Funkelnde Leidenschaft
sie auch keinen Gedanken daran verschwendete – im Ballsaal würde sie alle Blicke auf sich ziehen.
Im ersten Stock des Planter's House, des neuesten Hotels von Virginia City, stand eine Porzellanwanne am Westfenster einer eleganten Suite. Hazard streckte sich im warmen Wasser aus, ein Glas Brandy in der Hand. Jetzt erschien ihm das Leben wieder etwas erfreulicher, nachdem in den letzten Tagen mehrere liebeshungrige Damen das Zimmer 202 besucht und das beunruhigende Bild eines schönen rothaarigen Mädchens verdrängt hatten. Eine dieser Gespielinnen würde in etwa zehn Minuten zurückkehren. Vor dem Ball sei noch genug Zeit, hatte Lucy versichert. Und nach dem langen, einsamen Wochen in Diamond City mochte er ihr nicht widersprechen.
Als es leise an der Tür klopfte, leerte er sein Glas und rief: »Herein!«
Eine elegante, brünette Frau in einem üppig bestickten rosa Musselinkleid mit Rüschen trat ein. Fast quollen die runden Brüste aus dem tiefen Dekollete. Sie schloß die Tür und lehnte sich lächelnd dagegen.
»Soll ich aus der Wanne steigen, oder willst du hereinkommen?« fragte er.
»Unmöglich, Jon! Mein Kleid, meine Frisur …«
»Zieh dich aus, Schätzchen. Ich werde auf deine Lockenpracht aufpassen. Und entblöße dich ganz langsam«, fügte er mit einem sinnlichen Unterton hinzu. »So gefällt's mir am besten.«
Voller Begierde betrachtete sie die breiten Schultern ihres Liebhabers, die verführerischen dunklen Augen. Er richtete sich in der Wanne auf, glitzernde Tropfen rannen über seine muskulöse Brust. Atemlos griff sie an ihre Kehle. »Wie machst du das nur? Immer wieder weckst du diese wilden Gefühle in mir …«
»Vermutlich liegt's an meiner charmanten Persönlichkeit«, neckte er sie. »Und an meiner Leidenschaft, die ich vier Wochen lang geschürt habe. Vier ganze Wochen ohne Liebeswonnen … Komm her, Lucy, du bist viel zu weit weg.« »Ich weiß nie, ob ich von dir vergewaltigt oder wie eine jungfräuliche Braut umworben werden will«, gestand sie und trat einen Schritt näher.
»Warum nicht beides?« Er versank wieder im dampfenden Wasser. »Was wünschst du dir zuerst?«
Gleich darauf stieg die nackte Gemahlin des Obersten Richters von Virginia City in die Wanne. Und Hazard ging sehr behutsam mit ihr um. Deshalb vergötterten ihn die Frauen weil er sie so sanft und rücksichtsvoll verwöhnte. Aber nach einer Weile seufzte sie vor Verlangen und sehnte die Erfüllung herbei.
»Geduld, mein Liebes, ich habe noch gar nicht richtig angefangen.« Nun änderte er seine Taktik, und während des wilden Liebesspiels schwappten hohe Wasserfontänen über den Wannenrand. Aber Lucys Frisur blieb unversehrt, wie versprochen.
Eine Stunde später halfen sie einander, sich anzukleiden. Zum Abschied küßte sie ihn voller Glut. »Bitte, Jon, bevor du morgen in die Berge zurückreitest – noch ein letztes Mal!«
Er zögerte.
»Begehrst du mich nicht mehr?« flüsterte sie.
»Nun, ich versuche nur, deine Garderobe vor einem hemmungslosen Wilden zu retten.«
»Und damit meinst du dich selber?« fragte sie belustigt.
»Wen sonst?«
»Zum Teufel mit meinen Kleidern …«
»Stets dein Diener, Mylady …«
Als Lucy zu ihrem Mann zurückgekehrt war, um gemeinsam mit ihm die Gäste des Territorial Balls zu empfangen, schenkte sich Hazard noch einen Brandy ein. Dann verließ er das Hotel und wanderte ebenfalls die Main Street entlang, zu dem Haus, wo das Fest des Obersten Richters stattfand.
Eine offene Kutsche erwartete die Braddocks und brachte sie zum Gerichtshof, dem einzigen Gebäude in Virginia City, das geeignete Räumlichkeiten für einen großen Ball zu bieten hatte. Stolz wies der Fahrer auf neue Wohn- und Geschäftshäuser hin. »Da drüben sehen Sie McBundys Emporium. Die Steine dafür wurden in Ochsenkarren hierherbefördert, dreihundert Meilen weit. Fantastisch, was? Hinter den Weiden, in dem Haus mit dem Turm, lebt Mr. Forsyth. Und dort am Hang steht Chessmans Residenz. Um die zu bauen, hat er zwei Jahre gebraucht.«
Während Millicent angesichts der überladenen neugotischen Architektur die Nase rümpfte, meinte Blaze höflich: »Das ist ja ein richtiger Palast.«
»In der Tat«, bestätigte der Kutscher.
Schlichte Holzhütten, Geschäftshäuser und Zelte standen zwischen eleganten Steinbauten. Hier trafen Arm und Reich zusammen. Und ein armer Mann, der plötzlich auf eine Goldader stieß, konnte über Nacht reich werden. Wenn das geschah, neigte so mancher zu
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