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Fürchte dich nicht!

Fürchte dich nicht!

Titel: Fürchte dich nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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aus dem Wasser gezogen wird und vergeblich nach Sauerstoff schnappt, und stürzte grußlos weiter. Dicke Luft.
    Geis’ Nackenmuskulatur spannte sich an, als er auf den Klingelknopf drückte.
    Zwei Sekunden später riss Viola die Tür auf. »Was denn noch?«

    Obwohl er etwas Ähnliches erwartet hatte, prallte Geis einen halben Meter zurück.
    »Entschuldige!« Viola lächelte. »Ich dachte, du wärst …«
    »… Heiner Stegebach. Ist mir auf der Treppe begegnet.« Geis versuchte sich ebenfalls an einem Lächeln. »War wohl eine Begegnung der unangenehmeren Art.«
    »Das ist noch milde ausgedrückt.« Viola trat zur Seite. »Komm rein!«
    Sie trug das vormals schulterlange dunkle Haar jetzt kurz geschnitten und mit viel Gel dicht am Kopf. Männlicher.
    »Er hat mir gedroht.« Viola führte ihn ins Wohnzimmer. »Was willst du trinken?«
    »Weswegen?«
    »Wir seien eine Gefahr für die Gesellschaft, hat er gesagt. Dieses Pack, das sich von den Zecken hat stechen lassen. Mörder, Gewalttäter, Terroristen. Falls ich mich weigern würde, weiter als Versuchskaninchen zur Verfügung zu stehen, hätte ich mit ständiger Überwachung oder Inhaftierung zu rechnen.«
    So ganz falsch war die Vorschrift vermutlich nicht, dachte Geis.
    »Gab es denn einen Anlass?«
    »Der Schleimbeutel war hier, weil ich das Handtuch geworfen habe. Ich bin es leid, mein Innerstes auszubreiten und die Ärzte und Psychologen darin herumstochern zu lassen. Was sagst du dazu?«
    »Ich …«
    »Zum Thema Trinken. Bier oder Wein. Ich nehme Wein.«
    Geis atmete aus. »Dann schließe ich mich an.«
    Viola verschwand in der Küche und kam mit einer Flasche Rotwein und zwei Gläsern zurück. »Und jetzt hören wir auf, über mich zu reden. Wie lief es bei dir? Wie seid ihr auf Eichkorn gekommen?«
    Geis erzählte es ihr. Bis zu dem Punkt, an dem sie das Foto in Eichkorns Wohnung gefunden hatten. »Hast du eine Idee, wieso er hinter dir her ist? Könntet ihr euch nicht doch schon einmal begegnet sein?«
    »Nein.« Viola schüttelte den Kopf. »Außerdem stehe ich nicht auf gelackte Business-Typen.«
    »Professor Walter meint, Eichkorn sei früher schüchtern und unscheinbar gewesen. Ich nehme an, er hat die FSME an sich selbst ausprobiert und wirkt erst seitdem so cool.«
    Viola schnaufte. »Ist mir egal, warum der Typ in mich verknallt ist. Seine abartigen Fantasien möchte ich mir nicht vorstellen.«
    »Es würde uns helfen, ihn zu finden.«
    Sie hob ihr Glas und wartete darauf, dass er mit ihr anstieß. »Schluss mit der Arbeit! Ich habe bei einem Italiener um die Ecke einen Tisch für uns bestellt. Und danach …«
    Sie wollte nicht darüber reden. Hatte Eichkorn vielleicht versucht, Kontakt zu ihr aufzunehmen?
    »Ich sollte erst noch ein Zimmer buchen«, sagte Geis. »Gibt’s ein Hotel in der Nähe, das du mir empfehlen kannst?«
    »Was für ein Quatsch! Du schläfst natürlich hier.«
    Der Hauptkommissar erstarrte.
    »Auf der Couch«, lachte Viola. »Und keine Angst! Ich falle heute Nacht nicht über dich her.«

     
    Eine halbe Stunde später war Viola im Badezimmer verschwunden, um letzte Hand an ihr Outfit zu legen. Geis saß untätig im Wohnzimmersessel, als im Nebenzimmer eine Stimme verkündete: »Sie haben E-Mail.«
    Nach einer Schrecksekunde begriff Geis, dass er die Stimme kannte. Und dass der Synchronsprecher des Ehemanns von Angelina Jolie unmöglich hinter der Tür stehen konnte.
    Im Badezimmer rauschte Wasser. Geis stand auf und war mit drei Schritten im Nebenraum. Sollte er es wagen?
    Er klickte auf das Briefsymbol und auf dem Bildschirm erschien der Text:

     
    Liebe Viola,

    ich freue mich auf dich. Um 14 Uhr wirst du am Bahnhof von Leer abgeholt.

    Bis Sonntag!

    Deus

     
    Deus? Siebzigjährige Tanten hießen Frieda oder Hannelore, aber nicht Deus.
    Im Eingangsregister entdeckte Geis noch weitere Nachrichten von Deus. Er öffnete die erste und spürte, während er las, wie sein Herz zu rasen begann.

45
Leer, Bahnhof

    Geis erstarrte, als er die Person erkannte, die Viola vom Bahnhof abholen sollte. Die Erinnerung an ihre letzte Begegnung war noch so lebendig, dass er glaubte, Metall auf der Zunge zu schmecken. Den Lauf der Pistole, die Saskia Fischer ihm in den Mund geschoben hatte. Nie im Leben würde er vergessen, wie hilflos und entwürdigt er sich gefühlt hatte. Als er seine Hosen ausziehen musste und zuerst Fischer und dann das gesamte Personal der Norderneyer Polizeistation ihn angestarrt hatten.
    Fischer hatte sich also

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