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Fürchte dich nicht!

Fürchte dich nicht!

Titel: Fürchte dich nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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sehen selten das Tageslicht.«
    War das wieder ein Scherz? »Aha.«
    De Monti räusperte sich. »Schicke Uniform.«
    »Auf jeden Fall besser als grasgrün oder erbrochenbraun.« Geis war froh, dass sie das Thema wechselten. »Aber normalerweise trage ich keine Uniform.«
    »Nein?«
    »Ich war bei der Kripo, bevor ich nach Norderney versetzt wurde.«
    »Dann haben Sie sich extra für mich in Schale geworfen?«
    »Kann man so sagen.« Er nahm den Fuß vom Gaspedal, weil sie die Innenstadt erreicht hatten. »Soll ich Sie zu Ihrem Hotel bringen?«
    »Wenn’s geht, würde ich die Sache mit Berends gerne gleich hinter mich bringen.« Zum ersten Mal drehte sie den Kopf in seine Richtung. »Warum haben Sie darauf bestanden, mich abzuholen?«
    »Ich wollte Sie warnen.«
    »Vor Berends?«
    »Der Mann …«
    »… hat seine Frau erschlagen«, ergänzte de Monti. »Ist mir bekannt. Haben Sie ihn verhaftet?«
    »Ja. Und vor zwei Tagen ist er aus der U-Haft entlassen worden. Wahrscheinlich reichen die Beweise nicht aus, ihn zu verurteilen. Die Angestellten, die zuerst nichts gesehen haben wollten, sagen jetzt aus, dass Hannah Berends mit einer Bratpfanne auf ihren Mann losgegangen ist.«
    »Sie glauben das nicht?«
    »Vermutlich ist es die Wahrheit. Aber das ändert nichts daran, dass Berends eine Strafe mehr als verdient hätte. Der Kerl ist und bleibt ein Arschloch.«
    Die Wissenschaftlerin verharrte einige Sekunden regungslos. »Muss frustrierend für Sie sein.«
    »Ja.« Geis stoppte den Wagen. »Das da ist sein Hotel. Das Strandblick. «
    »Besser, Sie warten hier auf mich.« Sie öffnete die Tür. »In Ihrer Gegenwart dürfte Berends nicht sehr gesprächig sein.«
    »Falls Sie Hilfe brauchen …«
    »Häng ich eine Fahne aus dem Fenster.« Die Tür wurde zugeschlagen und de Monti rannte zum Hoteleingang, als sei sie auf der Flucht vor einem zudringlichen Verehrer.
    Geis wartete, bis sie im Inneren verschwunden war, dann stieg er ebenfalls aus. Zu gern hätte er jetzt eine Zigarette geraucht. Fünf Jahre war es her, dass er sich das Rauchen abgewöhnt hatte, und nur noch ganz selten stand er in Gefahr, rückfällig zu werden. Zum Glück war gerade niemand in der Nähe, von dem er sich eine Zigarette hätte schnorren können.
    Der nächste Deichaufgang befand sich direkt gegenüber. Geis stieg die Treppe hinauf und blickte aufs Meer. Die Wellen leckten an den Buhnen, den künstlichen Strandbefestigungen. Ohne Steine und Beton wäre dieser Teil Norderneys längst von Sturmfluten weggespült worden.

     
    Sie sah unverändert aus, bis auf das Glimmen in ihren Augen.

    »Sie haben recht, der Typ ist ein Arschloch.«
    »Haben Sie wenigstens erfahren, was Sie wissen wollten?«
    »Ja und nein.«
    »Das heißt?« Ihm blieb nicht viel Zeit. Das Hotel, in dem de Monti ein Zimmer gebucht hatte, lag ebenfalls an der Kaiserstraße, lediglich dreihundert Meter weiter westlich, die Fahrt im Polizeiwagen würde nach zwei Minuten beendet sein.
    »Ja, es ist sicher, dass Hannah Berends die Insel in den letzten Wochen nicht verlassen hat.«
    »Das hätte ich Ihnen auch sagen können.«
    »Und nein, ihr Mann hat keine Ahnung, welche Wege sie genommen hat, wenn sie sich außerhalb des Hotels aufhielt.«
    »Warum ist das wichtig?«
    »Weil ich die infizierte Zeckenpopulation finden möchte.«
    Der Hauptkommissar stoppte den Polizeiwagen vor dem Hoteleingang. »Was ist so ungewöhnlich an dieser FSME-Infektion?«
    »Nichts. Abgesehen davon, dass es auf Norderney keine FSME geben dürfte.«
    »Deshalb sind Sie von Berlin hierhergekommen?«
    »Ja. Gelegentlich machen wir Stichproben. Um die Durchseuchung der Zecken zu untersuchen.«
    Das klang nach Ausrede. Der Bulleninstinkt sagte ihm, dass die Wissenschaftlerin log.
    Ihre Hand lag auf dem Türöffner. »Vielen Dank für Ihre Bemühungen.«
    »Wollen Sie heute Abend mit mir essen gehen?«
    De Monti schaute ihn erschrocken an. Die Zeit dehnte sich wie in einem schwarzen Loch.
    »Ich glaube … Ja. Um acht?«

     
    Geis parkte den Wagen vor der Polizeistation und stieg aus. Er hatte nicht damit gerechnet, dass de Monti seine Einladung annehmen würde. Dreißig zu siebzig, größere Chancen hatte er sich nicht eingeräumt. Von daher nahm er ihre Zustimmung als positive Überraschung.
    Pfeifend schlenderte er zum Eingang der Wache. De Monti war nicht unattraktiv, aber definitiv nicht sein Typ. Doch abgesehen davon, dass er sich freute, überhaupt mal wieder mit einem weiblichen Wesen auszugehen, nahm

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