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Fürchte dich nicht!

Fürchte dich nicht!

Titel: Fürchte dich nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Sprecher des Bundesministeriums für Gesundheit, ins Innenministerium bestellt?
    Gleich nach dem Anruf vor zwei Stunden hatte er sich umgehört und auch das Landwirtschaftsministerium kontaktiert. Doch weder auf Norderney noch auf den anderen Inseln oder dem ostfriesischen Festland waren irgendwelche meldepflichtigen Krankheiten aufgetreten, abgesehen von einer einzigen FSME-Infektion. Fehlanzeige ebenso bei Tierseuchen, der letzte dokumentierte Vogelgrippefall lag bereits über ein Jahr zurück. Gesundheitlich hatten die Regierungschefs auf der Nordseeinsel nichts zu befürchten.
    Die Tür öffnete sich und eine Sekretärin winkte ihn herein. Der Saal war fensterlos, vermutlich mit Magnetfeldern abgeschirmt und abhörsicher. Eine Galerie von Monitoren an der Stirnwand unterstrich die Bedeutung, an diesem Ort verhandelte man globale Krisen. Allerdings waren im Moment alle Monitore abgeschaltet. Bis auf einen, der eine Satellitenansicht von Norderney zeigte.
    Die Klimaanlage schaufelte arktische Luft, Heiner Stegebach fröstelte.
    »Setzen Sie sich doch!«, sagte der Mann, der vor den Monitoren thronte.
    Stegebach erkannte Winfried Lange, einen der einflussreichsten Abteilungsleiter im Innenministerium. Rund um den ovalen Konferenztisch saßen acht weitere Männer, erst in der zweiten Reihe, auf den unbequemeren Stühlen, tauchten auch weibliche Gesichter auf.
    Die meisten Anwesenden waren Heiner Stegebach unbekannt, nur drei oder vier Köpfe hatte er schon einmal gesehen.

    »Sie werden sich sicher fragen, warum wir Sie herbestellt haben?«
    »In der Tat.« Der Sprecher des Gesundheitsministeriums räusperte einen Frosch weg. »Womit kann ich Ihnen helfen?«
    »Indem Sie uns etwas über Ihre Freundin erzählen.«
    In den letzten zwei Stunden war Stegebach auf ungefähr dreiundzwanzig Möglichkeiten gekommen, warum die Sicherheitsleute mit ihm sprechen wollten, einschließlich einer drei Jahre zurückliegenden Anzeige wegen Trunkenheit am Steuer. Aber mit einer Frage zu seinem Privatleben hatte er nicht gerechnet.
    »Meine Freundin? Was …«
    »Sind Sie nicht mit Dr. Viola de Monti befreundet?«
    Die Erstarrung verwandelte sich in Ärger. Wen ging das etwas an, mit wem er zusammen war und mit wem nicht? Und woher wussten die das überhaupt?
    »Entschuldigung …«
    »Sie denken, das ist Ihre Privatangelegenheit?«, unterbrach ihn Lange.
    Stegebach schwieg.
    »Und Sie haben recht«, fuhr Lange fort. »Ihre persönlichen Beziehungen sollten uns wirklich nicht interessieren. Es geht allerdings um einen Fall, der die nationalen Belange der Bundesrepublik Deutschland tangiert.«
    Viola de Monti ein Sicherheitsrisiko? Eine Terroristin, die einen Anschlag plante? Das konnte Stegebach sich nicht vorstellen. Viola war schwierig, verschroben, voller Ängste, Ticks und Macken. Und so damit beschäftigt, ihr Leben und ihren Beruf im Griff zu behalten, dass alles andere keine Rolle spielte. Wenn er, in ihrer kurzen gemeinsamen Zeit, vom Politdschungel in der Hauptstadt, von den Intrigen und Durchstechereien in der Regierung erzählt hatte, war sie geistig auf Tauchstation gegangen. Für Politik schien sie sich ähnlich zu begeistern wie ein Sodbrennen für eine Natriumcarbonattablette. Oder war das nur Show gewesen? Hatte sie ihm etwas vorgespielt? War sie in Wirklichkeit eine knallharte Aktivistin?
    »Ich verstehe nicht …«
    »Hat Frau Dr. de Monti mit Ihnen über den FSME-Fall auf Norderney gesprochen?«
    Was bedeutete das nun schon wieder?
    Lange rückte seine Goldrandbrille gerade. »Beantworten Sie bitte meine Frage!«
    »Nein«, sagte Stegebach. »Und um Sie auf den aktuellen Kenntnisstand zu bringen: Viola de Monti und ich haben uns vor einigen Wochen getrennt. Wir pflegen jedoch nach wie vor ein freundschaftliches Verhältnis und telefonieren regelmäßig miteinander. Den FSME-Fall auf Norderney hat sie dabei nicht erwähnt.«
    Lange schaute in die Runde. Einige der Sitzungsteilnehmer nickten zurück. Heiner Stegebach hatte den Eindruck, dass sich die Körperhaltung der Anwesenden entspannte. Was, zum Teufel, ging hier vor?
    »Darf ich fragen …«
    »Nun …« Lange faltete seine Hände. »In Ihrem Amt werden Sie sowieso über kurz oder lang damit befasst sein. Im Übrigen vertraue ich auf Ihre Verschwiegenheit.«
    »Selbstverständlich. Wir arbeiten für dieselbe Regierung, Herr Dr. Lange.«
    Langes Mundwinkel zuckten. »Frau de Monti glaubt, eine Mutante des FSME-Virus entdeckt zu haben.«
    »Glaubt?«
    »Sie ist

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