollte. Er hat sich für immer verbrannt.«
    »Und die Heirat? Er hat mit Galina immerhin vier Jahre zusammen gelebt.«
    »Nein«, Nadeshda preßte die Lippen zusammen, »das war kein Leben. Nur ein beiderseitiger Kompromiß, Mascha zuliebe.«
    »Warum denn so düster, Nadeshda Semjonowna?« Leontjew lächelte.
    »Weil er sich verbrannt hat. Das habe ich doch schon gesagt«, erwiderte die Alte mit sanfter Herausforderung. »Er hatte gleich
     am Anfang Pech. In der Jugend. Und das schleppt er nun sein Leben lang mit sich rum. Seine erste Liebe, da war er sechzehn,
     war auch seine letzte. Sie hat einen Freund von ihm geheiratet, eine absolute Null. Na ja, schon gut, verzeihen Sie, ich will
     darüber nicht reden. Mit dem Mord hat das nichts zu tun.«
    Nadeshda entwickelte auf einmal eine unbeholfene, übertriebene Geschäftigkeit, räumte Tasse und Kaffeekännchen ab, wischte
     unsichtbare Krümel vom bestickten Tischtuch und trippelte rasch in die Küche.
    »Sie glauben also nicht an einen Unfall?« sagte Leontjew nachdenklich. Die Alte erstarrte auf der Schwelle und drehte sich
     abrupt um. Die blassen, runzligen Wangen erröteten.
    »Was ich glaube oder nicht – was spielt das für eine Rolle? Ich bin eine alte Frau. Mein Gedächtnis funktioniert nicht mehr
     richtig, und ich bilde mir alles mögliche ein. Ich will Ihnen lieber keine Geschichten erzählen.«
    »Wollen Sie denn nicht helfen, den Mörder zu finden?«
    »Doch. Sehr gern sogar. Aber ich fürchte, ich würde dabei nur stören, Sie mit meinem Altweibergeschwätz bloß durcheinanderbringen.«
     Sie verstummte, verließ allerdings nicht sofort das Zimmer, sondern zögerte, als wolle sie noch etwas sagen.
    Ein durchdringendes Telefonklingeln zerriß die Stille,und Leontjew sah, daß die Hände der alten Frau plötzlich heftig zitterten.
    »Entschuldigen Sie«, murmelte sie und eilte mit hastigen kleinen Schritten in die Küche, wo das Telefon stand.
    »Nika?« hörte der Hauptmann sie laut und erstaunt fragen. »Guten Tag. Danke, ich bin gesund, Gott sei Dank. Nein, warum? Ich
     wußte, daß du anrufen würdest. Ich war mir sicher, daß du schon in Moskau bist. Ja, die Eltern sind heute früh gekommen. Was
     – eingeäschert?« Die Alte schrie auf, Leontjew hörte etwas poltern und rannte in die Küche. Dort war nur ein Hocker umgestürzt.
     Nadeshda stand mit dem Hörer in der Hand am Tisch und nickte dem Hauptmann zu – alles in Ordnung, machen Sie sich keine Sorgen.
     Leontjew hob den Hocker auf und ging zurück ins Zimmer.
    »Na schön, Nika, komm vorbei. Wann es dir paßt.« Die Stimme in der Küche klang nun wieder ruhig. »Morgen früh? Nein, zehn
     ist zu früh. Sagen wir halb elf. Schon gut. Bis dann.«
    Sie legte auf und murmelte: »Wenn man vom Teufel spricht …«
    Dann kochte

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