Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fürchte dich nicht!

Fürchte dich nicht!

Titel: Fürchte dich nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
Vom Netzwerk:
lächerlich wirkte das, fand Geis, wie Teletubbies bei einem Mondspaziergang.
    Noch einmal vergingen fünf zähe Minuten, dann kam die endgültige Entwarnung.
    »Na dann«, sagte Schöning. »Schauen wir uns das gemütliche Heim mal an!«
    Die Enttäuschung wuchs mit jedem Zimmer, das Geis inspizierte. Was er sah, war eine teuer eingerichtete Wohnung, so aufgeräumt und steril, dass ihr jeglicher Charme fehlte. Und ohne sichtbare Zeichen, die seinen Verdacht bestätigt hätten: keine Fotos, kein Schlachtplan an der Wand, nicht einmal bekritzelte Zettel, die Eichkorn mit Viola oder Wesseling in Verbindung brachten. Natürlich besagte der erste oberflächliche Eindruck wenig. Die Kriminaltechniker würden sich die Schränke, Schubladen und vor allem den Computer und die Telefonkontakte vornehmen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis man alles über Eichkorn in Erfahrung gebracht hatte, was sich in Daten ausdrücken ließ. Und außerdem gab es ja noch die Firmenräume in Ochtrup.
    Doch etwas sagte Geis, dass es schwieriger werden würde, als er angenommen hatte. Eichkorn hatte seinen Abgang offenbar gründlich geplant. Falls er überhaupt der war, für den ihn Geis hielt …
    »Verschwunden, hast du gesagt.« Schöning stand neben ihm. »Was heißt das eigentlich? Er könnte auch irgendwo in der Sonne liegen.«
    »Klar.« Geis guckte an ihr vorbei. »Eine Garantie gibt es in unserem Job nicht.«
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße«, murmelte die Hauptkommissarin. »Wenn du uns ein Ei ins Nest gelegt hast …«
    »Der Computer hat keine Festplatte«, meldete einer der Kriminaltechniker.
    Geis grinste: »Wer baut die Festplatte seines Computers aus, bevor er in Urlaub fährt?«
    »Hier ist was.« Die Stimme eines anderen Spurensicherers.
    »Schwein gehabt«, sagte Schöning.
    Der Mann, der zuletzt gerufen hatte, stand vor einer komplett weißen Wand in Eichkorns Arbeitszimmer.
    Schöning runzelte die Stirn. »Und was ist da?«
    »Nichts.«
    »Das sehe ich.«
    »Eben. Die Wand ist vor Kurzem frisch gestrichen worden. Offenbar hat sich dort etwas befunden, das wir nicht sehen sollen.«
    »Spuren von Bildern und Fotos zum Beispiel«, schlug Geis vor.
    »Die Wohnung hat bestimmt einen Keller«, sagte Schöning. »Der muss durchsucht werden. Ebenso die Mülltonnen.«
    »In der ganzen Straße«, ergänzte Geis. »Er wird nicht seine eigene Mülltonne benutzen. Und im Recyclinghof sollte man auch nachfragen. Die Abgabe von Hausmüll ist gebührenpflichtig. Vielleicht erinnert sich jemand an sein Gesicht.«

    »Und was wissen wir dann?«, gab Schöning skeptisch zurück.

    »Dann wissen wir, dass er etwas zu verheimlichen hat«, antwortete Geis. »Im Moment ist jedes kleinste Puzzleteilchen wichtig. Alles, was wir kriegen können, um ihn festzunageln.«

     
    Die Hoffnung schwand von Stunde zu Stunde. Weder der Keller noch die Mülltonnen des gesamten Viertels gaben Geheimnisse preis. Und aus Ochtrup, wo Bischoff die Durchsuchung der Dia-Lab- Räume leitete, kamen ähnlich deprimierende Nachrichten. Eichkorn hatte sein Privatleben vollständig gelöscht. Wäre Geis ihm nicht persönlich begegnet, er hätte fast daran gezweifelt, dass es sich um ein Wesen aus Fleisch und Blut handelte.
    Unruhig tigerte der Hauptkommissar durch die Wohnung, bis ihn die genervten Spurensicherer vor die Tür verwiesen. Eine Zeit lang hielt er es in dem Café an der Straßenecke aus, dessen Achtzigerjahre-Einrichtung sich unverändert in die Gegenwart gerettet hatte. Ebenso wie die Haarlänge des Besitzers, der seine Frisur als stummen Protest gegen die größer werdende Glatze trug. Schließlich wanderte Geis ziellos herum, alle zehn Minuten sein Handy kontrollierend, das die erlösende Mitteilung nicht ausspucken wollte.
    Der Anruf kam gegen fünfzehn Uhr. Von Schöning.
    »Was ist?«, fragte Geis.
    »Komm her!«, sagte Schöning.
    Das schien eine Masche von ihr zu sein, nie eine vernünftige Antwort zu geben.

     
    Ein Foto war hinter den Schreibtisch gerutscht und dort hängen geblieben. Die Leute von der Spurensicherung hatten es erst entdeckt, als sie das Möbelstück zur Seite rückten. Es zeigte Viola mit blutigem T-Shirt, wirrem Blick und Haaren, die so vor Schmutz starrten, dass sie wie kleine Hörner vom Kopf abstanden. Offensichtlich war es im Kongo aufgenommen worden, denn Viola stieg mit anderen Weißen in ein kleines Propellerflugzeug, das auf einer staubigen Piste stand, umgeben von einer Meute bewaffneter Schwarzer.
    »Deshalb hat er sich

Weitere Kostenlose Bücher