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Fürchte dich nicht!

Fürchte dich nicht!

Titel: Fürchte dich nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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ihr nahe gefühlt«, sagte Geis. »Ich wette, an der Wand hingen Dutzende von Fotos. Viola de Monti in allen Lebenslagen. Jeden Tag hat er sie angeglotzt und sich eingebildet, es gebe eine Beziehung zwischen ihr und ihm.«

    »Wie ist er wohl an das Foto gekommen?«, wunderte sich Schöning. »Das muss einer der Geiselnehmer aufgenommen haben.«
    »Für Geld bekommt man alles«, sagte Geis verächtlich.
    »Höre ich da so etwas wie Eifersucht aus deinen Worten?«

    »Der Mann ist verrückt.«
    »Und was ist de Monti in ihrem jetzigen Zustand?«
    Geis spürte, wie ihm heiß wurde.
    »Schon gut«, wiegelte Schöning ab. »Ich denke, wir haben genug, um Eichkorn zur Fahndung auszuschreiben.«
    »Dann kann ich ja gehen.« Geis wandte sich zur Tür.
    »Was hast du vor?«, rief Schöning ihm nach.
    »Mit Professor Walter reden. Eichkorn hat vielleicht keine Freunde, aber er hatte mal einen Vorgesetzten.«
    Das, was Geis eigentlich von Walter wissen wollte, betraf gar nicht Eichkorn, sondern Viola. Aber er hütete sich, Schöning davon zu erzählen.

     
    Professor Walter guckte etwas gequält, als Geis an die geöffnete Bürotür klopfte. »Ach! Der Herr Kollege!«
    »Ich muss mich gleich zweifach bei Ihnen entschuldigen«, sagte Geis. »Für meinen peinlichen Auftritt hier bei Ihnen und dafür, dass ich Sie neulich am Telefon angefahren habe.«
    Walter deutete auf den Besucherstuhl vor seinem Schreibtisch. »Um offen zu sein: Schon während Ihres Besuches kamen mir erhebliche Zweifel, dass Sie über naturwissenschaftliche Grundkenntnisse verfügen. Frau de Monti zuliebe habe ich nichts gesagt. Ich dachte, sie hat ihre Gründe, jemanden wie Sie mitzubringen.«
    »Das war nett von Ihnen.« Geis setzte sich.
    »Und wo wir schon bei den Geständnissen sind«, fuhr Walter fort. »Ich habe mich am nächsten Tag beim Bundesinstitut für Infektionskrankheiten erkundigt und erfahren, dass Frau de Monti nicht an dem Fall arbeitet.«
    »Und trotzdem haben Sie sie nicht verpfiffen. Respekt!«
    Der Professor lächelte. »Eine weise Entscheidung. Oder nicht? Schließlich ist Ihnen gelungen, was die Polizei nicht geschafft hat: Sie haben diesen Zeckenzüchter ausfindig gemacht.«
    »Das waren turbulente Tage«, sagte Geis nachdenklich. »Manchmal wünsche ich mir, wir hätten keinen Erfolg gehabt.«

    »Ich verstehe immer noch nicht, wie sich Frau de Monti infizieren konnte. Sie ist die Zeckenexpertin Deutschlands. Sie hätte wissen müssen, wie man sich schützt.«
    Geis nickte. »Übrigens hatten Sie in der anderen Sache recht: Ihr Anruf stand in den Akten. Ich habe die Notiz überlesen.«
    »Und was hat sich daraus ergeben? Ist Eichkorn in die Sache verwickelt?«
    Was sollte er antworten? Goronek würde vor Wut toben, wenn vor der offiziellen Pressekonferenz etwas durchsickerte und ihm die Show gestohlen wurde.
    »Wir wissen es noch nicht«, sagte Geis lahm und kam sich im selben Moment schäbig vor. Walter hatte sich anständig verhalten, er verdiente es nicht, permanent belogen zu werden. »Ach was, in ein paar Stunden werden Sie es ohnehin erfahren: Ja, Eichkorn steckt mit drin. Wahrscheinlich ist er sogar der Kopf des Ganzen. Aber behalten Sie das bitte vorläufig für sich.«
    Ein Schatten huschte über das Gesicht des Professors. »Irgendwie habe ich damit gerechnet«, sagte er leise.
    »Warum? Hielten Sie Eichkorn schon damals für gefährlich?«

    »Nein. Das nicht. Er war, wie soll ich sagen, kein Teamspieler. Wenn ihn etwas interessierte, hat er sich der Aufgabe mit einer Besessenheit gewidmet, die weder ihn selbst noch andere schonte. Manchmal hat er hier regelrecht campiert. Ich musste ihn dann nach Hause schicken, damit er mal duschte und frische Kleidung anzog.«
    »Hört sich nicht nach jemandem an, der bei seinen Kollegen beliebt war.«
    »Da tippen Sie richtig. Ich kann mich nicht erinnern, dass er sich mit jemandem aus dem Institut verabredet hat. Im persönlichen Umgang war er unbeholfen und schüchtern. Studentinnen haben sich einen Spaß daraus gemacht, ihn anzustarren. Eichkorn bekam sofort einen roten Kopf, sobald er das merkte.«
    Geis dachte an den markant gestylten Geschäftsführer von Dia-Lab, der vor Selbstsicherheit kaum laufen konnte. Das genaue Gegenteil von dem, was Professor Walter beschrieb.
    »Warum hat er das Institut verlassen?«
    »Ich habe seinen Vertrag nicht verlängert.« Walter spielte mit der Kappe eines Kugelschreibers. »In der Wissenschaft kommt es nicht nur auf Brillanz an – und

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