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Furien im Finstern

Furien im Finstern

Titel: Furien im Finstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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bekommen will, muß man mit gewissen Unkosten rechnen. Und normalerweise versuchen die Leute, soviel wie möglich zu bekommen, damit nachher auch genügend übrig bleibt, ihre Unkosten zu decken. Aber Sie sollten sich das alles noch überlegen, meine Liebe. Sie haben meine Karte und Sie können immer mit mir in Verbindung treten.«
    »Sie sind sehr lieb, Mrs. Cool. Samstag und Sonntag werden ohnehin nicht gerechnet, also habe ich bis jetzt nur drei Tage verloren. Ich bekomme 120 Dollar in der Woche, also wären 60 Dollar für die drei Tage vollkommen angemessen. Und der Arzt hat 15 Dollar gekostet. Ich möchte 75 Dollar von der Versicherung haben.«
    Bertha hielt inne, ihre Hand auf der Türklinke. Sie sagte: »Seien Sie nicht dumm...«, als plötzlich an die Tür geklopft wurde, ein etwas ängstliches, zaghaftes Pochen.
    »Machen Sie bitte auf«, sagte Josephine.
    Bertha öffnete die Tür.
    Ein kleiner unauffälliger Herr, 57 oder 58 Jahre alt, mit einem rötlichen Schnurrbart und etwas gebeugtem Rücken lächelte sie aus blauen Augen an.
    »Sie sind Miss Dell, nicht wahr? Ich bin Christopher Milbers. Ich bin ins Haus gekommen, weil ich beim falschen Apartment geklingelt habe. Tut mir leid. Ich hätte eigentlich umkehren sollen, als ich meinen Fehler erkannte. Ich wollte mit Ihnen über meinen Vetter sprechen. Es kam alles so plötzlich...«
    »Nicht ich«, sagte Bertha und trat zur Seite, damit der Mann an ihr vorbei in das Zimmer sehen konnte. »Dort ist Miss Dell. Ich bin nur zu Besuch.«
    »Ach so.« Es klang entschuldigend.
    »Kommen Sie herein«, rief Josephine Dell. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, bleibe ich im Bett, Mr. Milbers. Ich war in einen Autounfall verwickelt. Nichts Ernstes, aber der Arzt hat mir verboten, mehr als nötig herumzutanzen. Mir kommt es vor, als würde ich Sie schon längere Zeit kennen. Ihr Vetter hat mir mehrere Briefe an Sie diktiert.«
    Milbers trat ein, strahlte Josephine Dell an und fragte besorgt: »Sie hatten einen Autounfall?«
    Sie gab ihm die Hand. »Nur eine Kleinigkeit. Bitte, setzen Sie sich.«
    Bertha sagte: »Dann werde ich jetzt gehen«, und drehte sich um.
    »Einen Augenblick noch, Mrs. Cool«, bat Josephine. »Ich glaube, ich möchte die Sache mit der Abfindung noch eingehender mit Ihnen besprechen. Könnten Sie ein paar Minuten warten?«
    »Ich habe Ihnen alles gesagt, was zu sagen war«, versicherte Bertha. »Seien Sie nicht leichtsinnig wegen der Entschädigung. Wenn Sie wirklich eine lohnende Forderung stellen wollen, dann setzen Sie sich mit mir in Verbindung. Meine Telefonnummer steht auf der Karte.«
    »Also gut. Und danke schön. Ich werde mich melden.«

7

    In der ersten Morgensonne kam der Blinde Bertha Cool noch zerbrechlicher vor als beim ersten Besuch am Vortag.
    Bertha wollte ihn auf die Probe stellen. Während sie sich ihm näherte, änderte sie das Schritt-Tempo.
    Er sagte, ohne aufzublicken: »Morgen, Mrs. Cool.«
    Sie lachte. »Ich dachte, ich könnte Sie hinters Licht führen, indem ich meinen Schritt veränderte.«
    »Die charakteristischen Merkmale können Sie nicht verändern«, sagte er. »Ich wußte, daß Sie anders gingen, aber ich wußte, daß Sie es waren. Haben Sie etwas entdeckt?«
    »Ja, ich habe sie gefunden.«
    »Sagen Sie mir, ob es ihr gutgeht.«
    »Ja, es geht ihr gut.«
    »Sind Sie da sicher? Sie ist nicht verletzt?«
    »Nein, jetzt geht es ihr gut.«
    »Sie haben ihre Adresse?«
    »Bluebonnet Apartments in der Figueroa Street. Sie hat für einen Mann gearbeitet, der gerade gestorben ist.«
    »Wer war das?«
    »Ein Mann namens Milbers, Schriftsteller. Er hatte irgendeine Theorie über Geschichte, die er in einem Buch darlegen wollte. Aber er starb.«
    »Das Büro war hier in der Nähe?«
    »Ja, um die Ecke, eine Straße weiter. In der alten Mietskaserne.«
    »Ich erinnere mich daran, wie es aussieht. Das Haus war schon da, bevor ich blind wurde.«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen. Kosling schien in seinem Gedächtnis nach irgendeiner halbvergessenen Erinnerung zu graben. Plötzlich sagte er: »Ich wette, ich weiß, wer es war.«
    »Wer?«
    »Ihr Boss. Es muß dieser Alte mit dem Stock gewesen sein, der seinen rechten Fuß so seltsam schlurfend nach sich zog. Ich habe mir oft Gedanken über ihn gemacht. Es ist ungefähr eine Woche her, daß ich ihn zum letztenmal Vorbeigehen hörte. Ein sehr in sich gekehrter Mann. Geht seit mehr als einem Jahr an mir vorbei, aber hat nie mit mir gesprochen. Und nie etwas in meine Tasse getan.

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