Furchtlos in High Heels
bezahlt, ihr Blut trinken zu dürfen.“
Ich sandte ihm einen angewiderten Blick. „Ekelhaft.“
„He, ihr Körper war schließlich blutleer“, verteidigte er sich.
„Sicher. Aber es gab nur ein Paar Bisswunden an ihrem Hals. Vielleicht wurde sie nur einmal ausgesaugt. Wenn jemand“, ich wand mich innerlich, und die Übelkeit machte sich wieder bemerkbar, „regelmäßig ihr Blut getrunken hat, hätten da doch auch ältere Wunden sein müssen.“
„Nun, vielleicht war es nur eine einmalige Sache? Er hat für einmal Blutsaugen bezahlt, aber es ist irgendwie aus dem Ruder gelaufen und er hat aus Versehen zu viel getrunken?“
„Können wir vielleicht bitte aufhören, die Worte ‚Blut‘ und ‚saugen‘ in Kombination zu gebrauchen?“, bat ich und zwang meinen Magen mit schierer Willenskraft, sich zu beruhigen. „Außerdem gibt es da noch ein Problem bei deiner Theorie.“
„Nur eines?“, brummte Dana, während wir zum Auto zurückgingen.
„Was für ein Problem?“, erkundigte sich Marco, schenkte ihr weiter keine Beachtung.
„Warum Alexa ausgerechnet in dem Club umbringen? Ich meine, wenn Sebastian sie wirklich für irgendetwas in der Art angeheuert hat, würde er es doch höchstwahrscheinlich bei sich zu Hause machen, oder? Warum das Risiko eingehen, es in einem überfüllten Club zu tun?“
Marco zog einen Schmollmund. „Guter Einwand. Nun, was auch immer Alexa da am Laufen hatte, ich wette, Sebastian und Becca stecken bis zu ihren Reißzähnen drin.“
„Also glaubt ihr, Becca wird heute Abend auf Sebastians Party auftauchen?“, fragte ich.
Dana drehte sich zu mir um, und in ihre Augen trat auf einmal ein Cagney&Lacey-Leuchten, das ich zu meinem Leidwesen nur zu gut kannte. Allerdings waren wir vermutlich in Wahrheit eher Lucy und Ethel aus der alten Serie „I love Lucy“. „Oh Maddie! Denkst du, was ich gerade denke?“, wollte sie wissen und lächelte, sodass ihre Grübchen erschienen.
„Dass ein Cheeseburger jetzt genau das Richtige wäre?“
„Die Party heute Abend! Das ist unsere Chance, Beccas habhaft zu werden und sie auszuquetschen.“
„Ich weiß nicht …“, wich ich aus. „Vielleicht sollten wir unsere Erkenntnisse einfach Ramirez mitteilen und den Rest der Polizei überlassen.“
Marco schnaubte verächtlich. „Als ob die Polizei sich unauffällig unter die Gäste einer Vampirparty mischen könnte.“
„Sie müssen sich ja auch nicht unauffällig unter die Menge mischen, sie haben schließlich Haftbefehle“, entgegnete ich.
„Nein, Marco hat recht“, merkte Dana an. „Wir werden viel eher Informationen über Becca erhalten, wenn wir unerkannt dort sind, als wenn die Polizei die Party mit gezückten Polizeimarken stürmt.“
Ich biss mir auf die Lippen. Sie hatte recht.
Und sie konnte selbst sehen, dass sie mich schon halb überzeugt hatte. „Bitte, Maddie“, flehte Dana und verschränkte vor sich die Hände. „Rickys Moonlight -Vertrag steht nächste Woche zur Verlängerung für Kinofilm Nummer drei an. Wenn der Club da noch immer geschlossen ist, weiß ich sicher, dass er unterschreiben wird.“
Ich seufzte. So sehr ich die Idee auch verabscheute, eine Bluttrinker-Orgie zu besuchen, musste ich doch zugeben, dass dies unsere beste, am Ende sogar unsere einzige Chance war, Becca zu fassen zu bekommen.
„Fein“, gab ich nach. „Lasst uns zum Kostümverleih gehen und uns ein paar Reißzähne borgen.“
Kapitel 10
Glücklicherweise kannte Dana die perfekte Stelle, um an Vampirausstattung zu kommen: den Drehort von Moonlight II – Der Kuss der Ewigkeit , der Fortsetzung, auf deren Erscheinen die halbe bekannte Welt mit angehaltenem Atem wartete (meinereiner eingeschlossen) und die momentan gerade in den Sunset-Studios in Hollywood gedreht wurde.
In den Sunset-Studios finden sich die größten und berühmtesten Namen aus Film und Fernsehen. Daher sind sie von einer undurchdringlichen Mauer umgeben, die so stark bewacht ist, dass Buckingham Palace im Vergleich dazu wie ein Witz wirkt. Hinter diesem Paparazzi-Schutzwall gleicht der Grundriss der Studios dem einer kleinen Stadt. Nur dass die Stadt ein bisschen schizophren ist. Es gibt Straßen mit verklinkerten Brooklyn-Reihenhäusern direkt neben baumgesäumten Vorstadtvierteln, wiederum direkt neben einer futuristischen post-apokalyptischen Stadt, die gleichzeitig auch als Wild-West-Kulisse Verwendung findet, je nachdem, was gerade gedreht wird. Dana und ich waren einmal undercover hier gewesen, um
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