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Fundort Jannowitzbrücke

Fundort Jannowitzbrücke

Titel: Fundort Jannowitzbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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passiert?« fragte Elisabeth.
    »Es hat mit dem Fall zu tun«, antwortete er knapp.
    Er biß die Zähne zusammen und versuchte erneut, sich aufzusetzen. Elisabeth stützte ihn an der Schulter und hielt seinen Arm.
    »Laß das«, sagte er. »Es geht schon.«
    »Aber deine Wunden müssen gereinigt werden.«
    Sie kam ihm so nah, daß es ihm den Atem verschlug. Als sie ihn berührte, schoß ihm das Blut ins Gesicht. Mit einer Hand hielt sie seinen Kopf, dann nahm sie das kühle Tuch, um seine Wunden zu säubern. Er hielt es nicht mehr aus. Mit einer plötzlichen Bewegung schlug er ihren Arm beiseite. Das Tuch fiel herunter und landete auf dem Boden. Sie sah ihn erschrocken an.
    »Es geht mir gut«, sagte er heftig. »Ich brauche keine Hilfe.«
    »Aber jemand muß dich versorgen.«
    »Nein. Ich komme alleine klar.« Er stand mühsam auf. »Ich komme alleine klar«, wiederholte er.
    Elisabeths besorgtes Gesicht war mehr, als er ertragen konnte. Er bewegte sich nur langsam, doch mit jedem Schritt kehrten mehr Kräfte in seinen Körper zurück.
    »Ich muß weiter«, sagte er, ein Zittern in der Stimme. »Du weißt schon, der Fall.«
    Elisabeth setzte sich auf das breite Sofa und sah ihn wissend an.
    »Es tut mir leid wegen unseres Treffens«, sagte er und öffnete die Tür. »Ich rufe dich an.«
    Sie schwieg und faltete mit ernstem Gesicht den feuchten Lappen zusammen. Dann nickte sie.
    Michael ahnte bereits, daß er sie verletzt haben mußte. Doch er konnte nicht anders. Er hatte den Satz nicht vergessen, den Elisabeth vor einiger Zeit in ihrem Hotelzimmer zu ihm gesagt hatte. Aus heiterem Himmel, obwohl sie doch nicht wissen konnte, worüber er nachdachte. Ich liebe Werner und die Kinder, hatte sie gesagt. Mehr als mein eigenes Leben.
    Elisabeth legte den Lappen aus der Hand, sah zu ihm auf und versuchte zu lächeln. Er hatte sie nicht verletzt, dachte Michael. Außer ihm war niemand verletzt worden.
    Du hast die Bedingungen festgelegt – das hatte sie gesagt, und er wußte, daß sie recht hatte. Wären Werner und die Kinder nicht gewesen, hätte er sie gar nicht kennengelernt. Es hätte niemals eine Verabredung gegeben. Sie waren das Schutzschild, unter dem er sich vorgewagt hatte. Doch was konnte er dafür, daß nun alles anders war?
    Einen Moment blieb er am Ausgang stehen. Dann zog er leise die Tür hinter sich zu. Im Flur war es stockdunkel. Seine Augen gewöhnten sich nur sehr langsam an die Dunkelheit, und es dauerte lange, bis er die Orientierung wiedergefunden hatte.
    Es war kurz nach drei. Der Mond schien durch die hohen Fenster auf sein Bett. Das Muster des Bettbezugs leuchtete in dem schwachen Licht. Gerhard Pohl wandte sich zum Fenster und starrte hinauf in den Himmel.
    Er war aus einem unruhigen Schlaf aufgeschreckt. Mit einem Mal hatte er geglaubt, die Lösung für den Fall direkt vor sich zu haben. Er hatte davon geträumt. Doch so sehr er sich auch konzentrierte, die Träume waren wirr und irreführend gewesen. Sie hatten nichts mit seinem Fall zu tun.
    Er war überspannt. Seine Arbeit verfolgte ihn wieder bis in den Schlaf. Das alles war nicht neu. Doch dieses Mal hatte er das Gefühl, eine Stimme hätte ihm zugeflüstert, daß er etwas übersehen habe, ein wesentliches Detail. In der nächtlichen Stille wuchs dieses Gefühl zu einer Erkenntnis heran. Er war sich plötzlich ganz sicher, er mußte etwas außer acht gelassen haben. Ein Detail, direkt vor seiner Nase, das ihn zu dem Mörder führen würde.
    Seine Frau drehte sich um und seufzte im Schlaf. Sie öffnete die Augen.
    »Gerd? Du bist wach?«
    »Ich kann nicht schlafen.«
    Sie sah ihn müde an. »Vergiß doch endlich deine Arbeit«, murmelte sie. »Du brauchst deinen Schlaf.«
    Dann sackte sie ins Kissen zurück und schlief weiter. Gerhard Pohl sah seine Frau nachdenklich an. Dann drehte er sich auf die Seite und versuchte, die beunruhigende Ahnung von sich zu schieben. Sie hatte recht. Wenn er etwas auf vage nächtliche Gefühle gab, würde er noch verrückt werden.

8
    Am nächsten Morgen kam Michael nicht umhin, sich einzugestehen, daß er noch immer grauenhaft aussah. Zwar waren die Prellungen abgeschwollen, und die Verletzungen hatten anfangs schlimmer ausgesehen, als sie tatsächlich waren. Doch sein Gesicht war voller blauer Flecken, und ein großes Pflaster klebte mitten auf der Stirn.
    Als er im Präsidium eintraf, hatte er sich noch immer keine Ausrede einfallen lassen. Genau betrachtet hatte er eine Verdächtigenverfolgung aufgenommen,

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