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Fundort Jannowitzbrücke

Fundort Jannowitzbrücke

Titel: Fundort Jannowitzbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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einen Zettel.
    »Tut mir leid«, flüsterte sie.
    »Was ist das?« fragte er ungehalten.
    »Heute morgen hat in aller Herrgottsfrühe eine Polizeimeisterin Proschinski aus dem Abschnitt 32 angerufen.« Sie strich sich verlegen durch die Haare und rückte ihre Brille zurecht. »Ich hatte noch den Mantel an«, sagte sie schnell. »Da muß ich die Notiz völlig vergessen haben. Es war eben noch so früh.«
    Wolfgang nahm den Zettel und überflog die Nachricht. Fast glaubte er nicht richtig gelesen zu haben. Verblüfft sah er auf und starrte in die Runde. Er deutete auf den Kollegen, der links neben ihm saß. »Martin, du begleitest mich. Wir fahren zum Alexanderplatz.« Dann erhob er die Stimme und wandte sich an die Runde. »Herr Pohl wird die Moderation der Sitzung übernehmen. Bitte arbeitet konzentriert und haltet euch im Anschluß bereit. Vielleicht steht uns heute noch ein wichtiger Einsatz bevor.«
    Marga Rintow blickte durch das Fenster ihres Büros in den Verkaufsbereich. Sie wußte sofort, daß ihr Versteckspiel aufgeflogen war – von dem Augenblick an, als die beiden Beamten der Kriminalpolizei ihre Filiale betreten hatten.
    Sie sprachen mit einem Mädchen an der Kasse, das sich umdrehte und zu ihrem Büro zeigte. Die Restaurantleiterin atmete durch, dann stand sie auf, ging den Beamten entgegen und begrüßte sie freundlich.
    Der Ältere reichte ihr die Hand.
    »Mein Name ist Herzberger«, sagte er. »Es tut mir leid, daß wir Sie nochmals stören müssen, aber meine Kollegen sind da auf eine Unklarheit gestoßen.«
    »Damit habe ich gerechnet«, sagte sie und schloß die Bürotür hinter ihnen. »Sie kommen wegen Serkan, nicht wahr?«
    Herzberger nickte. »Sie haben uns verschwiegen, daß er bei Ihnen arbeitet.«
    Sie ließ sich in ihren Sessel fallen. »Was passiert jetzt mit mir?«
    »Erst einmal nichts«, sagte Herzberger. »Wichtig ist nur, daß Sie uns ab jetzt alles sagen, was Sie wissen.«
    »Serkan ist Kurde«, sagte sie. »Er lebt illegal in Deutschland. Meine Schwester ist mit seinem Cousin verheiratet. Sie hat mich gebeten, ihn zu beschäftigen, als es Probleme mit seinem Aufenthaltsstatus gab. Serkan lebte bis dahin mit einer Duldung in Deutschland. Die wurde jedoch nicht mehr verlängert, und er sollte abgeschoben werden. Da ist er abgetaucht.«
    »Sie haben ihn illegal beschäftigt?«
    Sie nickte. »Er brauchte Hilfe«, sagte sie. »Er war doch schon so lange hier in Berlin. Wer wollte denn von ihm verlangen, in diese unruhige Gegend zu gehen, wo die Menschen eine so unsichere Zukunft haben?«
    Nervös blickte sie durch das Fenster in den Restaurantbereich. »Es war gar nicht schwer, ihn in den Büchern zu verschweigen. Fast hat es mir ein bißchen Spaß gemacht.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber es mußte ja früher oder später auffliegen. Ich hätte es von Anfang an wissen müssen. Wenn die Geschäftsführung davon erfährt, wird mir wohl gekündigt.«
    »Es tut mir leid«, sagte Herzberger.
    Sie stand auf und ging hinter dem Schreibtisch auf und ab. »Aber das ist noch nicht einmal das Schlimmste«, sagte sie. »Serkan ist seit dem Mord nicht mehr zur Arbeit erschienen. Er antwortet auch nicht auf meine Anrufe. Ich weiß nicht, ob er etwas damit zu tun hat oder nicht. Jedenfalls ist er wie vom Erdboden verschwunden.«
    »Frau Rintow«, sagte Herzberger eindringlich, »Sie wissen, wo Serkan wohnt!«
    »Aber ja, er wohnt nicht weit von hier. In der Brückenstraße.«
    »Brückenstraße«, sagte der andere Kommissar, der sich bislang zurückgehalten hatte. »Ist das nicht an der chinesischen Botschaft?«
    »Richtig«, sagte Marga Rintow. »Serkan wohnt nur hundert Meter von der Botschaft entfernt.«
    »Das bedeutet ...« Der Polizist sprach den Satz nicht zu Ende und sah Herzberger mit großen Augen an.
    »Bettina war auf dem Weg zu ihm«, sagte Herzberger. »Deshalb ist sie durch die Alexanderstraße gefahren. Und er war offenbar der einzige, der davon gewußt hat.«

7
    »Fahren Sie weiter«, sagte Michael zu dem Taxifahrer. »Fahren Sie weiter und halten Sie erst da vorn an der nächsten Ecke.«
    Der Fahrer brummte etwas und fuhr an Barbara Nowacks Sportwagen vorbei. Michael zog den Kopf ein und hoffte, daß sie nicht in das Taxi hineinsehen würde. Doch der Wind blies ihr die Haare ins Gesicht, und sie war damit beschäftigt, ihren Wagen abzuschließen. Sie hatte ihn nicht gesehen.
    Michael ließ sich ein Stück weiter an der Skalitzer Straße absetzen. Dann ging er schnell zurück und

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