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Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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Frühstückseier. Keine Feder, kein Flecken Hühnerdreck. Ich klapperte Tor für Tor ab und legte mein Ohr gegen die Wellblechtüren. Und tatsächlich. Aus der dritten Tür von links drang leises Getuschel. Ich ging zurück zum Auto.
    »Sie sind da drin«, flüsterte ich.
    »Und jetzt? Sollen wir das Tor aufmachen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich wette mit dir, dass sie es von innen abgeschlossen haben.«
    »Geht das denn?«
    »Bestimmt. Und wenn die hören, dass da draußen jemand wartet, bleiben die bis zum Sankt–Nimmerleins-Tag da drin.«
    Corinna gähnte. »Dann müssen wir halt warten, bis sie rauskommen.«
    »Ich hab aber keinen Bock zu warten«, nölte ich. »Und ich hab Hunger.«
    »Hol dir doch was von McDonald’s«, bot sie an und sah hinter sich auf die Einbiegerstraße zur Autobahn. »Ist gleich da vorn links. Ich pass hier solange auf.«
    Corinna wollte auf gar keinen Fall den Posten aufgeben, was mich einigermaßen verwunderte. Und sie schien zu ahnen, dass ich viel lieber die Biege machen wollte.
    »Meinetwegen«, seufzte ich. »Aber ich werde auf keinen Fall zu Fuß gehen.«
    Wortlos stieg Corinna aus. »Ich verdrück mich in die Büsche. Bringst du einen Milchshake für mich mit?«
     
    Die Strecke zum McDonald’s war keine 500 Meter weit, doch zu Fuß wäre ich mir ziemlich unprofessionell vorgekommen. Der kleine Parkplatz vor dem Haus mit dem roten Ziegeldach war fast ausgebucht und ich musste mich ins hinterste Eck quetschen. Drinnen waren die Kassen entsprechend belagert und es war nicht auszumachen, wo welche Schlange endete. Also stellte ich mich mittig hintenan und studierte die beleuchtete Kunststoffspeisekarte über dem Tresen. Knapp zehn Minuten später konnte ich schon die Augenfarbe der Bedienung erkennen. Lediglich ein debiler Penner mit einer Wildlederjacke, die er sich offensichtlich nicht durch körperliche Arbeit verdient hatte, stand vor mir und zählte seine Kupfermünzen in der Hand. Ich neigte bereits dazu, dem guten Mann einen Euro zwischen die Finger zu schieben, als ich zur Seite blickte und eine Schattengestalt registrierte. Sie war schmächtig, tätowiert und trug ein ärmelloses T-Shirt. Er beäugte mich und sein Gehirn schaltete auf Erinnerungsmodus. Ich sah in seinen Augen, wie es ratterte. Dann machte es klick und er legte seine zwei längsten Finger über die Lippen, machte ein Victory-Zeichen und ließ seine spitze Zunge zwischen ihnen zappeln.
    Mein Blick flog über die Menge hinter ihm und ich machte schnell den Rest seiner Buffalo-Gang aus. Wie Dominosteine, die in Reihe fielen, kam ihnen nacheinander die Erleuchtung und sie erkannten mich wieder. Der Oberste schenkte mir nur kurz Beachtung und suchte stattdessen den Laden nach einer anderen Person ab. Ich starrte ihn an und rührte mich nicht. Wie ein Reh im Scheinwerferlicht war ich augenblicklich in Schreckstarre verfallen, denn vor nicht allzu langer Zeit hatte mir derselbe Junge seinen Arm um die Kehle geschnürt und mir die Luft abgedrückt. Zwar hatte ihm Gregor diese Handlung mit einem saftigen Faustschlag ins Gesicht quittiert und ihm das nicht ganz billige Messer abgenommen. Aber heute war Gregor nicht da. Und der Typ da vorn wusste das mittlerweile auch. Überlegen grinste er mich an. Die Knallschote war auf Rache aus.
    Ich hatte die Wahl. Entweder suchte ich sofort das Weite und hoffte, dass mir meine bis zum Anschlag aufgedrehten Adrenalinreserven zu Flügeln verhalfen. Oder ich bestellte mein Essen, setzte mich an den Tisch, genoss den Schutz der Masse und wartete so lange, bis die Halbstarken freiwillig wieder ihrer Wege gingen. Doch ich glaubte nicht, dass es dazu kommen würde. Sie würden auf mich warten, und zwar so lange, bis über unseren Köpfen die Sonne verglüht und alles Leben auf dem Planeten ausgelöscht war. Das dürfte in ein paar Milliarden Jahren der Fall sein.
    Alternativ könnte ich mich zur Wehr setzen. Aber meine hübsche Glock, die auch ohne Patronen sehr eindrucksvoll sein konnte, hatte ich bereits an Metin abgetreten. Und allein mit Fäusten erreichte ich bei denen gar nichts. Zumal ich nicht wusste, wie ich mit Fäusten umzugehen hatte. Hatten diese Heigeigen kein Zuhause?
    »Hallo!« Die Bedienung wedelte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum. »Was möchten Sie bestellen?«
    Ich zückte mein Portemonnaie und flüsterte: »Hören Sie mir zu. Ich gebe Ihnen 20 Euro, wenn Sie mich in 15 Minuten, wenn ich den Anschein mache, aufs Klo gehen zu wollen, ins Personalbüro

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