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Für Nikita

Für Nikita

Titel: Für Nikita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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hatten. Bevor er hinüberlief auf
     die andere Straßenseite, warf er einen Blick in den Mercedes – er war leer.
    Der Abend war feucht und kalt, sein Fliegermantel wärmte nicht. Er zündete sich eine Zigarette an und trat von einem Bein
     aufs andere, um nicht vor Kälte zu erstarren. Plötzlich spürte er einen heftigen Schmerz am Hals. Dann sank er in dichte,
     eisige Finsternis.
     
    »Wie lange haben wir beide uns nicht gesehen, Rakitin? Du hättest mich nie im Leben erkannt, du Mistkerl, oder? Ich bin alt
     geworden, was?«
    »Nein, Sina, ganz und gar nicht. Ich hätte dich schon erkannt, aber nicht mit dem Lappen und dem dreckigen Kittel.«
    »Na klar, du kannst mir viel erzählen!«
    »Nein, wirklich, wir beide kennen uns schließlich fast von Geburt an. Und gesehen haben wir uns das letzte Mal auf der Beerdigung
     von Großmutter Anja.«
    »Stimmt. Auf der Beerdigung. Hör mal, Rakitin, was ist los mit dir? Warum bist du so naß?«
    »Na, es regnet doch.«
    Das Taxi hielt vor einem grauen Fünfgeschosser. Nikita zahlte. Sie stiegen das vollgerotzte, stinkende Treppenhaus hinauf
     in die oberste Etage.
    »Ich hasse diese Höhle«, sagte Sina Resnikowa fröhlich und riß die Tür vor Nikita auf, »meinetwegen könnte die ruhig abbrennen.«
    »Und wo willst du wohnen?«
    »Dann krieg ich eine neue. Ich warte ständig darauf, daß ein versoffener Nachbar aus Versehen das Haus in Brand steckt.« Sie
     rollte verträumt mit den Augen und lachte. »Selber trau ich mich nicht. Aber so was passiert doch laufend – Gasexplosion,
     Kurzschluß.«
    »Du bist ja eine richtige Terroristin.« Nikita lächelte und sank schwer in den einzelnen, schäbigen Sessel.
    »Ich bin nur eine arme Malerin. ›Nein, ich kann nur sagen: So ein Maler ist als Mieter schon das Schlimmste – lebt ganz einfach
     wie ein Schwein … Gott soll mich schützen.‹ 1 Na los, Rakitin, schnell, woraus ist das?«
    »Gogol, ›Das Porträt‹«, antwortete Nikita mechanisch und fand das Zitat äußerst passend. In dem winzigen Zimmer herrschte
     wirklich ein unglaubliches Chaos.
    »Prima«, lobte ihn Sina, »du bist noch in Form. Ich dachte schon, du bist total auf den Hund gekommen.«
    »Wieso?«
    »Ich hab deine Buchcover gesehen. Viktor Godunow istein modischer Schreiberling. Und was ist gerade Mode? Banales, Geschmackloses. Sag ehrlich, warum hast du das nötig? Ist es
     wirklich nur das Geld?«
    »Mächtig viel Geld, Sina.« Rakitin lachte spöttisch. »Ich erreiche langsam das Niveau eines mittleren Angestellten einer kleinen,
     nicht sonderlich erfolgreichen Firma.«
    »Sag bloß? Du bist doch unheimlich populär! Du müßtest doch viel mehr verdienen.«
    »Um viel zu verdienen, muß man nicht Romane schreiben, sondern von früh bis spät Geld zählen. Aber ich schreibe lieber, das
     Geschäftliche überlasse ich meinen Verlegern. Jedem das Seine.«
    »Aber die machen mit deinen Büchern Geld.«
    »Nicht nur. Sie haben eine Menge Autoren. Erinnerst du dich an den Standardspruch der sowjetischen Verkäuferin: ›Ihr seid
     viele, und ich bin allein‹?«
    »Verlage gibt es auch eine Menge«, meinte Sina.
    »Starke, wirklich gewinnbringende nur ein paar. Das sind die, die es offenbar richtig anfangen und auf ihre Weise begabt sind.
     Und wenn es ihnen dabei auch noch gelingt, mich billiger zu kriegen, als ich wert bin, dann bin ich eben ein Dummkopf, und
     sie sind schlau.«
    »Aber wenn du mit deinen Büchern nicht das große Geld verdienst, wozu dann das Ganze?«
    »Und wozu malst du?«
    »Ich bin Malerin.«
    »Und ich bin Schriftsteller, also schreibe ich Romane.«
    »Krimis, billiges Lesefutter! Ich hätte nie gedacht, Rakitin, daß aus dir mal der Krimiautor Viktor Godunow wird. Ich für
     meinen Teil kenne keinen Godunow und will ihn auch nicht kennenlernen.«
    »Hast du mal in eins meiner Bücher reingesehen?«
    »Selbstverständlich nicht. Solchen Mist nehme ich grundsätzlich nicht in die Hand.«
    »Lies erst mal wenigstens ein paar Seiten von mir, und dann sag deine Meinung.«
    »Ich habe nicht vor, Viktor Godunow zu lesen. Dieser Herr interessiert mich nicht. Seine Bücher sind niederes Handwerk. Aber
     Nikita Rakitin, den liebe ich von ganzem Herzen, den lese ich immer wieder gern.«
    »Danke für die Blumen.« Nikita lächelte. »Hör mal, Sina, kennst du vielleicht jemanden, der für einen Monat oder wenigstens
     für ein paar Wochen eine Wohnung vermietet?«
    »An wen?«
    »An mich.«
    »So-o.« Sina lief in dem winzigen

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