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Fundort Jannowitzbrücke

Fundort Jannowitzbrücke

Titel: Fundort Jannowitzbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Ohmstraße – sicher. Köpenicker Straße – sicher. Ein Beamter hatte sich auf dem Dach des Nachbarhauses positioniert, zwei weitere sicherten den Hinterhof.
    Schließlich meldete der Einsatzleiter: »Zugriff vorbereitet, Wohnung kann gestürmt werden.«
    »Also gut«, sagte Wolfgang, »Zugriff!«
    Er verließ den Wagen und eilte über die Straße. Der Leiter des Sondereinsatzkommandos wartete im Hauseingang. Von zwei bewaffneten Beamten begleitet, stiegen sie in den ersten Stock. Wolfgang hämmerte gegen die Tür.
    »Aufmachen!« rief er. »Polizei.«
    Niemand antwortete. Er nickte dem Einsatzleiter zu und trat zur Seite. In Sekundenschnelle hatten die Beamten die morsche Wohnungstür aufgetreten. Die Waffen im Anschlag, verschwanden sie im Inneren der Wohnung. Schon nach wenigen Augenblicken erschienen sie wieder. Die Spannung war von ihnen gewichen.
    Einer der Beamten sah zu Wolfgang und schüttelte den Kopf.
    »Nichts«, sagte er. »Keiner da.«
    »Scheiße«, entfuhr es ihm.
    Er trat in die Wohnung und sah sich um. Fahles Licht fiel in die kargen und staubigen Räume. Die dünnen Scheiben hielten kaum etwas ab von dem Straßenlärm.
    Serkan besaß nur die notwendigsten Möbel: ein Bett, eine Truhe, einen Tisch und einen Stuhl. Alles schien aus den sechziger Jahren zu stammen und war offensichtlich vom Sperrmüll aufgelesen. Das Bett war ungemacht und die Truhe voller Kleidungsstücke. Offenbar wohnte Serkan noch immer dort. Nichts deutete darauf hin, daß er nach dem Mord aus der Wohnung geflohen war.
    »Jemand soll den Erkennungsdienst verständigen«, sagte Wolfgang schließlich zum Einsatzleiter. »Die Spurensicherung soll möglichst heute abgeschlossen werden, damit ich zwei Ermittlungsteams hier hineinschicken kann.«
    Er warf einen letzten Blick in die Wohnung, dann trat er ins Treppenhaus.
    »Die Kollegen von den Observationseinheiten sollen das Feld übernehmen«, sagte er schließlich. »Setzen wir die Fahndung fort.«
    Elisabeths Gesicht war das Erste, was durch die Dunkelheit zu ihm drang. Der Nebel lichtete sich nur langsam, und ihre Züge traten deutlicher hervor. Sie lächelte sanft auf ihn herab. Über ihrem Kopf bildete sich eine Corona aus rötlichem Licht, das in Wellenbewegungen aufleuchtete und wieder verlosch.
    Michael glaubte zu träumen. Bereitwillig ließ er sich treiben in dem sanften Licht, begleitet von dem liebevollen Lächeln Elisabeths. Doch da kehrten die Schmerzen zurück in sein Bewußtsein. Mit einem Mal drohte sein Kopf zu explodieren.
    Er begriff nun, daß er nicht träumte. Er war hellwach. Elisabeth hatte sich über ihn gebeugt und tupfte mit einem feuchten Tuch sein Gesicht ab. Auf ihrem Schoß lag ein Verbandskasten.
    Er versuchte aus den Augenwinkeln heraus die Umgebung zu erkennen und einen Hinweis zu erhalten, wo er war und was passiert war. Doch viel konnte er nicht sehen. Er befand sich auf einer riesigen Couch in einer Garderobe. Ihm gegenüber stand ein Schminktisch an der Wand. Theaterrequisiten füllten den Raum, und bunte Lämpchen tauchten alles in ein dämmriges Licht.
    Als Elisabeth bemerkte, daß er aufgewacht war, zog sie ihre Hand einen Moment lang zurück und richtete sich auf.
    »Wo bin ich?« fragte er schwach.
    »Wir sind in der Künstlergarderobe im Ballhaus«, sagte sie und lächelte. »Du hast unsere Verabredung nicht vergessen.«
    Es dauerte einen Moment, bis er verstand. Im Ballhaus, einem kleinen Theater in Kreuzberg, sollte ein Off-Theaterstück Premiere haben, und Elisabeth wollte einen Artikel darüber schreiben. Im Anschluß, so hatten sie vereinbart, wollten sie sich treffen und ein bißchen Zeit miteinander verbringen.
    Da fiel ihm auch der Rest wieder ein, Barbara Nowack und der fremde Mann am Kottbusser Tor. Er fragte sich, wie lange es her war, daß er dem Unbekannten in den Hinterhof gefolgt war.
    »Wie bin ich denn hierhergekommen?«
    »Ein Taxifahrer hat dich gefunden«, sagte sie. »Keine fünfhundert Meter von hier entfernt.«
    »Er hat mich gefunden?«
    »Ja«, sagte sie. »Er wollte dich ins Krankenhaus bringen.
    Doch du hast dich mit Händen und Füßen gewehrt. Und immer wieder hast du gesagt, du mußt ins Ballhaus, in die Naunynstraße.«
    »Ich muß unter Schock gestanden haben«, sagte er, um eine peinliche Pause zu verhindern.
    »Du läßt dich also doch ins Krankenhaus fahren?«
    Er antwortete ihr nicht und versuchte statt dessen, sich zu erheben. Doch ein höllischer Schmerz durchfuhr seinen Körper.
    »Was ist denn

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