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Funkensommer

Funkensommer

Titel: Funkensommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Holzinger
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es still. Antonia atmet sanft. »Du hast deine Leber durch diese Droge schwer beschädigt«, sagt sie nach einer Weile.
    Raphael hält inne.
    Antonia greift nach seiner anderen Hand. Wieder scheint sie in Raphaels Körper hineinzuspüren. Ihr Gesicht wirkt konzentriert. Fasziniert sehe ich zu, wie sie sich voll und ganz auf meinen Bruder einlässt, ehe sie die Stirn runzelt und überrascht murmelt: »Es kann sein, dass der Auslöser der Allergie die Droge war?!«
    Raphael stöhnt. »Was?«
    Antonia umklammert noch einmal Raphaels Hände, dann lässt sie los und schlägt die Augen auf. »Wann hast du mit diesem Treyes angefangen?«
    »Ich weiß nicht …«, sagt er unsicher.
    Antonia drängt. »Denk nach. Es ist wichtig!«
    Raphael rutscht auf dem Sofa herum, während mein Herz höher schlägt. Wenn das stimmt …. wenn die Handauflegerin recht hat …
    Da murmelt er: »Ich weiß es wirklich nicht mehr so genau. Irgendwann, nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, hat mir dieser Typ aus dem Q10 das Zeug angeboten. Er meinte, ich würde mich damit total richtig fühlen …«, seine Stimme stockt. »Nach dem Anfall war ja nichts mehr so wie vorher. Jeder hat mich plötzlich mit anderen Augen angesehen. Alle! Als hätten sie Angst, dass wieder etwas mit mir passiert. Zu Hause. In der Arbeit. Scheiße war das! Ständig wurde ich daran erinnert. Also habe ich mich immer mehr verschanzt. Bin ihnen aus dem Weg gegangen. Die Leute sind mir einfach auf die Nerven gegangen. Aber … mit diesen Tabletten … ich weiß nicht … mit denen war es anders. Ich fühlte mich richtig. Richtig in einem Leben, das total falsch verläuft …« Er bricht ab.
    Antonia sieht mich an. »Weißt du vielleicht, wann das ungefähr war?«
    Ich überlege. »Vielleicht so einen Monat nach dem Anfall?«
    Antonia nickt. »Und wann sind die Allergien aufgetreten?«
    »Auch ungefähr zu dieser Zeit«, antworte ich verblüfft.
    »Heißt das«, mein Bruder beginnt den Kopf zu schütteln, »dass ich die Allergie wirklich nur wegen diesem Mist habe? Das gibt es doch nicht. Ich kenne so viele Leute, die Treyes einwerfen. Niemand hat damit Probleme.«
    Antonia steht auf und kramt nach einem Stift und Papier. »Aber keiner von denen hat dazu Epi-Blocker geschluckt, oder?«
    Raphaels Augen werden groß.
    »Verstehst du? Diese Kombination hat deine Leber angegriffen. Und die Leber ist nun mal dazu da, Giftstoffe aus dem Körper abzubauen. Ist sie überfordert, können Allergien eine Reaktion darauf sein.« Antonia nimmt wieder Platz und sieht Raphael herausfordernd an. »Und das, mein Lieber, ist wirklich nur das geringere Übel. Du kannst froh sein, dass deine Leber noch keinen größeren Schaden davongetragen hat! Und nun nennst du mir den Namen von diesem Dealer!«, fordert sie.
    »Äh, warum?«, fragt Raphael vorsichtig.
    Antonia schnaubt. »Das weißt du ganz genau! Damit dieser Typ nicht noch mehr anrichten kann. Deshalb!« Als Raphael zögert, ergänzt sie: »Ich werde anonyme Anzeige erstatten. So muss die Polizei der Sache nachgehen, ohne dass dabei Namen genannt werden!«
    Raphael nickt langsam und murmelt schließlich einen mir völlig unbekannten Namen, den sich Antonia notiert.
    »In Ordnung«, sagt sie schließlich und legt den Zettel beiseite. Sie macht eine Pause, ehe sie sich wieder Raphael zuwendet. »Du kannst völlig gesund werden, Raphael. Aber du musst dafür auch etwas tun. Deine Leber ist stark beeinträchtigt. Sie braucht eine Entgiftung. Das heißt keinen Alkohol. Keine Glimmstängel. Natürlich keine Drogen«, erklärt sie eindringlich. »Und du wirst dich endlich an den Diätplan halten, den ich mit deiner Mutter abgesprochen habe. Wenn du das schaffst, dann wirst du in zwei Monaten eine Veränderung spüren! Bestimmt!«
    Raphaels Schultern heben sich. »Im Ernst?«
    Antonia lächelt. »Aber nur, wenn du dich daran hältst!«
    Mein Bruder nickt. »Klar! Ich würde alles tun, um wieder gesund zu werden.«
    »Gut«, meint Antonia zufrieden. »Ich nehme dich beim Wort. Und deine Schwester hier ist Zeugin!«
    Ich nicke auch.
    »Und was diesen Deal angeht«, fährt Antonia fort, »der ist wirklich dumm!« Sie sieht Raphael an. »Aber ich verstehe, dass diese Sache für dich unangenehm ist. Deshalb schlage ich euch einen anderen Deal vor: Du konzentrierst dich in erster Linie mal auf deine Heilung. Und Hannah«, sie wendet den Kopf zu mir rüber, »du achtest darauf, dass du deine Freundschaft zu Finn nicht auf Raphael überträgst.

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