funny girl
Lachen.
»Mein Dad kann nicht besonders gut Englisch. Er spricht mit der chirurgischen Präzision einer Landmine.«
Einer Landmine! Ha! ha!
»Also, ich habe ihn wirklich gern und so weiter, aber… na ja, er ist nicht besonders schlau. Wenn man neben ihm steht, kann man das Meer rauschen hören.«
Das Meer! Wie bei einer Muschel. Sie wollte damit sagen, dass er so hohl war wie eine Muschel! Ganz schön frech.
»Aber er ist echt witzig. Er sagt Sachen wie: ›Der einzige Ort, wo Erfolg vor Mühe kommt, ist im Wörterbuch.‹«
Was ist denn daran lustig, dachte er. Stimmt doch. Nur im Wörterbuch, nirgendwo sonst.
»Einmal hat er zu mir gesagt: ›Ein erfolgreicher Mann ist jemand, der mehr Geld verdient, als seine Frau ausgeben kann.‹«
Stimmt auch! All das stimmte, aber es war trotzdem lustig. Solche Sachen hatte er gesagt, schon oft. Und noch viele andere, die hier nicht aufgeschrieben waren. Aristot schüttelte den Kopf. Er fand, die Liste mit seinen Aussprüchen könnte und sollte vollständiger sein.
»Und gerade erst gestern beim Abendessen hat er von seinem Teller aufgesehen – alle lagen sich wegen irgendwas in den Haaren. Er hat sich zu mir umgedreht und gesagt: ›Es stimmt, dass verheiratete Männer länger leben als unverheiratete, aber verheiratete Männer sterben auch lieber.‹«
Das hatte er wirklich gesagt. Genau so. Und sie hatte es aufgeschrieben, sich daran erinnert, hatte den Wert seines Satzes erkannt und ihn damit geehrt. Eine seltsame Art, ihn zu ehren. Aber ein Beweis, dass sie ihn liebte und respektierte. Das wurde ihm jetzt klar. Und wie hätte ihn das nicht berühren sollen? Er war schließlich nicht aus Stein.
AZIME : Man hat mir tatsächlich Geld angeboten, wenn ich die Burka ausziehe und mich zu erkennen gebe – so ähnlich wie bei Batman. Aber ich persönlich bin überzeugt, dass Bruce Wayne und ich für die Gesellschaft, der wir dienen, ein Geheimnis bleiben müssen. Dankeschön. Gute Nacht.
Das hat sie von mir, dachte Aristot Gevaş in seinem dunklen Lagerhaus voller Möbel, die nie einen Abnehmer finden würden, sosehr er den Preis auch senkte – das Talent hat sie von mir…
Azime ging rasch von der Bühne.
Arthur wartete hinter den Kulissen. Als er sah, wie aufgewühlt sie war, führte er sie auf direktem Weg in die Garderobe. Er nahm seine neue Aufgabe sehr ernst – man hatte ihm einen kleinen Anteil an der Abendgage versprochen –, deshalb hatte er sich ganz in Schwarz gekleidet und eine Krawatte umgebunden. Er hatte Deniz vorgeschlagen, sie sollten über Funk in Verbindung stehen wie Geheimagenten, doch Deniz hatte geantwortet, das komme später. Nachdem er Azime sicher in ihrer Garderobe abgeliefert hatte, baute er sich mit verschränkten Armen so vor der Tür auf, dass seine Tätowierungen gut sichtbar waren. Zehn Minuten später kam Azime in Straßenkleidung wieder heraus. Das Auto wartete schon. Sie wurde behandelt wie ein Star.
Das Taxi brachte Arthur und Azime zurück zu Deniz’ Wohnung. Arthur begleitete sie bis zur Tür, wo Azime ihn von weiteren Pflichten entband.
In der dunklen Wohnung tastete sie nach dem Lichtschalter. Und dann hörte sie ein Geräusch – es war jemand da. Sie erstarrte. Wenn sie sich bewegte, würde man sie vielleicht hören. Und dann ging das Licht an. Sie schrie auf.
»O Mann!«, rief Deniz. »Tut mir leid, ich bin’s nur. Ich hab nur ein bisschen Gras geholt. Scheiße, das hätte ich dir sagen müssen.«
Azime zitterte. »Ich hab solche Angst, Deniz.«
»Soll ich heute Nacht hierbleiben? Ichbringe nur das Zeug rüber, und dann bin ich gleich wieder hier, okay? Oder wie wär’s, wenn wir gleich jetzt zur Polizei gehen, wenn du solche Angst hast.«
»Nein. Vermutlich passiert ja nichts. Wahrscheinlich rege ich mich unnötig auf.«
»Hör, Azi. Wir beschützen dich, wie Salman Rushdie. Besser als Salman Rushdie, denn den hätte ich locker gekriegt. Niemand kann dir was anhaben. Du bist ein Star. Wir passen gut auf dich auf, okay?«
Sie lächelte. Sie wollte immer noch Comedy machen. Es war cool, richtig cool, wenn man sich erst einmal an das Gefühl gewöhnt hatte, kotzen zu müssen, ehe man auf die Bühne ging. Und daran, dass die Familie und die älteste Freundin es furchtbar fanden. Dass einen die ganze Gemeinde hasste und dass man mit dem Tod bedroht wurde.
»Vielleicht sollten wir auch der Presse von der Morddrohung erzählen. Ich überlege gerade«, fuhr Deniz fort. »Das ist eine tolle Story. Wie viele Leute
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