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Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer

Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer

Titel: Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: April Genevieve Tucholke
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hinter Grabsteinen, huschten als kleine graue Schatten durch den Nebel. Alle hielten spitze Pflöcke in der Hand und ignorierten die Aufforderungen der besorgten Eltern, nach Hause zu kommen. Erwachsene liefen zwischen den Gräbern umher wie verirrte Schafe und riefen nach Zack, Ann, Jamie oder Charlotte, während ihre Kinder zwischen den Nebelfetzen hin und her rannten, ohne auf sie zu hören.
    Schon die sechs Jungen von gestern Abend waren für ihr Alter beängstigend ernst und entschlossen gewesen, aber diese Armee von Kindern, die ihre Pflöcke wie Dolche schwangen, jagte mir noch einen viel größeren Schauder über den Rücken. Dass sie sich alle zusammengeschlossen hatten, um den Teufel zur Strecke zu bringen, war beklemmend und erschien mir völlig irreal. Es war nicht ungewöhnlich, dass Kindern beim Spielen die Fantasie durchging. Manche schlugen auf die Schaukel ein, manche auf das Klettergerüst, andere verprügelten kleinere Kinder oder kämpften in einer Höhle voller Gold gegen einen nicht vorhandenen Drachen. Aber dass alle diese Kinder geschlossen hinter dem Teufel her waren – das wollte mir einfach nicht in den Kopf.
    Ich sah River an, dessen Gesicht düster blickte. So düster und stürmisch wie der Himmel über uns. Aber was mich weit mehr erschreckte, war die Tatsache, dass er … überrascht wirkte. Er hatte die Augen weit aufgerissen und es lag ein … verlorener Ausdruck darin.
    Höchst beunruhigend, wie ich fand.
    Als ich mich umschaute, entdeckte ich ein paar Meter neben uns ein kleines Mädchen, das hinter einem Grabstein kauerte. Ihre schwarzen Haare kräuselten sich im feuchten Niederschlag und ihre dunklen Augen bewegten sich rastlos von links nach rechts.
    Ich kniete mich neben sie. »Hey«, sagte ich. »Bist du auch hier, um den Teufel zu töten?«
    Sie nickte.
    »Weißt du, wo Jack ist?«, fragte ich. »Ich muss mit ihm reden.«
    Sie nickte wieder. »Der ist oben bei der Gruft von den Glenships. Dort ist er schon seit letzter Nacht.« Sie sprach so leise und hastig, als wollte sie nicht gehört werden. »Jack glaubt, dass der Teufel dorthin zurückkehrt, weil er ihn dort zuletzt gesehen hat. Aber es ist jetzt schon seit Stunden hell, und ich weiß noch nicht einmal, wonach ich eigentlich suchen soll. Jack hat bloß gesagt, er hätte rote Augen und wäre angezogen wie die Leute vor hundert Jahren, aber was meint er damit genau?«
    Das Mädchen schaute zum grauen Himmel auf und schauderte.
    Ich folgte ihrem Blick und fragte mich, was Freddie dazu gesagt hätte, dass der Teufel ein rotäugiger Mann mit einem schwarzen Umhang sei, der sich vom nächtlichen Himmel hinabstürzt und Kinder entführt. Vielleicht hätte sie gelacht, aber womöglich hätte sie die Geschichte auch geglaubt, ich wusste es nicht.
    Durchaus möglich, dass sie sie geglaubt hätte.
    Ich sah, dass River eine Gruppe von sechs Polizisten beobachtete, die gerade durchs Tor kam. Ein großer blonder Mann in den Vierzigern hob ein Megafon an seine Lippen und machte eine Durchsage.
    »GEHT NACH HAUSE, KINDER. SOFORT. WIR MÜSSEN DAS VERSCHWINDEN EINES KLEINEN MÄDCHENS AUFKLÄREN UND KÖNNEN HIER NICHT NOCH MEHR AUFREGUNG UND DURCHEINANDER GEBRAUCHEN. WIR NEHMEN JEDEN FEST, DER SICH WEIGERT, DEN FRIEDHOF ZU VERLASSEN. ICH WIEDERHOLE: GEHT NACH HAUSE! WER SICH DIESER AUFFORDERUNG WIDERSETZT, BEKOMMT HANDSCHELLEN ANGELEGT UND WANDERT INS GEFÄNGNIS.«
    Natürlich war das eine leere Drohung. Aber die Kinder fielen darauf herein.
    Dutzende kleiner Umrisse schälten sich aus dem Nebel und strömten Richtung Ausgang. Aber ihre schmalen Gesichter wirkten erregt, und mir fiel auf, dass sie alle ihre Pflöcke mitnahmen, als sie gingen.
    Ich hielt nach Jack Ausschau, konnte ihn jedoch nirgends entdecken, was mich nicht wirklich wunderte. Vermutlich nahm er die Drohungen der Polizei nicht ernst.
    In diesem Moment hielt ein weißer Transporter mit der Aufschrift CHANNEL3-NEWS-TEAM vor dem Tor, aus dem eine kleine Frau mit langen Haaren sprang. Sie lief eilig auf den Friedhof und richtete eine Kamera auf uns.
    »Verdammt«, knurrte River. »Das hat mir gerade noch gefehlt. Komm, Vi. Lass uns von hier verschwinden.«

Zehntes Kapitel
    Die Suchtrupps kämmten den ganzen weiteren Tag die gesamte Stadt nach Isobel ab. Luke und ich schlossen uns einem von ihnen an und durchsuchten zusammen mit einer Gruppe älterer Leute und ein paar in die Jahre gekommenen Jagdhunden den Wald hinter unserem Haus. Ohne Erfolg.
    Ich betete zu Freddie, dass

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