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Fürchte dich nicht!

Fürchte dich nicht!

Titel: Fürchte dich nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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derzeit auf Norderney, um weitere Beweise für ihre Hypothese zu finden.«
    »Oppolt, Landeskriminalamt Niedersachsen«, stellte sich ein Mann mit Glatze vor. »Frau Dr. de Montis Forschungen interessieren uns nur am Rande. Was uns jedoch beunruhigt, ist der Ort, an dem diese angebliche FSME-Mutation aufgetreten sein soll.«
    »Wegen des Europäischen Gipfels«, warf Stegebach ein, um zu demonstrieren, dass er nicht völlig ahnungslos war.
    »Richtig«, sagte Lange. »Im Vorfeld des Gipfels käme uns eine öffentliche Berichterstattung über eine neue Krankheit, die ausgerechnet auf Norderney erstmalig in Erscheinung tritt, äußerst ungelegen. Den Veranstaltungsort zu wechseln, würde eine ungeheure Kraftanstrengung erfordern, da die Planungen weitgehend abgeschlossen sind. Von dem, was ein Ortswechsel kosten würde, ganz zu schweigen.«
    »Um wie viele Erkrankungen geht es denn?«, fragte Stege-bach. »Unserem Ministerium ist bislang erst eine Infektion gemeldet worden.«
    »Mehr gibt es auch nicht«, sagte Oppolt scharf. »Und die Betroffene ist nicht an FSME gestorben, sondern aufgrund einer tätlichen Auseinandersetzung mit ihrem Ehemann.«
    »Eine singuläre Erkrankung stellt doch kein Gefahrenpotenzial dar«, wagte sich Stegebach vor. »Zumal FSME nicht epidemisch ist. Die Übertragung erfolgt ausschließlich durch Zecken. Solange man sich von ihnen fernhält oder sich impfen lässt, kann nichts passieren.«
    »Sie sehen das so. Und wir sehen das natürlich auch so«, ergriff ein grauhaariger George-Clooney-Verschnitt, der rechts neben Lange saß, das Wort. »Allerdings kommt es mehr darauf an, was die Öffentlichkeit aus dem Fall macht. Die Boulevardmedien werden sich mit Freude auf das Thema stürzen, die internationale Presse wird es aufgreifen. Und schon haben wir eine Situation, die zum Handeln zwingt. Der Bundesregierung bleibt dann nichts anderes übrig, als den Tagungsort zu verlegen.«

    »Es sei denn«, sagte Lange, »die Sache bleibt unter dem Deckel. Zumindest bis zum Herbst.«
    Das war es also. Endlich begriff Stegebach den Sinn der Veranstaltung. Sie wollten, dass Viola den Mund hielt.
    Lange schaute ihn erwartungsvoll an. »Was sagen Sie dazu?«

    »Viola de Monti ist in erster Linie Wissenschaftlerin.«
    »Unbestritten.«
    »Wenn sie davon überzeugt ist, dass von der Mutation des FSME-Virus …«
    »Der vermeintlichen Mutation.«
    »… ein gesundheitliches Risiko ausgeht, wird sie es für ihre Pflicht halten, die Öffentlichkeit zu informieren. Das verlangt sogar ihre Arbeitsplatzbeschreibung beim BfI.«
    Lange winkte ab. »Das BfI ist als Bundesinstitut Ihrem Ministerium direkt unterstellt. Es gilt der politische Grundsatz, dass eine Panik auf jeden Fall zu vermeiden ist.«
    »Ich fürchte, da bin ich der falsche Ansprechpartner«, blockte Stegebach ab. »Als Sprecher des Ministeriums habe ich keinerlei Weisungsbefugnis. Warum reden Sie nicht mit dem Minister persönlich?«
    »Wir dachten, dass Sie als Freund einen gewissen Einfluss haben«, meldete sich George Clooney. »Unterhalb der offiziellen Ebene. Wir möchten vermeiden, dass Frau de Monti in einer Trotzreaktion Fehler begeht.«
    »Nein.« Das Blut schoss ihm in den Kopf. »Tut mir leid. Das werde ich nicht tun.«
    »Gehen wir die Sache mal anders an.« Lange knetete seine Hände. »Frau Dr. de Monti gilt als psychisch labil. Sie hat zwei Selbstmordversuche begangen und nimmt regelmäßig Medikamente.«
    »Und?« Stegebach lehnte sich zurück.
    »Wussten Sie davon?«
    »Ja.«
    »Auch den Grund?«
    »Sie leidet seit längerer Zeit unter Ängsten und Depressionen.«
    »Es gab ein Ereignis, das die psychische Erkrankung ausgelöst hat, nicht wahr?«
    »Sie ist nicht psychisch krank.«
    »Gut. Sagen wir: die psychische Labilität.«
    Natürlich kannten sie Violas Lebenslauf.
    »Ich bin kein Arzt …«
    »Frau de Monti ist während einer Forschungsexpedition im Kongo von Banditen entführt worden«, sagte Lange. »Hat sie mit Ihnen darüber geredet?«

    Abgesehen von Papierrascheln in der zweiten Reihe herrsch-te ein paar Sekunden lang Stille. Wahrscheinlich imaginierten die anwesenden Männer gerade, wie eine Horde Schwarzer über eine weiße Frau herfiel. Heiner Stegebach schämte sich, dass er genau diese Fantasie nie hatte abschütteln können.
    »Ja, aber sie hat keine Details erzählt.«

    »Wie wird sich Dr. de Monti verhalten, wenn Druck auf sie ausgeübt wird?«, wollte George Clooney wissen.
    »Renitent«, sagte Stegebach. »Sie

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