Furien im Finstern
Leuten ein? Besonders wenn Sie sie nicht ausstehen können?«
»Weil Geld zu holen ist«, erklärte Bertha und schloß sich mit der Morgenzeitung in ihrem Büro ein.
Sie war halbwegs durch den Sportteil, als das Telefon auf ihrem Schreibtisch summte. Elsie Brand sagte: »Haben Sie ein paar Minuten für einen gewissen Christopher Milbers? Er sagt, er hätte Sie bereits kennengelernt.«
»Milbers? Milbers? Ach ja, jetzt weiß ich wieder. Was will er denn?«
»Hat er nicht gesagt.«
»Soll hereinkommen.«
Christopher Milbers schien noch zurückhaltender in Bertha Cools Büro als in der Wohnung von Josephine Dell. »Hoffentlich störe ich nicht.«
»Was wollen Sie denn?« fragte Bertha.
»Miss Dell sagte, Sie seien Detektivin. Ich war überrascht.«
»Wir stellen vertrauliche Nachforschungen an.«
»Detektiv klingt aber viel romantischer als vertrauliche Nachforschungen, finden Sie nicht auch?«
Bertha fixierte ihn kalt. »Romantik gibt's in diesem Geschäft nicht. Es ist ein Unternehmen, und ich habe laufende Kosten, genau wie jedes andere Unternehmen auch. Was wollen Sie denn nun eigentlich?«
»Ich möchte Ihnen einen Auftrag geben., Wie hoch sind Ihre Honorare?«
»Kommt auf die Art des Auftrages an und darauf, wieviel Geld dabei auf dem Spiel steht.« Ihre Augen offenbarten jetzt lebhaftes Interesse.
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich Ihnen die ganze Geschichte von Anfang an erzähle?« fragte Milbers.
»Reden Sie nur.«
»Mein Vetter Harlow war etwas exzentrisch.«
»Soviel habe ich schon mitbekommen.«
»Er war sehr eigenwillig. Wollte sein Leben auf seine ganz persönliche Art verbringen, sich nichts vorschreiben lassen oder sich unterordnen. Seine Einstellung zu seinen Verwandten war immer etwas — sagen wir, war immer etwas von dieser Haltung beeinflußt.«
Christopher sah Bertha über die zusammengelegten Fingerspitzen etwas ängstlich an.
»Verheiratet?«
»Seine Frau starb vor zehn Jahren.«
»Keine Kinder?«
»Nein.«
»Sind Sie der einzige Verwandte?«
»Ja.«
»Wie steht es mit der Beerdigung? Wer war dafür verantwortlich?«
»Die Trauerfeier findet morgen hier statt. Ich habe das Telegramm mit der Todesnachricht erst Montag nacht bekommen. Ich war nicht zu Hause, und es gab eine Verzögerung, bis ich das Telegramm erhielt. Ich hoffe, Sie werden verstehen, wie heikel die Entscheidung war, die auf mich zukam. Wegen der Beerdigung, meine ich.«
Bertha sagte: »Ich habe keine blasse Ahnung von Beerdigungen. Worüber wollten Sie mit mir sprechen?«
»Ja, ja. Ich wollte gerade darauf kommen. Ich habe Ihnen schon gesagt, daß mein Vetter exzentrisch war.«
»Ja.«
»Unter anderem hatte er überhaupt kein Vertrauen in die ökonomische Stabilität bestehender Geschäfte.«
Berthas Gesicht zuckte. »Zum Teufel«, sagte sie. »Das ist nicht exzentrisch. Das ist gesunder Menschenverstand.«
Christopher Milbers drückte seine Hände zusammen, bis sich die Finger in den Gelenken nach hinten bogen. »Exzentrisch oder gesunder Menschenverstand. Egal, wie Sie es nennen wollen, Mrs. Cool, mein Vetter trug stets eine größere Summe bei sich. In einer Brieftasche in seiner Brusttasche, um genauer zu sein. Ich weiß das ganz genau. Ich habe einen Brief von ihm erhalten, in dem er es mir sagte. Er hatte immer das Gefühl, es könne plötzlich ein unerwartetes Ereignis eintreten. Im übrigen hat er am Donnerstag noch zusätzlich 20 000 Dollar von seinem Konto abgehoben. Er hatte vor, am Freitag eine Auktion seltener Bücher zu besuchen.«
»Na und?«
»Als ich hier ankam, um die Angelegenheiten in die Hand zu nehmen, wurden mir seine persönlichen Dinge ausgehändigt, die er bei seinem Tod bei sich trug — seine Kleider, Krimskrams, Uhr, Visitenkartenetui und — seine Brieftasche.«
»Und was ist mit der Brieftasche?« Bertha Cools Augen glänzten begierig.
»In der Brieftasche befanden sich ein Hundertdollarschein, ein Zwanziger, drei Einer. Und das war alles.«
»Oho!« wunderte sich Bertha.
»Sie können sich meine Beunruhigung vorstellen.«
»Haben Sie mit irgend jemand darüber gesprochen?«
»Nun, nun, man spricht ungern von Dingen, die als Beschuldigung aufgefaßt werden könnten, bevor man sich seiner Sache nicht ganz sicher ist.«
»Und Sie wollen, daß ich Ihnen die Sicherheit besorge?«
»Nicht ganz. Ich bin inzwischen überzeugt davon.«
»Ja?«
»Ja. Miss Dell, verstehen Sie?«
»Was ist mit ihr?«
»Sie weiß, daß er das Geld bei sich
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