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Für Nikita

Für Nikita

Titel: Für Nikita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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nieder. »Grigori Petrowitsch ist wieder
     nicht da, wie ich sehe? Na ja, macht nichts, ich warte. Wir sind verabredet.«
    »Verabredet?« Die Sekretärin räumte das Geschirr in einen Glasschrank und setzte sich auf ihren Platz.
    »Selbstverständlich.«
    »Für wann?«
    »Elf Uhr«, log Jegorow, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Wie heißen Sie?«
    Jegorow stellte sich vor. Die Sekretärin kritzelte etwas in den Kalender.
    »Aber Grigori Petrowitsch kommt heute nicht.«
    »Ich habe andere Informationen.« Jegorow zwinkerte fröhlich.
    »Augenblick.« Sie griff zum Telefon und wählte – vermutlich Russows Privatnummer, die Ziffern bekam Jegorow aber leider nicht
     mit.
    »Grigori Petrowitsch, hier will jemand zu Ihnen, ein gewisser Jegorow. Er sagt, Sie seien um elf mit ihm verabredet. Ja, natürlich.«
    Jegorow sprang auf und entriß ihr den Hörer.
    »Ich rühre mich hier nicht weg, bis du herkommst.«
    »Reg dich nicht auf, Iwan«, antwortete ein ruhiger, heiserer Bariton, »entschuldige, Alter, aber ich bin im Moment furchtbar
     im Streß, ich komme kaum zum Luftholen. Wir treffen uns auf jeden Fall, ich weiß, du hast irgendwie Probleme, aber ich will
     dich in Ruhe anhören, ich will ohne Hektik mit dir reden. Nächste Woche, ja?«
    »Kommst du nun heute noch zur Arbeit oder nicht?« Jegorow ließ nicht locker. »Ich warte auf dich. Ich will schließlich nicht
     bloß so mit dir quatschen, ich hab ein echtes Problem. Oxana ist in eine Sekte geraten und hat auch die Kinder mit reingezogen.«
    »Iwan, heute geht’s auf keinen Fall. Hör zu, sagen wir nächste Woche, ja? Laß Marina deine Nummer da, ich ruf dich an.«
    Iwan gab den tutenden Hörer der Sekretärin, diktierte ihr seine Privatnummer und verließ das Büro, überzeugt, daß Russow ihn
     nie anrufen würde.
    Zu Hause suchte er im Telefonbuch nach dem Restaurant »WEST«. Es gab drei, an verschiedenen Enden der Stadt. Er rief alle
     drei an.
    »Guten Tag, ich möchte eine Bestellung für heute abend bestätigen, für neunzehn Uhr dreißig. Ein Séparée. Auf den Namen Russow.
     Nein? Dann suchen Sie unter Shanli.«
    Das Séparée war in einem Restaurant in der Nähe der Tschistyje-Teiche reserviert. Jegorow war um sieben dort.
    Womöglich würde Russow ob seiner Aufdringlichkeit ausrasten, aber dessen Emotionen waren Jegorow egal. Er wußte nur eines:
     Russow mußte aufgrund seines Jobs über diese miese Sekte Bescheid wissen. Wer sonst, wenn nicht er?
    Jegorow rauchte nervös in einem dunklen Torbogen, von dem er den schicken Eingang des Restaurant gut einsehen konnte. Der
     Dachvorsprung wurde von säulenförmigen hohen Aquarien gestützt, in denen exotische Fische schwammen. Ein Teil des Bürgersteigs
     war mit Marmorplatten ausgelegt, die trotz des Wintermatschs jungfräulich rein waren. Bis zur Fahrbahn war ein flauschiger
     Teppichläufer ausgerollt. An der Tür stand ein schwarzhäutiger Türsteher in roter Livree stramm.
    Russows dunkelroter Volvo kam nach zwanzig Minuten. Jegorow tat einen Schritt aus seinem Versteck und wollte seinen Jugendfreund
     schon ansprechen, als er erstarrte. Vor dem Restaurant hielt ein weiterer Wagen, ein schwarzer Mercedes, und ihm entstieg
     ein kahlgeschorener kleiner Asiat im knöchellangen, offenen dunkelgrünen Kaschmirmantel. Darunter trug er ein schneeweißes
     Hemd und einen teuren schwarzen Anzug. Der Eingang war ziemlich hell beleuchtet. Im übrigen hätte Jegorow diesen krummbeinigen
     kleinen Mann in jeder Kleidung erkannt.
    Der Guru und Russow schüttelten sich die Hände und gingen ins Restaurant. Jegorow konnte noch ausmachen,daß am Steuer des Mercedes die durchtrainierte Leibwächterin saß. Ohne auch nur eine Sekunde zu überlegen, rannte er über
     die Straße zum Restaurant. Der schwarze Türsteher verstellte ihm den Weg.
    »Entschuldigung, haben Sie einen Tisch reserviert?«
    »Ja, ja, natürlich.«
    Ein beleibter Empfangschef im Frack baute sich vor Jegorow auf. »Guten Abend, Ihr Name bitte?«
    »Jegorow.«
    »Verzeihen Sie, aber Ihr Name steht nicht auf unserer Liste«, erklärte der Empfangschef mürrisch.
    »Nein? Seltsam. Aber vielleicht findet sich ja noch ein freier Platz? Ich bin allein.«
    »Freie Plätze gibt es bei uns nicht. Nur auf Vorbestellung.«
    Der Türsteher drängte Jegorow höflich zum Ausgang. An der Tür tauchten zwei kräftige Gestalten in Tarnkleidung auf. Jegorow
     mußte wohl oder übel zurück in seinen Torbogen und warten, bis Russow und der Guru gespeist

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