Furchtlos in High Heels
und durch die Routine von frisieren, Makeup auftragen und Zähne putzen. Dann zwängte ich mich in ein Paar Yogahosen (die nur ein bisschen eng am Hintern saßen) und ein nachsichtig mit hoher Taille versehenes Baby-Doll-Sommerkleid (das lang genug war, eben erwähnten Hintern zu verdecken) sowie Wedges, ein Paar Sandalen mit geflochtener Keilsohle. Ich steckte gerade die Babypuppe in meine Tasche, (dieses Mal in eine Plastikwindel aus einer der Vorratspackungen in unserem Extrazimmer gewickelt), als Dana aufkreuzte, mich am Arm packte und mich zu ihrem Auto schleppte.
Zu behaupten, die Fahrt zu den Sunset-Studios sei in angespannter Atmosphäre erfolgt, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts. Dana betrachtete gelbe Ampeln als Herausforderung, Stoppschilder als gut gemeinte Ratschläge und ihr Gaspedal, als sei es eine eklige Schlange, die man tottreten musste, je fester, desto besser. Zu dem Zeitpunkt, als wir schließlich auf dem Parkplatz neben einer Reihe Golfcaddys stehen blieben, waren meine Fingerknöchel weißer als das Gesicht eines Moonlight -Darstellers und waren permanent in ihr Armaturenbrett gekrallt.
„Das reicht, nächstes Mal fahre ich“, warnte ich sie, als sie mich am Arm fasste und mich zu einem der Golfcaddys schob.
Fünf Minuten später bogen wir in die Brooklyn-Street ein, wo die Moonlight -Besetzung heute wieder ihre Zelte aufgeschlagen hatte. Dana verfehlte nur um Haaresbreite einen Kleiderständer mit Kostümen, als sie vor Rickys Trailer anhielt und aus dem Wagen sprang, vor seine Tür und mit beiden Fäuste dagegen trommelte.
Einen Moment später steckte Ricky den Kopf zur Tür heraus. „Himmel, was ist denn los?“ Er schaute nach unten und sah Dana. „Süße? Was tust du denn hier?“
„Was ich hier tue? Was ich hier tue? Was tust du hier?“
Er blinzelte verwirrt. „Filmen?“
Aber sie drängte sich an ihm vorbei, stürmte in den Trailer. „Wo ist sie? Wo ist die bleichgesichtige Schlampe?“
„Wovon redet sie?“, fragte Ricky mich, als ich einen Schritt hinter ihr eintrat.
Ich kam gar nicht dazu, ihm zu antworten, da sich Dana wieder auf ihn stürzte.
„Du bist letzte Nacht nicht heimgekommen“, rief sie und hob anklagend einen Finger.
Ricky wich einen Schritt zurück. „Wir haben noch spät gefilmt.“
„Und du hast mich nicht angerufen?“, erkundigte sich Dana.
Ricky zuckte die Achseln. „Tut mir leid, habe ich vergessen.“
„Und dein Handy ist aus.“
„Wie gesagt, wir haben gedreht. Ich wollte nicht, dass es mitten in einer Szene plötzlich losgeht.“
„Aber jetzt filmst du nicht.“
Ricky zog seine Brauen zusammen. „Baby, was ist denn so schlimm daran?“
„So schlimm daran? Schlimm daran ist“, erklärte Dana und blähte ihre Brust auf, wie ein Kugelfisch, der gleich einen Hai verscheuchen wollte, „dass ich nicht in der Lage war, meinen Freund zu erreichen, der letzte Nacht nicht heimgekommen ist.“
Ricky schaute sie verdutzt an. „Ich komme nie nachts nach Hause. Ich drehe seit drei Wochen Nachtaufnahmen.“
„Aber du bist auch nicht um sechs heimgekommen.“
Ricky schaute von Dana zu mir. „Meint sie das ernst?“, fragte er mich.
Dana warf die Hände in die Luft. „Arrgh. Männer!“
Ricky öffnete den Mund, um mehr zu sagen, aber ein Assistent steckte seinen Kopf zur Tür herein. „Ricky?“, sagte er. „Du wirst in der Maske benötigt.“
„Bin gleich da“, versprach er. Dann drehte er sich zu Dana um. „Sieh mal, wir sprechen später, okay? Ich muss jetzt los.“ Er wartete klugerweise nicht auf ihre Antwort, ehe er den Trailer verließ.
Dana setzte sich mit einem Schnauben, das ihre blonden Strähnen durcheinander brachte, auf das Sofa. „Ich schwöre, wenn er diesen Vertrag unterzeichnet, macht mich das am Ende noch verrückt.“
So sehr ich es auch bedauerte, wenn die Moonlight -Saga auf der Kinoleinwand zu Ende ging, musste ich ihr recht geben. Sie war eine Frau am Rande des Wahnsinns.
„Ich bin sicher, die Dreharbeiten stehen kurz vor dem Abschluss“, versuchte ich sie zu trösten.
Dana nickte. „Ja. Nur noch die Sexszene und zwei weitere Bissszenen, dann sind sie fertig. Dem Himmel sei Dank.“
Ich biss mir auf die Lippen, erinnerte mich an die letzte Bissszene, die, die ich mit Dana auf meinem Sofa gesehen hatte. „Weißt du, da ist eine Sache, die mich an Alexas Tod stört: Warum hat sie sich nicht gewehrt?“
Dana runzelte die Stirn. „Was meinst du?“
„Nun, wenn es ein Schlag auf den
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