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Funkensommer

Funkensommer

Titel: Funkensommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Holzinger
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kräftige Unwetter ins Land ziehen, und bis dahin muss abgeerntet sein. Da muss jeder anpacken!«
    Mehr sagt sie nicht. Braucht sie auch nicht, denn ihr Blick verrät, dass sie zu diesem Thema nichts mehr sagen wird. Wie immer. Das ist so typisch!
    »Na toll«, zische ich wütend und sage auch nichts mehr. Wenn meine Mutter nicht ehrlich zu mir sein kann, warum soll ich es dann zu ihr sein?! Schweigend sehen wir uns an. Obwohl wir tausend Fragen hätten. Und der Mond scheint auf unsere bleichen Gesichter.
    Schließlich steht Mama auf und verschwindet aus meinem Zimmer, genauso, wie sie hereingekommen ist. Still. Und wieder ist die Kluft zwischen uns ein Stück tiefer geworden, denke ich.
    Erschöpft lasse ich mich schließlich auf den Zierpolsterberg sinken, während ich die Stille der Nacht in mich aufnehme, um selbst zur Ruhe zu kommen. Träge werden meine Augenlider. Die Gedanken fliegen. Hinaus aus dem Fenster. Vorbei an einem Käuzchen, welches eben erst aus seinem Schlaf erwacht ist und einen schaurigen Guten Abend Gruß ausstößt. Die Gedanken fliegen. Immer weiter. Immer weiter fort. Nur von fern höre ich dem Käuzchenruf zu, während vage Wortfetzen aus dem Elternschlafzimmer an mein schläfriges Ohr dringen. Sie tuscheln. Meine Eltern. Aufgeregt. Aufgebracht. Doch die Wortfetzen reichen nicht, um mich wach zu halten. Aufzuhalten. Denn meine Gedanken. Sie fliegen. Schon längst.
     
    Erntezeit. Das bedeutet angestrengte Gesichter. Schweiß auf der Stirn. Staub auf der Haut. Und Arbeit ohne Ende. Die wenigen Regentropfen der vergangenen Nacht haben dem Weizen zum Glück nichts anhaben können. Nun können wir ihn ernten. Und das Stroh heimbringen. Das wird stressig. Schon als ich zum Frühstücken in die Küche komme, kann ich ihn spüren. Den Stress. Oder ist es Angst? Die Angst davor, die Ernte zu verlieren, falls das Wetter nicht mitspielt? Denn Mama hatte recht. Ein gewaltiges Unwetter soll im Anmarsch sein. Eilig streiche ich mir deshalb ein Marmeladenbrot und trinke ein Glas Wasser dazu, weil es schon frühmorgens unglaublich heiß ist. Dann schlüpfe ich in meine Arbeitsstiefel und sehe nach Papa. In der Maschinenhalle finde ich ihn.
    »Guten Morgen!«, murmle ich.
    Papa blickt kurz zu mir hoch, während er am Monsteranhänger herumschraubt.
    »Das wird sich erst zeigen, ob dieser Morgen gut ist! Hauptsache, das verdammte Wetter spielt mit, und …« Den Rest verkneift er sich, aber ich kann an seinem Gesicht genau ablesen, was er meint. Finster schaue ich auf den unheilversprechenden Monsteranhänger.
    »Wann wird Hans denn heute kommen?«, frage ich, nur um Papa gutzustimmen.
    Meine Rechnung scheint aufzugehen, denn er krabbelt unter dem Monsteranhänger hervor und antwortet: »Schon bald. Er hat gestern zum Glück beim Waldbauern noch fertig dreschen können, weil es in der Nacht nicht viel geregnet hat.« Er legt Hammer und Schraubenzieher beiseite und sagt: »Am besten stellst du den Kipper gleich aufs untere Feld. Dort fangen wir an.«
    Verzagt schaue ich zum Traktor hinüber, der auf der anderen Seite der Maschinenhalle parkt. »Aber der Kipper ist doch noch gar nicht angehängt!«, klage ich.
    Papa dreht sich zu mir um und sieht mich entmutigt an. »Hannah, für so etwas haben wir heute wirklich keine Zeit. Verstehst du? Ich habe tausend Sachen zu erledigen …«
    »Aber ich hab das doch noch nie gemacht!!!«
    Papa schnauft. »Also gut!«, sagt er schließlich. »Hol den Traktor. Ich zeige dir, wie man den Kipper anhängt. Das ist nicht schwer.«
    Und tatsächlich. Als ich mit dem Rückwärtsgang auf den Monsteranhänger zusteuere, schaffe ich es auf Anhieb, die Anhängevorrichtung zu treffen. Nun braucht Papa nur noch den Stift durchzustecken und die Hydraulikschläuche anzuschließen. Danach lächelt er mir erleichtert zu.
    »Geht doch«, brummt er und klettert zu mir in die Traktorkabine. »Und jetzt fahr los!«
    »Ich?«, frage ich überrascht.
    »Freilich«, lacht er. »Du hast schon recht. Übung hat noch niemandem geschadet. Also: Gang rein, Kupplung los und dann Gas! Bis der Mähdrescher kommt, hast du bestimmt gelernt, wie man mit einer Getreidefuhre umzugehen hat.«
     
    Doch Stunden später scheinen Papas aufmunternde Worte in der Hitze des Tages verpufft zu sein. Jedenfalls sitze ich auf dem Traktor und zittere vor mich hin. Denn ohne Getreide zu fahren, ist wesentlich leichter als mit. Noch dazu, wenn man einen steilen Berg vor sich hat. Das haben nämlich untere Felder so an

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