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Funkensommer

Funkensommer

Titel: Funkensommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Holzinger
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Bäuerin. Sie stamme nicht mal von hier. Außerdem sei ihr Papa … labil gewesen …«
    »Mensch, Raphael«, rufe ich. »Das ist doch total egal.«
    »Weiß ich ja«, gibt mein Bruder verlegen zu. »Jetzt jedenfalls. Ich sag ja, dass das blöd war, mich so von Papa steuern zu lassen!« Dann steigt er aus und geht mit mir auf die Hoftür zu. Wir wünschen uns eine Gute Nacht und verschwinden in unsere Zimmer. Vorher werfe ich aber noch einen Blick auf Papas heiß geliebten Bauernkalender. Ich weiß auch nicht warum. Eigentlich ist dieses Wischblatt ja total bescheuert. Und trotzdem will ich wissen, was beim heutigen Tag draufsteht: Bleicher Mond regnet, roter Mond weht, weißer Mond klärt, lese ich und runzle verblüfft die Stirn.
     
    Nachdem uns Mama am nächsten Morgen beim Frühstücken erleichtert zugelächelt hat, macht sich Raphael auf den Weg zur Arbeit und ich mich aus dem Staub. Bestimmt hat Mama gestern noch mit Antonia Brugger telefoniert. Ansonsten hätte sie jetzt nicht so ein breites Honiglächeln im Gesicht gehabt. Pah! Mir wird schlecht, wenn ich daran denke. Da kann sie noch so süß grinsen. Belogen hat sie uns trotzdem die ganze Zeit über. Und Jelly weiß nichts davon! Ob ich es ihr sagen soll?
    Hastig schwinge ich mich aufs Rad. So eine Entscheidung schreit nach einer Orakelkamille. Vielleicht bin ich danach gescheiter. Hoffentlich!
    Ich will auf alle Fälle mit Finn reden. Ich weiß jetzt, dass ich ihn liebe. Auch wenn er nach England geht.
    Und Jelly?
    Schon bin ich am Waldweg angelangt. Der spätsommerliche Nebel hängt noch zwischen den Ästen. Die ersten Bäume haben hier und da ein gelbrötliches Blatt. Ein Zeichen dafür, dass der Sommer sich dem Ende neigt.
    Ich lehne das Rad an einen Baumstamm und folge dem Pfad, der zum Jungfrauenfelsen führt. Sanft schlängelt er sich durchs Unterholz. Ich kann den See schon hören. Er platscht heute. Noch eine Biegung, dann bleibe ich stehen. Der See liegt vor mir. Aber …
    … irgendetwas ist dieses Mal anders. Nur was? Ich lasse den Blick schweifen. Wie so oft. Bis ich am Felsen anlange, bin ich unruhig geworden. Ich schnalle nicht sofort, was los ist, doch mein Herz scheint es längst begriffen zu haben. Es klopft wie wild: Mach endlich, pocht es. Ich klettere auf den Felsen. Und ein schrecklicher Verdacht keimt in mir auf. Auf dem Jungfrauenfelsen, zu meinen Füßen, liegen ein paar Klamotten herum. Ich kenne sie. Auch den Rucksack.
    Ein Blick auf den See. Unter dem Felsen … kräuselt sich die Wasseroberfläche. Und war da vorhin nicht ein Platschen gewesen? »Verdammter Mist! Jelly!«, schreie ich. Ohne darüber nachzudenken, reiße ich mir Jacke und Schuhe vom Leib und springe hinterher.
    Wasser. Eiskaltes Wasser. Es sticht. Rasch zieht es mich hinunter. Das liegt bestimmt daran, dass ich noch meine Sachen anhabe. Immer weiter runter. Immer mehr in die Tiefe. Panisch blicke ich mich um. Der See ist aufgewühlt. Die Sicht miserabel. Schon spüre ich die Baumwurzel unter meinen Füßen. Ich stoße mich ab. Ich will nicht hier sein. An diesem verfluchten Ort. Ich muss an die Hexe denken: Nicht Jelly! Nimm nicht Jelly, flehe ich.
    Da erwischt mich eine eiskalte Strömung. Meine Luft wird knapp. Die Lungen brennen. Ich muss auftauchen. Ins Licht. Ich will nicht hier sein, denke ich schon wieder, und spüre, wie eine Bewegung auf mich zukommt. Ich bin wie gelähmt. Eine Hand. Sie greift nach mir. Todesmutig ziehe ich daran und schwimme ins Licht. Lass es Jelly sein, bettle ich.
    Wie zwei Karpfen schnappen wir nach Luft. Jellys Haare kleben an ihrem Gesicht. Ihre überraschten Augen sehen mich an. »Was machst du denn hier?«, keucht sie.
    »Bist du verrückt geworden?«, kreische ich, während mir vor Erleichterung die Tränen nur so von den Wangen rollen.
    Gegenseitig helfen wir uns aus dem Wasser, ohne loszulassen. Unsere Hände sind ineinander verhakt. Aber nicht nur wegen der Kälte.
    »Warum machst du so etwas?« Meine Zähne klappern. Wütend wische ich mir die Stirnfransen aus dem Gesicht. »Du kannst dich doch nicht auch umbringen. Du bist doch meine Jelly-Bean!« Ich ziehe sie auf den Felsen, lasse sie immer noch nicht los.
    Jelly sieht mich mit großen Augen an. Dann schüttelt sie hastig den Kopf. »Ich wollte mich doch nicht umbringen!«, ruft sie. »Was denkst du denn?«
    Ich sehe meine Freundin entgeistert an. »Was? Nicht? Aber … was sollte das denn sonst sein?«
    »Ich weiß auch nicht …«, schluchzt sie. »Ich wollte doch

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