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Furien im Finstern

Furien im Finstern

Titel: Furien im Finstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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trug.«
    »Wieso?«
    »Miss Dell war mehr als ein Jahr lang seine Sekretärin, und sie erinnert sich genau an den Tag, an dem er den Brief diktierte, in dem er schrieb, daß er immer 20 000 Dollar bei sich trüge. Das heißt, sie erinnert sich, nachdem ich ihr Gedächtnis aufgefrischt habe.«
    »Wo ist der Brief?« wollte Bertha wissen.
    »Ich habe ihn in Vermont. Das heißt, ich hoffe, daß ich ihn noch habe. Aber ich vernichte selten wichtige Korrespondenz.«
    »Briefe von Ihrem Vetter gelten Ihnen als wichtige Korrespondenz?«
    »Offen gesagt, Mrs. Cool, ja.«
    »Warum?«
    »Er war mein einziger noch lebender Verwandter. Er stand mir sehr nahe, und ich fühlte mich ihm tief verbunden. Sie wissen, wie das ist, wenn sich der Familienkreis auf zwei Personen beschränkt.« Milbers strahlte sie über seine Fingerspitzen an.
    »Und einer von ihnen recht wohlhabend ist«, fügte Bertha bissig hinzu.
    Milbers schwieg.
    »Warm haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?« fragte Bertha.
    »Vor einiger Zeit. Ist vier oder fünf Jahre her.«
    »Sie haben keinen sehr engen Kontakt zu ihm gehabt, wenn man die Umstände betrachtet.«
    »Er wollte es so. Er schrieb gern Briefe, aber wenn es um persön-liehen Kontakt ging — ick kielt es auf jeden Fall für besser, im Interesse harmonischer Beziehungen unseren Kontakt auf Briefe zu beschränken.«
    Bertha sagte: »Eine von diesen hübschen Reden, die wie Wasser heruntergehen, bis man sie auseinandernimmt und sie Wort für Wort auf ihren wahren Sinn und Gehalt untersucht. Wenn Sie mich fragen, dann haben Sie beide sich nicht besonders gut verstanden.«
    »Im persönlichen Kontakt«, gestand Milbers ein, wobei er seine Worte mit Sorgfalt wählte, »hatten wir unsere Differenzen. Sie hatten ihre Ursache in gewissen divergierenden politischen und ökonomischen Anschauungen. In einem Briefwechsel ist es mit etwas Taktgefühl einfacher, strittige Fragen zu umgehen. Im Gespräch ist das nicht so ohne weiteres möglich.«
    »Sie könnten sich und mir viel Zeit sparen, wenn Sie endlich zur Sache kämen und einen Spaten Spaten nennen würden«, sagte Bertha.
    Milbers Augen leuchteten vor Begeisterung. »Sehen Sie, Mrs. Cool, Sie machen genau denselben Fehler wie viele andere Leute. Ein Spaten ist nicht unbedingt ein Spaten. Ich will damit sagen, Spaten ist eine grobe Allgemeinklassifizierung für Gartengeräte, deren gemeinsames Merkmal eine bestimmte Form ist, die aber alle für verschiedene Zwecke Verwendung finden. Es gibt Spaten und Schaufeln. Es gibt mehrere Sorten von Spaten und mehrere Sorten von Schaufeln. Im Volk wird eine Schaufel Spaten genannt und ein Spaten Schaufel. Tatsache ist, daß...«
    »Alles schön und gut«, unterbrach ihn Bertha. »Jetzt verstehe ich den Standpunkt Ihres Vetters. Fahren Sie fort.«
    »Meinen Sie mit den Spaten?«
    »Nein, ich meine mit Ihrem Vetter. Wo wohnte er? Im Hotel, einer Pension oder einem Klub?«
    »Nein, Mrs. Cool. Weder noch. Unglücklicherweise bestand er darauf, sein eigenes Domizil zu unterhalten.«
    »Wer hat sich darum gekümmert?«
    »Eine Haushälterin.«
    Berthas funkelnde Augen verlangten nach weiteren Informationen.
    »Eine Mrs. Nettie Cranning. Wie mir scheint, irgendwo in den Vierzigern. Hat eine Tochter, Eva, und einen Schwiegersohn, Paul Hanberry.«
    »Paul und Eva leben bei ihnen?« fragte Bertha.
    »Ja, Mrs. Cool. Paul war der Chauffeur, der meinen Vetter bei den wenigen Gelegenheiten fuhr, bei denen er das Auto benützte. Mrs. Cranning, Eva und Paul wohnten dort im Haus. Eva spielte so eine Art Assistentin ihrer Mutter, glaube ich. Sie haben alle ziemlich hohe Gehälter bezogen, und wenn Sie mich fragen, dann war es ein unnötiges und teures Arrangement.«
    »Wie alt ist Eva?«
    »Etwa 25, würde ich sagen.«
    »Und ihr Mann?«
    »Rund zehn Jahre älter.«
    »Was sagen die über das Geld, das angeblich in der Brieftasche gewesen sein soll?«
    »Das ist es ja gerade. Ich habe es ihnen gegenüber noch nicht erwähnt«, sagte Milbers.
    »Warum nicht?«
    »Ich bin bemüht, nichts zu sagen, das wie eine Anschuldigung klingen könnte. Auf der anderen Seite habe ich das Gefühl, daß die Angelegenheit besprochen werden müßte.«
    »Möchten Sie zufällig, daß ich diese Besprechung führe?« fragte Bertha, der plötzlich ein Licht aufzugehen schien.
    »Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen, Mrs. Cool.«
    »Das war schon immer meine Stärke«, versicherte Bertha.
    »Bedauerlicherweise liegt mein schwacher Punkt gerade auf diesem

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