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Fundort Jannowitzbrücke

Fundort Jannowitzbrücke

Titel: Fundort Jannowitzbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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ohne die Grundsätze der Eigensicherung zu beachten. Er wußte noch immer nicht, wie er das aus dem Bericht würde heraushalten können. Überdies konnte er bei seinem derzeitigen Aussehen sicher sein, daß die Kollegen neugierig über ihn herfallen würden.
    Doch zu seiner Überraschung nahm niemand von ihm Notiz. Es herrschte hektisches Treiben auf dem Flur der Sonderkommission. Kollegen stürmten aus ihren Büros, riefen quer über den Flur. Andere standen beisammen und diskutierten aufgeregt.
    Wolfgang eilte mit einem Stoß Unterlagen aus seinem Büro und gab währenddessen Anweisungen an Frau Schrade weiter. Plötzlich sah er auf und entdeckte Michael. Sein Blick verfinsterte sich.
    »Ich erwarte deinen genauen Bericht«, sagte er knapp. »In einer Stunde.«
    »Natürlich«, sagte Michael.
    »Was bildest du dir eigentlich ein!« rief Wolfgang plötzlich. »Falls du es vergessen haben solltest. Die Kommission ist wieder aufgestockt worden. Du arbeitest in einem Team.«
    Michael nickte und sagte nichts. Wolfgang lenkte ein. »Was ist mit deinem Gesicht?« fragte er. »Bist du vom Barhocker gekippt?«
    »So in etwa«, sagte Michael.
    Wolfgang zögerte. Dann nickte er, sah wieder in seine Unterlagen und ging weiter. Michael atmete durch und schlüpfte in sein Büro. An einem der Schreibtische saß eine Kollegin. Sie sah auf und begrüßte ihn mit einem Lächeln.
    »Was ist denn hier los?« fragte er. »Warum sind alle so aus dem Häuschen?«
    »Du hast es noch gar nicht gehört?«
    Er sah sie an und zuckte mit den Schultern.
    »Wir haben einen Hauptverdächtigen«, sagte sie. »Ein Mitarbeiter aus dem Burger Point. Er ist seit dem Mord verschwunden und war bei der Entnahme der Speichelproben nicht dabei. Offenbar hatte er mit Bettina ein Verhältnis. Und er war wohl der einzige, der wußte, daß sie in dieser Nacht durch die Alexanderstraße fahren würde.«
    »Und, haben wir ihn?«
    »Er ist flüchtig. Deshalb die Unruhe.« Sie deutete auf seinen Schreibtisch. »Seine Personenbeschreibung liegt oben in der Ablage. Sie stimmt übrigens mit der unbekannten Person überein, die dem Observationsteam durch die Lappen gegangen ist.«
    Michael überflog das Fahndungsschreiben und legte es zurück. Mit seinen Gedanken war er noch immer am Kottbusser Tor. Er nahm den Telefonhörer und wählte die Nummer, die er sich am Abend zuvor aus dem Telefonbuch herausgesucht hatte.
    Nach zweimaligem Läuten meldete sich eine männliche Stimme.
    »Agentur Nowack, mein Name ist Vogt.«
    »Kriminalkommissar Schöne«, sagte er. »Verbinden Sie mich bitte mit Barbara Nowack.«
    »Frau Nowack ist leider außer Haus.«
    »Wann kann ich sie wieder erreichen?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen«, sagte die Stimme. »Sie hat sich diese Woche freigenommen. Möchten Sie mit ihrer Vertretung sprechen?«
    »Die ganze Woche?«
    »Erst einmal«, sagte Herr Vogt. »Vielleicht bleibt sie auch länger weg. Eine Familienangelegenheit.«
    Michael bedankte sich und legte auf. Er sah nachdenklich aus dem Fenster. Dann blickte er zur Uhr. In einer halben Stunde würde die Dienstbesprechung beginnen. Er zögerte. Doch schließlich schnappte er sich seinen Autoschlüssel und verließ das Büro.
    »Wo willst du hin?« fragte die Kollegin.
    »Nichts Wichtiges. Bin gleich wieder da.«
    Im Flur drückte er sich an seinen Kollegen vorbei. Durch ihre offene Bürotür bemerkte Frau Schrade sein Gehen. Sie blickte fragend über den Rand ihrer Brille.
    »Ich muß einem Hinweis nachgehen«, rief er ihr zu. »Könnten Sie Herrn Herzberger Bescheid geben?«
    »Wäre es nicht besser für Sie, wenn Sie das Dienstgespräch ab warten würden?« fragte sie mit erhobener Stimme.
    »Ich beurteile den Hinweis als dringlich«, entgegnete er knapp.
    Sie zog skeptisch eine Augenbraue hoch. »Dann hoffe ich nur, daß auch Herr Herzberger das so einschätzen wird, nachdem er Ihren Bericht gelesen hat.«
    Michael wurde wütend. »Stellen Sie meine Kompetenz in Frage?«
    Sie zuckte kaum merklich mit den Schultern. Dann wandte sie sich ab und beugte sich über die Computertastatur. Michael zögerte, drehte sich um und verließ das Gebäude. Es hatte ohnehin keinen Sinn, sich mit ihr anzulegen.
    Es war kurz nach neun, und der Berufsverkehr flaute bereits wieder ab. Er würde wohl gut durchkommen zum Treptower Park.
    Michael konnte sich schon vorstellen, was Wolfgang von seinem Plan hielte. Seine Beobachtungen am Kottbusser Tor, der Mann und die Übergabe des Paketes, das war nicht

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