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Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer

Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer

Titel: Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: April Genevieve Tucholke
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war auf der Highschool ein super Läufer und hat etliche Medaillen gewonnen. Jedenfalls ist er jetzt Journalist und total heiß auf diese Story. Der Teufel! In was für einer rückständigen Stadt leben wir bloß? In Portland lachen sie sich bestimmt tot über uns. Ich sehe schon die Schlagzeile. Kinder aus dem Provinzkaff Echo sehen den Fürsten der Finsternis auf Stadtfriedhof. «
    River räkelte sich wie eine Katze. »Scheint, als würden in dieser Stadt ziemlich häufig Kinder verschwinden«, sagte er unbeeindruckt und lehnte sich dann mit hinter dem Kopf verschränkten Armen lächelnd in die Kissen zurück. »Zuerst schnappt sie sich dieser Blue und jetzt der Teufel?«
    Ich wollte Luke gerade von Jack und seiner kleinen mit selbst geschnitzten Pflöcken bewaffneten Bande von Teufelsjägern erzählen, als Sunshine hinter ihm auftauchte. Ihre langen braunen Haare ergossen sich über ein weißes T-Shirt-Kleid, das sich hauteng an ihre Kurven schmiegte.
    »Hey.« Ihr Blick wanderte über mein zerknittertes Nachthemd und dann zu River, der noch mit nacktem Oberkörper im Bett lag. »Drüben in Citizen Kane war niemand, deswegen dachte ich, ich schau mal hier nach. Habt ihr schon gehört, was in der Stadt los ist? Ich wollte Mandelmilch fürs Frühstück kaufen, und alle rennen hektisch durch die Gegend und erzählen was von einem Mädchen, das verschwunden ist. Angeblich läuft auf dem Friedhof eine Horde Kinder mit Holzpflöcken Streife und versucht den Teufel zu töten, als wäre er ein Vampir. Habe ich die Apokalypse verpasst oder was ist passiert?«
    Wir gingen zu viert in die Küche, wo River uns Kaffee und Omeletts machte. Weil er sich auf die Eier in der Pfanne konzentrierte und kaum etwas sagte, berichtete ich Luke und Sunshine von unserem nächtlichen Besuch auf dem Friedhof. Ich rechnete damit, dass Sunshine panisch reagieren würde – schließlich hatte sie gestern Nachmittag noch geglaubt, im Tunnel Blue gesehen zu haben, von dem immerhin behauptet wurde, er würde Kinder entführen, aber sie schien das alles hinter sich gelassen zu haben und lachte zusammen mit Luke über die Vorstellung, in Echo würde der Teufel umgehen.
    »Als gäbe es keine spannenderen Orte, an denen der Teufel sich die Zeit vertreiben könnte«, sagte sie. »Er könnte durch die zwielichtigen Seitengassen von Paris streifen, Seelen auf einem Friedhof von New Orleans rauben oder durch das Amsterdamer Rotlichtviertel schlendern. Aber nein … der Idiot hat sich ausgerechnet für unseren Friedhof entschieden.«
    Luke lächelte, den Blick genießerisch auf Sunshines Brüste geheftet, die jedes Mal, wenn sie lachte, in dem großzügigen Ausschnitt ihres Kleids auf und ab wippten.
    »Apropos Stadt der Liebe«, sagte ich, »Luke und ich haben uns letzte Woche im Freiluftkino im Park Ein Amerikaner in Paris angeschaut. Der Film war …«
    »Schrott«, sagte Luke.
    »Lügner.« Ich reichte ihm einen Teller mit Omelett. »Du fandst ihn toll. Es geht darin um einen armen Maler in Paris und du warst total fasziniert. Übrigens habe ich vor ein paar Tagen in der Post gesehen, dass du dir Informationsmaterial von der Sorbonne hast schicken lassen. Überlegst du dir etwa, dort zu studieren, Bruder?«
    Luke tat so, als hätte er mich nicht gehört.
    Ich lächelte Rivers vielsagendes Lächeln. »Aber warum willst du in Paris studieren, wenn doch Italien der wahre Geburtsort der Kunst ist? Dad hat immer gesagt …«
    »Du und deine italienische Renaissance, Vi. Du bist genau wie Dad. Dabei sieht man euren eigenen Bildern an, dass ihr euch stilistisch gesehen beide schamlos am französischen Impressionismus bedient, egal was du über Italien sagst. Mom weiß es, ich weiß es. Ende der Diskussion.«
    Ich lächelte wieder, aber dieses Mal kam es von Herzen. Es machte mich immer glücklich, wenn ich Luke dazu brachte, über Kunst zu sprechen. Als ich die Infopost der Sorbonne im Briefkasten entdeckt hatte, hatte ich mich gefreut wie ein kleines Kind.
    Ich probierte von Rivers Omelett. Es war köstlich – perfekt gesalzen, butterzart, mit dem Aroma von fein gehackten Zwiebeln und geriebenem Parmesan.
    Ich hatte befürchtet, Luke wäre sauer auf River, weil er mich praktisch mit ihm im Bett erwischt hatte. Als Luke mich letzten Herbst mit Sean Fry – extrem kantiges Kinn, übersteigertes Selbstbewusstsein – im blauen Gästezimmer in den Schrank gesperrt hatte, hatten er und Sunshine sich totgelacht, während ich bei dem Versuch, Seans gierigen Lippen

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