Furchtbar lieb
meine Neuigkeit zu einem ganz, ganz schlechten Zeitpunkt eingetroffen sei.
Es stellte sich heraus, dass Kyle und sie eine Stunde vor meinem Anruf von einer Sozialarbeiterin befragt worden waren, die ihre Eignung für das Adoptionsverfahren einschätzen sollte.
»Sie ist erst einundzwanzig«, sagte Sarah, »und eindeutig eine Lesbe. Sie hat auf unserem Sofa gesessen, ihren Nasenringin die Luft gestreckt und sich über meine Eltern ausgelassen. Herr im Himmel! Ich habe versucht, ihr das Haus zu zeigen, aber sie hat abgelehnt. ›Alles zu seiner Zeit‹, hat sie gesagt – und das mit einem Nasenring!«
Nach dem Gespräch wurde mir klar, dass der gesamte Anruf sich um Sarahs Eierstöcke gedreht hatte – und nicht um meine, in denen zu meinem anhaltenden Schrecken ein rauschendes Fest gefeiert wurde.
***
Das Adoptionsverfahren von Sarah und Kyle entwickelte sich gleichzeitig mit meinem Bauch. Es gab viele weitere Befragungen durch Sozialarbeiter mit und ohne Nasenring. Familienstammbäume wurden gezeichnet, Geschichten geschrieben, Liebesleben, Bewältigungskompetenz und soziale Einbindung genau untersucht. Schließlich machte irgendwer irgendwo ein Häkchen und erteilte Sarah und Kyle die Genehmigung, ein fremdes Kind aufzunehmen.
Wir feierten im Café Rosso mit einer Flasche Chianti (ja, ich weiß, aber wenigstens war mein Fötus nicht auf Heroin wie bei vielen Müttern, mit denen ich bei der Arbeit zu tun hatte), drei Gängen und einem Streit über den Mittleren Osten. Der perfekte Abend.
***
Kurze Zeit nach unserem gemeinsamen Abendessen holte Sarah bei ihrer örtlichen Sozialstelle ein sechsjähriges Pflegekind ab und nahm es für das Wochenende mit nach Hause. Es war nicht ganz wie im richtigen Leben, nur ein kurzes Wochenende, »um die Kinder einzuarbeiten«, wie Sarah sagte.
Kyle wartete schon auf Sarah und das Kind, als die beiden ankamen. Sarah hatte vorher Kekse und verdünnten Bio-Schwarze-Johannisbeersaft gekauft, außerdem drei DVDs über die Tier- und Pflanzenwelt Afrikas.
Der Knirps nahm seinen Platz auf dem Ledersofa mit dem Kaschmirüberwurf ein, betrachtete die Kekse und den Saft auf dem Couchtisch und starrte Sarah und Kyle mehrere Minuten lang an. Er hatte große grüne Augen und leuchtend rotes Haar, und er war so süß wie ein Knopf aus Glasgow. Sarah hätte ihn am liebsten aufgefressen, und Kyle fing an, sich ziemlich männlich zu fühlen, jetzt, wo er einen Jungen im Haus hatte, der einen Vater brauchte.
»Kann ich auf Toilette?«, fragte der Junge nach einigen Minuten verlegener Stille.
Sarah brachte ihn zu seinem eigens-für-das-Wochenende-gestrichenen Zimmer mit Bad und schloss mit dem Seufzer einer liebenden Mutter die Tür hinter seinen zarten kleinen Gesichtszügen.
Er kletterte aus dem Fenster.
Ehe Sarah und Kyle auch nur Zeit hatten, den Biosaft in die eigens-für-das-Wochenende-gekaufte Plastiktasse-mit-coolem-Strohhalm zu gießen, war er vermutlich eine halbe Meile weit weg. Sie bekamen nichts davon mit, ehe Kyle alle Trailer auf der ersten DVD über Afrikas Tierwelt gesehen hatte.
Danach kam Sarah zu dem Schluss, dass Pflegeelternschaft eine schlechte Idee sei – unwiederbringlich lädierte rotblonde Unterschichtenware und so weiter. Also konzentrierte sie sich auf das schneckenhafte Vorwärtskriechen auf der Adoptionsliste. Und auf mich. Sie fing an, mich bei jeder pränatalen Untersuchung zu begleiten. Sie strich mein Gästezimmer, schrieb endlose Besorgungslisten, nahm Mixtapes auf, die ich während der Geburt hören sollte, half mir, meinen drogenfreien Geburtsplan zu schreiben und kochte Unmengen von gefrierfertigen Mahlzeiten für die Zeit danach.
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Auf Sarahs Drängen hin hörte ich drei Wochen vor dem Tag X mit Arbeiten auf.
Meine Kollegen kamen zusammen, um mir Gutscheine fürMarks & Spencer und eine gemischte Kuchenplatte zu schenken. Mein Chef – der, wie ich bald merkte, sehr oft »ach, Scheiße« sagte – hielt eine Rede.
»Glückwunsch an Krissie und ihren Ehem… – ach, Scheiße … ich meine, nach allem, was man hört, wirst du großartige Eltern, Mutter … ach, Scheiße. Auf Krissie!«
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Nachdem ich mit der Arbeit aufgehört hatte, kam ich zu dem Schluss, dass so eine Mutterschaft eine fantastische Sache sei. Ich schlief aus, ging spazieren, aß mittags in Cafés, schaute mir »Quincy« an, las Bücher und vertilgte mindestens einen kompletten Bananenkuchen am Tag.
Ich lachte und lachte mit meinen neuen pränatalen Freundinnen, traf
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