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Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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Wort schelmisch auf seiner Zunge zergehen. »Wozu?«
    »Das ist Privatsache.«
    »Privatsache am Arsch, Esther. Nicht, wenn du mit mir redest.«
    Ich setzte mich auf seinen Schreibtisch. »Ich bin auf der Suche nach jemandem. Einem Reporter. Womöglich kennst du ihn sogar.«
    Metins Schweinsaugen wurden größer.
    »Sein Name ist Boris Bäcker. Ich glaube, er war bei Karims Verfahren dabei, um Bericht zu erstatten.«
    Seine Stirn zerfaltete sich zwischen den Brauen. »Das einzige Verfahren, das für Karim eröffnet wurde, war das Zollabwicklungsverfahren, damit wir seine Leiche nach Istanbul verschiffen konnten. Schon vergessen?« Er schüttelte den Kopf. »Außerdem kenne ich diese Type nicht. An so einen bescheuerten Namen würde ich mich erinnern.« Er streckte sein Bein aus, um mich vom Tisch zu stoßen, doch es war zu kurz. »Warum suchst du ihn?«
    »Mein Bruder hat mich darum gebeten.«
    Er stand auf. »Du arbeitest also schwarz?«
    »Er bezahlt mich nicht.«
    »Dann mach hinne, dass er es tut!«, pöbelte er. »Und die Rechnung dort hinflattert.« Er zeigte auf Corinnas Schreibtisch.
    »Was soll das? Ich habe Urlaub und darf mit meiner Freizeit anfangen, was ich will!«
    »Indem du meine Arbeitszeit hier vergeudest?« Er stemmte seine fleischigen Hände in die Hüften. Ein Grinsen krabbelte über seine Lippen. »Also. Fragst du mich als deinen Chef oder einen Freund?«
    Ich biss mir auf die Unterlippe. Das war eine verdammte Fangfrage. »Einen Freund«, antwortete ich schließlich.
    »Gut«, sagte er und ließ die Hände sacken. »Denn der Freund sagt: nein.«
    Ich sprang auf die Füße. »Ach komm schon, Metin!«
    »Lass dir von Corinna eine Vorschussrechnung ausstellen und sieh zu, dass die Kohle fließt. Kann ja nicht angehen, dass du unter der Hand für lau arbeitest. Wenn das Krethi und Plethi da draußen mitbekommen, will gar keiner mehr zahlen!«
    Verdutzt guckte ich ihn an. »Krethi und Plethi?«
    »Hinz und Kunz auf Hebräisch, du Dösbaddel!«
    Ich ließ die Arme flattern. »Ist ja gut. Meinetwegen. Ich werde es ihm sagen.« Zugegebenermaßen hatte ich gegen ein kleines Zubrot nichts einzuwenden. Ich hatte schon genug Nerven an diese Sache verschwendet. So etwas sollte entlohnt werden.
    »Dann ist ja alles klar.« Er drückte seine Nasenflügel zusammen. »Geh du erst mal ein wenig rumballern. Ich werd sehen, was ich für dich arrangieren kann.« Er sah aus dem Fenster. »Und für dein Auto.«
     
    Bochum-Querenburg war kein Stimmungsheber, was nicht unbedingt an dem Stadtteil lag. Immer wenn ich nach Querenburg fuhr, war etwas im Argen. Und diesmal rumorte es nach Metins Ansprache, er würde meine längs gestreifte Eierkitsche wieder flott machen, in meiner Magengegend. Ich hatte nicht vor, ihn an meinem Twingo noch einmal Hand anlegen zu lassen. Eher würde die Hölle zufrieren. Und daran hätte selbst seine FCKW-Schleuder lange zu knabbern.
    Das Vereinshaus der Schießsportanlage meines Vertrauens war abgeriegelt wie eine zweite Area 51. Die Metallzäune wuchsen bis in die Wolken hinein und kratzten mit ihren Spitzen an der watteartigen Oberfläche. Nur langjährige Mitglieder sowie solche, die den Verein in ihrem Testament bedachten, bekamen einen Schlüssel für das Eingangstor. Auf mich traf keine der beiden Optionen zu. Also musste ich auf die Klingel drücken und darauf hoffen, dass mich zwischen dem ganzen Rumgeballer irgendjemand hörte.
    Tatsächlich kam mir Michael nach dem zweiten Klingeln entgegen. Sein dünnes braunes Haar hatte er zu einem Pinselschwanz gebunden, was im Hinblick auf seine Akne nicht gerade vorteilhaft war. Er trug seine grüne Vereinskluft. Aus dem V-Ausschnitt ragten zwei dünne Brusthärchen heraus. Er bedachte mich mit einem herzhaften Lächeln, während er den Schlüssel im Schloss drehte.
    »Du bist in zivil«, sagte er.
    Ich spitzte entschuldigend meine Lippen. »Ich kam noch nicht dazu, mir ein grünes Outfit zuzulegen.«
    Er nickte. »Heute ist es eh leer. Außer mir sind nur die beiden Rüdigers da.«
    Ich verdrehte die Augen. Die beiden Rüdigers waren weder miteinander verwandt noch waren sie eng miteinander befreundet. Dennoch traten sie ausschließlich als Duo auf und brachten mich mit ihren Lebensweisheiten, die sie mir zwischen den Kabinenplatten zuriefen, ständig zur Weißglut.
    Ich folgte Michael über das Gelände ins Vereinshaus. Von außen betrachtet war es kaum mehr als eine Blockhütte mit brachliegender Wiese. Unter der Erde jedoch entpuppte

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