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Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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Einbrecher gar nichts von diesem Server wusste?« Ich nippte an meiner Tasse. »Ich hatte bis jetzt ja auch keine Ahnung.«
    Olaf winkte ab. »Wenn der Einbrecher klug genug war, den richtigen Schrank aufzumachen, wird er auch von dem Server gewusst haben.«
    An der Theorie konnte etwas dran sein.
    »Hat jemand Zugriff auf Bäckers Daten?«
    Er schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Aber die können seine Arbeiten nicht ewig auf Eis legen. Irgendwann wird es eine Entscheidung geben.« Er machte eine unheilschwangere Pause. »Irgendwann.«
    »Wie funktioniert dieser Server überhaupt?«
    Olaf schüttete Zucker nach. »Du verbindest dich mit dem Internet, rufst die Redaktionsseite auf und loggst dich ein.«
    »Kannst du mir das mal zeigen?«
    »Klar. Und was hast du davon?«
    »Mal sehen«, sagte ich. »Vielleicht fällt mir was ein, wie sich Bäckers Konto doch irgendwie öffnen lässt.«
     
    Die Sonne schleuderte ihre UV-Strahlen durchs Dach und überflutete meine Wohnung mit stehender, sämiger Hitze. Ich hatte vergessen, die Rollläden herunterzulassen und dementsprechend stand mir der Schweiß millimeterdick in den Knickfalten meiner altersbedingt strapazierten Haut. Ich saß auf dem Sofa, Olaf mir im Nacken, und starrte auf eine schmucklose weiße Internetseite. Der Cursor blinkte im Eingabefeld und ich hatte keinen Schimmer, was ich eintippen sollte. Drei Versuche hatte ich; danach würde das System den Zugang sperren. Für mich persönlich waren das 100 Versuche zu wenig. Mindestens.
    »Und jetzt?«, fragte mich Olaf und rotzte derart laut in seine Serviette, dass ich zusammenschreckte.
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte ich.
    »Der Benutzername ist bei jedem gleich. Es ist der erste Buchstabe des Vornamens und der Nachname.«
    Ich tippte Bäckers Benutzernamen ein.
    »Nein, nicht mit ä. Mit ae.«
    Ich atmete durch. 50 Prozent der Arbeit waren getan.
    Olaf wurde ungeduldig. »Willst du jetzt nicht irgendetwas eingeben?«
    »Was denn?«, zischte ich.
    »Was weiß ich. Du bist die Detektivin.«
    Genervt nahm ich mein Handy aus der Tasche und rief Sascha an.
    »Du fängst langsam an, mir gehörig auf den Zeiger zu gehen«, nölte er sofort.
    »Vielleicht würde dich ein Hackerangriff ein wenig aufheitern.«
    Es brauchte eine Weile, ehe er reagierte. »Ein was?«
    Sascha Richter war ein verkannter Hacker. Das war es, was er sagte, als wir uns in Dortmund zum ersten Mal über den Weg liefen. Ein Jahr später ging er nach Bochum und lungerte im Dezernat 31 herum, um Anzeigen wegen Beleidigung, Bedrohung, Nachstellung oder falscher Verdächtigung aufzunehmen; Delikte, mit denen ich öfters in Berührung kam. Dass der Polizeiinnendienst ein Zuckerschlecken war, sah man ihm beileibe an, denn er bekam einen kleinen Wanst und ausgeprägtes Sitzfleisch. Doch wenn es darum ging, vermurkste Datensätze wieder zu sanieren oder einen Totalverlust zu verhindern, war seine unförmige Gestalt abteilungsübergreifend gefragt.
    »Wie wäre es, wenn du für mich ein WAZ-Benutzerkonto knackst?«
    »Sagtest du WAZ?« Er pfiff durch die Zähne.
    »Es läuft über einen Webserver«, erläuterte ich.
    »Vergiss es«, unterbrach er mich sofort.
    »Was?«
    »Ich mache das nicht. Vergiss es.«
    Ich forderte ihn heraus. »Warum nicht? Weil du es nicht kannst?«
    »Nein, sondern weil ich nicht nur befördert, sondern auch ins KK 22 versetzt wurde. Das ist das Dezernat für Computerkriminalität und Sabotage und dort arbeiten jene Beamten, die Kriminelle wie dich zur Strecke bringen.« Dann legte er auf.
    Verdutzt ließ ich den Arm sacken.
    Olaf erhob sich. Er hatte es plötzlich sehr eilig.
    »Wenn sich etwas Weltbewegendes tut, kannst du mir ja Bescheid sagen.« Damit ging er und ließ die Tür saftig ins Schloss fallen. Seine vollgerotzte Serviette ließ er auf dem Tisch liegen.
    Ich blieb noch eine Weile sitzen und versackte im Pixelgeflimmer auf dem Bildschirm.
    Was tat ich da eigentlich?
    Seit ich für Metin arbeitete, war ich es gewohnt, mich am Rande der Legalität zu bewegen. Ich belog meine Gesprächspartner, fügte Details hinzu oder verschwieg sie einfach. Oder ich legte mich auf die Lauer und verletzte dabei das eine oder andere Persönlichkeitsrecht.
    Doch was ich jetzt tat, war nicht nur illegal, sondern auch noch hochgradig kriminell. Und ich konnte von Glück reden, wenn Sascha, der verständlicherweise ziemlich sauer war, mir kein Einsatzkommando auf den Hals hetzte. Mittlerweile musste ich wirklich von allen guten Geistern

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