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Funkensommer

Funkensommer

Titel: Funkensommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Holzinger
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Geschäft weiterführe. Dabei weiß ich noch gar nicht, was ich nach der Matura machen will. Wenn es nach meinem Vater ginge, wäre mein Leben schon zwanzig Jahre im Voraus verplant.«
    Ich kuschle mich enger an ihn und lausche seinem Herzschlag. »Wie denn?«, frage ich neugierig.
    »Auf alle Fälle ein Studium«, murrt Finn. »Bei dem Fremdsprachen wichtig sind. Damit ich später international arbeiten kann. Dabei kann ich nicht mal Englisch! Ich bin nur schlecht darin!« Wieder tauchen ein paar Fältchen auf seiner Stirn auf. »Hab heuer grad die Kurve gekriegt. Aber nur weil …« Noch mehr Falten. Er schaut auf den See hinaus und lässt sich mit der Antwort Zeit. Während er nach den richtigen Worten zu suchen scheint, liege ich in seinem Schoß. Finns Atembewegungen wiegen mich sanft hin und her. So schön ist das. Verträumt lächle ich ihn an. Und er lächelt zurück. Unsere Lippen suchen sich. Lang und zärtlich. Und Finns Stirnfalten sind mit einem Mal wie weggeblasen. Seine Antwort auch.

Wie Tag und Nacht
    Es ist spät geworden. In der Dunkelheit schleiche ich in mein Zimmer. Auf Zehenspitzen. Federleicht vor Glück. Denn Finn und ich haben noch lange unter der Birke gesessen. Nicht einmal, als das erste Donnergrollen den Horizont erzittern ließ, haben wir uns losgelassen. Lagen Arm in Arm auf dem moosigen Boden und lauschten dem Rauschen des Gewitterwindes in den Birkenblättern. Und redeten. Und redeten.
    »Das ist nur ein Wetterleuchten«, hat mir Finn zwischendurch beruhigend ins Ohr geflüstert. »Das Gewitter wird vorüberziehen.« Und genauso war es dann auch. Wenig später sind zwar ein paar einzelne, feine Regentropfen auf die Erde gefallen, haben den See in ein hüpfendes Regenfass verwandelt und unsere erhitzten Körper gekühlt, mehr aber nicht.
    Und obwohl der Gewitterwind eine kühle Brise mitgebracht hat, ist mir jetzt immer noch heiß, als ich im Dunkeln nach einem Handtuch taste und es mir um die feuchten Haare wickle. Mit dem Turban lege ich mich aufs Bett. Das Mondlicht fällt herein und taucht Gnist und Sommar in ein weiches Licht.
    »Ihr habt es gut«, flüstere ich den beiden zu. »Ihr könnt ewig beisammen sein.« Dabei spüre ich Finns Hände immer noch auf meinem Körper. Noch nie zuvor habe ich so etwas erlebt. Bin noch nie jemandem so nah gewesen. Mein Herz klopft wie verrückt, wenn ich daran denke. Wie wir uns eng umschlungen aneinander gekuschelt haben und unsere Hände dabei auf Wanderschaft gegangen sind. Scheu und vorsichtig zwar, aber gerade deshalb so wunderschön …
    Noch während ich meinen Gedanken nachhänge, geht langsam die Zimmertür auf und Mama kommt herein.
    »Wo warst du?«, will sie mit leiser, aber eindringlicher Stimme wissen.
    »Bei Jelly«, lüge ich. »Wieso?« Wie gut, dass sie das Licht nicht angemacht hat, sonst hätte mich meine Tomatensuppenfarbe augenblicklich verraten.
    Mama kommt noch einen Schritt auf mich zu. Das lässt sie unheimlich aussehen, weil das Mondlicht auf ihren Körper strahlt und sie dadurch einen langen Schatten auf die Dielen wirft. »Du hättest Bescheid geben können, dass du noch weggehst. Außerdem mag ich es nicht, wenn du so spät nach Hause kommst und wie eine Katze in dein Zimmer schleichst.«
    »Ich bin doch schon häufiger spät nach Hause gekommen. Warum stört dich das ausgerechnet jetzt?«, murre ich.
    Mama lässt sich auf der Bettkante nieder. Sie dreht ihr blasses Gesicht zu mir, das im Mondschein geradezu bleich wirkt. Da kann sie machen, was sie will. Mamas Haut wird nie braun. Höchstens sommersprossen-gesprenkelt-braun. Wie meine. Denn das hat sie mir auch vererbt, genauso wie das Man-muss-einfach-machen-Gen.
    »Anscheinend hat Antonia recht«, sagt sie leise in die Dunkelheit hinein.
    »Was?«, frage ich völlig überrascht. »Welche Antonia?«
    Sie hebt den Kopf. »Na, Antonia Brugger, die Handauflegerin. Die Raphael helfen will …«
    »Was hat denn das bitte schön mit dieser Frau zu tun?«, frage ich.
    »Na ja, sie hat gesagt, dass du nun auch erwachsen wirst, und so …«, erklärt sie gedankenversunken. Sie zuckt mit den Schultern. Der lange Schatten auf den Dielen tut es ihr gleich.
    Ach, das hat diese Antonia Brugger gesagt? Das ist ja interessant. Witzig, dass meine Eltern nicht von alleine darauf kommen. »Wieso redet ihr überhaupt über mich?«
    Mama seufzt. »Einfach so. Lassen wir das Thema jetzt. Schlaf lieber. Es ist schon spät, und die nächsten Tage werden anstrengend werden. Es sollen

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