Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer

Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer

Titel: Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: April Genevieve Tucholke
Vom Netzwerk:
ankommt und mir sagt, dass ich verschwinden soll. Und zwar wegen dem Teufel. Dem Teufel . Diese verlogenen kleinen Dreckskerle haben jedem erzählt, sie hätten den verdammten Teufel gesehen, und mit dieser Lüge unsere Stadt im ganzen Land lächerlich gemacht. Und dann besitzt dieses kleine Stück Scheiße auch noch die Frechheit, mir zu sagen, dass ich von hier abhauen soll.«
    Ich kniete mich neben den Jungen auf den Boden. Erst jetzt sah ich, dass es der kleine Blondschopf mit dem intensiven Blick war, der nach der Teufelsjagd damals zögernd am Eingang stehen geblieben war, als die anderen Kinder den Friedhof schon längst verlassen hatten. Seine Kleidung war schmutzig und zerrissen, er blutete aus der Nase und seine Lippe war aufgeplatzt. Aber er wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und schaute wütend zu dem dunkelhaarigen Jungen auf.
    »Ich bin gar kein Lügner. Der Teufel war wirklich hier. Wir haben ihn mit eigenen Augen gesehen.«
    Der dunkelhaarige Junge versuchte sich aus Rivers Griff zu befreien. » Du verlogenes Stück Scheiße. Ich breche dir sämtliche Rippen und reiße dir mit bloßer Hand dein verlogenes kleines Herz heraus …«
    Neely stürzte auf seinen Bruder zu und zog ihn von dem Jungen weg. Der stand einen Moment lang benommen und mit weit aufgerissenen Augen da, bevor er wie ein gejagter Hirsch davonstürmte und zwischen den Bäumen verschwand.
    Neelys Atem ging stoßweise und er ballte die zitternden Hände zu Fäusten. »Hast du’s etwa schon wieder getan, River? Hast du bei ihm das Funkeln benutzt?«, fragte er leise, und der Ausdruck in seinen Augen hatte etwas seltsam Lauerndes, fast so, als wünschte er sich, es wäre so.
    River presste sich die Hände an die Schläfen. »Ich … Ich weiß es nicht. Ich … ich hatte die Hand an seiner Kehle, und ich war so unglaublich wütend, dass ich …«
    Neely holte mit dem rechten Arm – dem mit der Narbe – aus und rammte River die Faust mitten ins Gesicht. Sein Kopf flog zur Seite und er stolperte rückwärts. Nachdem er einen kurzen Moment schwankend dagestanden hatte, rieb er sich über die Wange und sah seinen Bruder an. »Vielen Dank auch«, sagte er und schüttelte sich die braunen Haare aus der Stirn. Sein ganzes Verhalten hatte etwas Provozierendes, als fordere er Neely heraus, ihn noch mal zu schlagen.
    »Na komm schon«, sagte Neely, dessen Stimme jetzt angespannt und nervös klang. Er umkreiste River und ließ dann wie ein Profiboxer die Faust wieder nach vorne schnellen. Diesmal wich River geschickt aus, aber schon in der nächsten Sekunde hatte Neely sich auf ihn gestürzt und ihn zu Boden gerissen. Die beiden wälzten sich im Dreck, bis es Neely gelang, sich auf seinen Bruder zu setzen, der jedoch im selben Moment die Arme um seinen Hals schlang und ihn erbarmungslos umklammerte.
    »Hast du genug?«, rief River. »Ob du genug hast, hab ich gefragt?«
    »Ja. Ja, verdammt noch mal«, keuchte Neely.
    River ließ ihn los, rollte sich zur Seite und rappelte sich hoch. Er stand einen Moment lang da, warf Neely und mir einen stummen Blick zu und ging davon.
    »Bist du verletzt?«, fragte ich den blonden Jungen, was angesichts seines lädierten Gesichts eine ziemlich dumme Frage war.
    »Ich glaube ja«, antwortete er, rieb sich die Seite und wischte sich dann das Blut vom Mund. »Aber nur ein bisschen. Nicht so schlimm.«
    Ich tastete vorsichtig seinen schmalen Brustkorb ab, um zu überprüfen, ob er sich womöglich auch noch eine Rippe gebrochen hatte.
    »Lass mich mal sehen …« Neely kniete sich neben den Jungen. Sein Atem ging stoßweise, aber er wirkte sehr ruhig und so, als wüsste er genau, was er tat. »Ich habe mal ein Praktikum als Rettungssanitäter gemacht und kenne mich ein bisschen aus.«
    Während Neely den Jungen untersuchte, bemerkte ich, dass seine eigenen Fingerknöchel aufgerissen waren und bluteten, trotzdem ließ er sich nicht anmerken, dass er selbst Schmerzen hatte, während er den Jungen behutsam und gründlich abtastete. Im Gegensatz zu mir schienen ihn die dunklen, starrenden Augen des blonden Jungen auch nicht im Mindesten zu beunruhigen.
    »Du hast Glück gehabt«, sagte er nach ein paar Minuten. »Gebrochen ist nichts. Nur geprellt. Am besten gehst du nach Hause und lässt dir von deiner Mom ein bisschen Eis auf die schmerzenden Stellen legen.«
    Der Junge stemmte sich vom Boden hoch.
    Neely legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Du solltest nicht mehr herkommen. Den Teufel gibt es nicht. Es

Weitere Kostenlose Bücher