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Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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Tasche ziehen konnte, ohne dass es mir möglich war, etwas darüber herauszufinden. Denn woher auch immer das Geld kam: Sein Konto, welches ich ausgiebig durchleuchtet hatte, hatte keinen Cent davon gesehen. Ich spielte mit dem Szenario, dass die Kohle womöglich auf illegalem Weg zu ihm gefunden hatte. Und ich war mir ziemlich sicher, dass jener Kontakt, der ihn mit diesem Geld versorgt hatte, im Casino stattgefunden hatte.
    Diesen Kontakt musste ich nur noch finden.
    Nichts leichter als das.
     
    Mittlerweile war es ein Uhr mittags und ich schleppte mich in meinem Twingo am Wittekindshof auf dem Westfalendamm vorbei, als mein Handy klingelte.
    »Wo bist du? In Stahlhausen? Vor der Widarschule?« Es war Metin. Er klang ein wenig aufgedreht.
    »Weder noch. Ich habe Urlaub und Wichtigeres zu tun, als einem Roller die Hauptstraße zwischen Höntrop und Wattenscheid rauf und runter zu folgen.«
    Er grunzte in den Hörer.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich.
    »Ja, ja. Pass auf. Ich werde Papa nachher etwas ablenken.«
    »Ablenken womit?«
    »Mit Kahlköpfen.«
    »Wie bitte?«
    »Pilze.«
    Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach. »Und was soll das bringen?«
    »Stell dich nicht so blöd an. Solange Tarek seinen Opa im Nacken hat, führt der Junge dich nirgendwo hin.«
    »Ich fürchte allerdings, dass Tarek mir schon längst auf die Schliche gekommen ist.«
    »Überschätze meinen Sohn nicht«, spottete er.
    »Du willst also, dass ich jetzt nicht mehr deinen Vater, sondern deinen Sohn beschatte. Was für eine verkorkste Familie seid ihr überhaupt?«
    »Das sagt die Richtige«, konterte er und legte auf.
     
    Eine Viertelstunde später parkte ich meine fleckige Möhre vor dem Polizeipräsidium und rutschte vom Sitz. Da ich bereits wusste, wo Alexander Schalkowski vor sich hin polizierte, verzichtete ich auf einen Eingangssmalltalk mit der Lobbyistin und marschierte direkt die Treppen hinauf. Als ich mich seinem Büro näherte, hörte ich schon, dass er in ein Gespräch verwickelt war. Es war laut und lebhaft und da keine Stimme auf seine Fragen antwortete, ging ich davon aus, dass er am Telefon saß.
    Ich steckte meinen Kopf durch die Tür und klopfte an. Schalkowski saß hinter seinem Tisch, den Telefonhörer fest in seine Faust geklemmt. Ich starrte auf seinen Unterarmmuskel, der sich unter der Anstrengung spannte. Sein Haar war in Gel gelegt und zu einem flachen Hahnenkamm gekämmt. Kleine Zornesfalten bildeten sich zwischen seinen Augenbrauen und unter den Lidern. Als er zu mir hinübersah, unterbrach er sein Gespräch.
    »Frau Rolf«, stellte er fest, noch während er den Hörer auflegte. »Ich wusste, Sie können mich nicht vergessen.«
    »Roloff«, korrigierte ich ihn schnippisch und merkte, wie ich errötete. Ich starrte auf seinen Aktenschrank.
    »Weiß ich doch. Ich wollte nur sehen, wie Sie reagieren, wenn ein Mann einmal Ihren Namen vergisst.« Er grinste wie ein Honigkuchenpferd. »Und Sie sind not amused, wie ich feststelle.«
    Ich kniff argwöhnisch die Augen zusammen. »Flirten Sie etwa mit mir?«
    »Warum sollte ich? So wie es aussieht, sind Sie es doch, die mir hinterherläuft, oder nicht?« Sein Sonnyboy-Lächeln verschwand und seine Brauen sackten etwas tiefer ins Gesicht. »Also, was wollen Sie?«
    »Kennen Sie den Film ›Casino Royale‹?«
    Seine Brauen hoben sich vor Überraschung wieder. »Ja.«
    »In dem Film überlässt der Geheimdienst James Bond ein wenig Geld, damit er sich unter die Kriminellen mischen kann.«
    »Und?«
    »Kann die Dortmunder Polizei so was auch?« Ich wusste nicht, warum ich mich bei ihm Derartiges zu fragen traute. Wahrscheinlich, weil er gut aussehend war. Ich neigte dazu anzunehmen, gut aussehende Männer wären die vertrauenswürdigeren Testosteroniden. Vielleicht tat ich mich deswegen bei Gregor so schwer. Ich wusste, er würde besser aussehen, würde er sich etwas mehr Mühe geben.
    Es dauerte eine Weile, bis Schalkowski meine Frage verdaut hatte. Mit einem Mal begann er, aus seinem Bauch heraus zu lachen. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen. Aber es war ein ansteckendes Lachen und ich musste unweigerlich lächeln.
    »Sie wollen Geld von uns?«
    »Ich will Ihre Hilfe. Es geht um Boris Bäcker.«
    Er wurde hellhörig. »Das dachte ich mir. Was ist mit dem?«
    »Er war Stammkunde beim neuen Fummelbunker in Lütgendortmund.«
    »Fummelbunker?«
    »Casino. Spielhölle. Zockerbude.«
    »Ich weiß, was ein Fummelbunker ist«, zickte er. »Lassen Sie mich raten:

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