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Fürchte dich nicht!

Fürchte dich nicht!

Titel: Fürchte dich nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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hier. Sagt seine Mutter.«
    »Mussten Sie das tun?«
    »Was?« Mit einer Pinzette bugsierte sie eine Zecke in das Röhrchen.
    »Wiebke Rasmussen mit Ihrer Fragerei quälen.«
    Zum ersten Mal, seit er neben ihr stand, schaute sie ihn an. Über ihrer schmalen Nase bildete sich eine Falte, ihre Augen wurden dunkel vor Erstaunen. »Natürlich. Lars ist vor fünf Tagen von einer Zecke gestochen worden. Seine Mutter hat das Tier selbst herausgezogen.«
    »Denken Sie, er war infiziert?«
    »Das kann nur durch eine Analyse des Blutserums geklärt werden. Allerdings hatte er Fieber. Ich habe den arabischen Arzt …«
    »Dr. Habibi.«
    »… gebeten, die Körpertemperatur zu messen.« Sie verschloss das Röhrchen, in dem sich inzwischen drei Zecken den Lebensraum teilten. »Sind Sie eigentlich gegen FSME geimpft?«
    »Nein.«
    »Dann sollten Sie vorsichtiger sein.«
    Geis folgte dem Blick der Wissenschaftlerin, der auf seinen rechten Unterschenkel gerichtet war. Erschrocken trat er einen Schritt zurück und fegte das Tierchen vom Hosenbein. »Verdammt! War das eine Zecke?«
    »Sah so aus.« De Monti grinste mit schiefem Mund. »Las-sen Sie sich impfen. Und bis der Impfschutz wirkt, also in etwa zwei Wochen, bleiben Sie besser auf befestigten Wegen.«
    »Sie sind mir noch eine Antwort schuldig«, sagte Geis. »Was bedeutet das alles? Und kommen Sie mir nicht wieder mit Routineuntersuchungen.«
    De Monti zog die Schultern hoch. Sie sah aus, als ringe sie mit sich selbst um eine Entscheidung. »Ich bin hier noch nicht fertig.«
    »Dann machen Sie später weiter.« Er war nicht in der Stimmung, sich abwimmeln zu lassen. Nicht nach dem, was am heutigen Tag passiert war. »Zwei Todesfälle auf Norderney innerhalb von kurzer Zeit. Und beide nach Zeckenstichen. Erzählen Sie mir nicht, dass es sich um reinen Zufall handelt.«
    »Beide Opfer sind nicht an FSME gestorben.«
    Geis spürte, dass da etwas war. Wie bei einem Zeugen, der zögert, einen engen Freund zu belasten. Er baute sich vor de Monti auf. Unbewusst hatte er eine Pose der Einschüchterung gewählt, doch die Wirkung überraschte ihn selbst. Die Wissenschaftlerin stolperte rückwärts und riss ihre Arme hoch.
    »Entschuldigung.« Er kam sich schäbig vor. »Es tut mir leid …«
    »Kein Problem.« Sie schaute zur Seite. »Ich bin manchmal etwas schreckhaft.«
    »Wollen wir woanders darüber reden?«
    »Na schön.« Anscheinend war sie zu einem Ergebnis gekommen. »Aber ich warne Sie: Was ich Ihnen anbieten kann, ist eine unbewiesene wissenschaftliche Hypothese, eine bloße Vermutung, wenn Sie so wollen. Falls etwas davon durchsickert, vielleicht sogar bis zu den Medien, bekommen wir beide massive Schwierigkeiten. Ich, weil ich wegen unverantwortlichem Handeln entlassen werde. Und Sie, weil Sie eine Massenpanik am Hals haben.«
    »Dann sollten wir besser nicht in ein belebtes Café gehen«, folgerte Geis. »Haben Sie Angst vor Wasser?«
    »Nein.«
    »Vor Kälte?«
    »Auch nicht.«
    »Davor, mit mir allein auf einem kleinen Boot zu sitzen?«
    »Ja.«
    De Monti lachte und der Hauptkommissar stimmte erleichtert ein. »Mein Boot liegt im Hafen. Ich verspreche, dass wir nicht ablegen werden.«
    »Und Sie zwingen mich auch nicht, mit Ihnen in eine enge Kabine zu kriechen?«
    »Kajüte heißt das. Und nein, wir bleiben an Deck.«

     
    Er hatte schwarzen Tee gekocht und einen kleinen Schuss Rum hineingegeben. Viola de Monti saß zusammengekauert am Heck des Shetland-Bootes und wärmte ihre Hände an der heißen Tasse. Zwischen kleinen Schlucken erzählte sie von dem Virus, das sie beunruhigte. Dem Virus, das sich im Körper von Hannah Berends ausgebreitet hatte. Geis verstand nicht alles, aber er ließ sie reden, weil er das Gefühl hatte, dass sie Vertrauen zu ihm entwickelte.
    »Auf dem Weg hierher habe ich einen Zwischenstopp in Norden gemacht«, sagte de Monti. »Ich habe mit dem Arzt geredet, der Hannah Berends behandelt hat. Er bestätigte, was sich in dem Bericht der Rechtsmedizin abzeichnete: Der Krankheitsverlauf war äußerst ungewöhnlich. Normalerweise zeigen sich die ersten Symptome einer FSME frühestens eine Woche nach der Infektion. Der zweite, wesentlich heftigere Fieberschub erfolgt dann zwei Wochen später. Hannah Berends war aber bereits in der zweiten Krankheitsphase, obwohl sie erst wenige Tage zuvor gestochen worden war.«
    »Was heißt das?«, fragte Geis.
    »Das Ganze verlief wie im Zeitraffer. Möglicherweise haben wir es nicht nur mit einem veränderten

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