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Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer

Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer

Titel: Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: April Genevieve Tucholke
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Bett, presste die Hände auf mein Herz und wartete. Als River sich auf einen Ellbogen stützte, rutschte die Decke ein Stück herunter und entblößte seinen nackten Körper. »Gleich morgen früh musst du fahren. Und ich möchte dich nicht mehr sehen, okay?«
    »Geh, Violet.« Mehr sagte er nicht.
    Und ich ging.
    Neely war in der Küche des Gästehauses. Er stand mit dem Rücken zum Fenster und trank Kaffee aus einer kleinen rosafarbenen Tasse mit einem Sprung. Hinter ihm ging langsam die Sonne auf.
    »Ich weiß nicht, wie du so viel Kaffee trinken kannst, Neely.« Meine Stimme brach, als ich es sagte. Ich nahm ihm die Tasse aus der Hand und trank sie in einem Zug aus. Danach fühlte ich mich etwas besser.
    Neely sah mich lächelnd an, aber sein Blick war prüfend.
    »Alles in Ordnung, Vi?«
    »Alles bestens.« Doch meine Hände zitterten, und Neely wusste, dass ich es wie River machte und log.
    »Okay«, sagte er. »Ich lass das jetzt einfach mal so stehen und sage nichts dazu. Willst du wissen, wo ich gewesen bin?«
    Wollte ich nicht.
    »Ich habe den dunkelhaarigen Jungen gesucht«, fuhr er fort, als ich nicht antwortete. »Ich bin noch mal zum Friedhof zurückgekehrt und den Weg abgegangen, der zwischen den Bäumen hindurchführt, aber ich habe ihn nicht gefunden. Ich mache mir Sorgen um ihn.«
    Ich wich seinem Blick aus und starrte aus dem Fenster. »Ich auch«, gab ich schließlich zu.
    Wieder musterte Neely mich mit diesem prüfenden Blick.
    »Warum bist du überhaupt wach?«, fragte er. »Warum liegst du nicht mehr im Bett meines Bruders und brichst dein Versprechen, dich nicht mehr von ihm berühren zu lassen?«
    Ich schüttelte schweigend den Kopf.
    »Was ist passiert?«, fragte er leise. »Violet. Was ist passiert?«
    Ich schaute auf seine geschwollene rechte Hand, die er in das Gesicht seines Bruders gerammt hatte. »Versprichst du, dass du ihn nicht wieder verprügelst?«
    »Nein.« Er fuhr sich durch die Haare und sah aus wie River. »Ja. Ja, ich versprech’s.«
    »River hat das Funkeln bei mir benutzt, während er schlief. Er wollte es nicht … aber er hat es unbewusst trotzdem getan. Und dabei sind Dinge passiert … die wir beide zugelassen haben. Aber dann schlug die Eingangstür zu und davon bin ich aufgewacht. Gerade noch rechtzeitig«, fügte ich hastig hinzu, weil in Neelys Augen wieder dieser seltsam lauernde Ausdruck trat wie in dem Moment, kurz bevor er River auf dem Friedhof geschlagen hatte.
    Er holte tief Luft, griff nach meiner Hand und drückte so fest zu, dass die Wunden auf seinen Fingerknöcheln aufplatzten und wieder zu bluten anfingen. Und so standen wir schweigend in der Küche, während draußen die Sonne aufging und die Meeresbrise durch die Fenster wehte.

Fünfundzwanzigstes Kapitel
    »Violet?« Jemand sagte leise meinen Namen. Ich schlug die Augen auf, blinzelte in die strahlende Morgensonne und drehte mich um, weil ich die Stimme nicht erkannt hatte. Wer war es, der mich geweckt hatte. Sunshine? Luke? Neely? Als ich mich streckte, stellte ich fest, dass das Bett neben mir leer war.
    River?
    Ich setzte mich auf und rieb mir die Augen. Plötzlich kehrten die Erinnerungen an letzte Nacht zurück und weckten mich schneller auf als ein Schwall kaltes Wasser. River würde heute von hier fortgehen. Er steckte in Schwierigkeiten, hatte das Funkeln nicht mehr unter Kontrolle. Die Briefe …
    »Violet?«
    Es war Jack. Er stand in einem Sonnenstrahl am Fußende meines Betts und sah so ernst aus wie immer. »Oh, Jack. Hey! Ich habe geschlafen. Allein.« Konzentrier dich, Violet. »Was gibt es denn?«
    »Ich war heute Morgen spazieren, weil ich den perfekten Baum finden und malen wollte«, erzählte er. »Aber dann hab ich … etwas anderes gefunden. Im Graben neben den Gleisen.«
    Ich sah ihn verständnislos an.
    »Du musst mitkommen«, drängte Jack. »Jetzt gleich.«
    Ich nickte. »In Ordnung.«
    Jack wartete draußen auf mich, während ich mir die Haare bürstete, mir die Zähne putzte und einen grünen Rock und eine weiche langärmlige Bluse anzog, die meine Mom gern beim Malen trug. Ich gab niemandem Bescheid, weder Luke noch Neely und auch nicht … River. Ich hatte ihm gesagt, dass ich ihn nicht sehen wollte, bevor er fuhr. Und ich war mir nicht sicher, ob ich es immer noch so meinte.
    Verdammt.
    Ich folgte Jack erst zum Tunnel und dann am Friedhof vorbei den Weg nach Echo hinunter. Die Sonne strahlte vom Himmel und meine vom taufeuchten Gras nassen Füße gaben in den

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