Furious love
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Bedauerlicherweise wurde die Produktion trotz Coghills positiver Beurteilung und Burtons guter Absichten von der Kritik größtenteils verrissen. Als die Kritik so unverhohlen auf sie einprügelte, glaubte Coghill, er hätte es eigentlich wissen müssen. Die Kritiker waren von vornherein schlecht gelaunt: Um so viel Geld wie möglich einzunehmen, hatte die Theatergruppe die Anzahl der Freikarten für die Kritiker auf eine pro Person begrenzt und ihnen außerdem die Gelegenheit verwehrt, die Stars zu treffen. Die Londoner Times schrieb über die Produktion: »Ein trauriges Beispiel von Studententheater auf niedrigstem Niveau. Mr. Burton gibt sich nicht besonders viel Mühe« und bemängelt, Burtons Darstellung sei »genau so peinlich wie die der studentischen Schauspieler« gewesen.
Einige loyale Oxford-Professoren lobten die Aufführungen jedoch, so wie der Lyrikprofessor Edmund Blunden, der in der Studentenzeitung Cherwell schrieb: »Alle Darsteller herzlich zu loben wäre nur gerecht. Die
Begeisterung und Dynamik der Darstellung zählt zu dem Besten, was eine Amateurgruppe hervorbringen kann, selbst wenn man berücksichtigt, dass sie von zwei genialen Profis unterstützt wurde.« Wolf Mankowitz lobte in einem Leserbrief an den Guardian die Burtons für ihre Großzügigkeit und forderte die Queen auf, Burton zumindest den Order of the British Empire zu verleihen. (Mankowitz hatte allerdings auch die Fassung des Marlowe-Stücks für Coghills Inszenierung geschrieben.) Ref 363
Sobald die kurze Laufzeit von Doktor Faustus vorüber war, fuhren die Burtons in die De-Laurentiis-Studios nach Rom. Als Der Widerspenstigen Zähmung abgedreht war , brachte Burton nun die Studententruppe von Doktor Faustus dorthin, um das Stück bei Columbia Pictures zu verfilmen und investierte eine Million Dollar aus eigener Tasche in die Produktion. Er und Elizabeth waren bereit, nur die gewerkschaftliche Mindestgage von 45 Dollar pro Woche für sich zu verlangen. Regie führten Burton und Coghill. Es wirkt beinahe, als hätten sie den Kritikern den Fehdehandschuh hinwerfen wollen, die die Produktion in Oxford mit solch einem diebischen Vergnügen niedergemacht hatten.
Hinzu kam natürlich Burtons Begeisterung für die Faust-Legende. Jahre später sagte Mike Nichols: »Richard schien von der Vorstellung, er habe seine Seele an den Teufel verkauft, besessen zu sein.« Er war stets im Bilde, was seine früheren Rivalen und Freunde auf der Bühne leisteten. Ob es eine fixe Idee war oder nicht, auf jeden Fall ist es ein Teil der Geschichte, die Richard selbst über sein ungewöhnliches Leben erzählte, über die Gelegenheiten, die er selbst ergriffen und die, die Elizabeth ihm verschafft hatte. »Warum ich?«, fragte er im Nachhinein, »warum ausgerechnet ich?«
Elizabeth muss gewusst haben, was für ein Risiko es bedeutete, ihren Namen für eine studentische, nichtkommerzielle Arbeit herzugeben, aber sie war trotzdem bereit dazu, betrachtete es als Geschenk an Richard. Ihr Glück war untrennbar mit Richards Glück verbunden. So erhielt er wieder eine Gelegenheit, etwas zu tun, womit er schon lange geliebäugelt hatte: Regie führen.
Im Oktober des Jahres 1966 begann Elizabeth, in Rom mit dem Regisseur John Huston an Spiegelbild im goldenen Auge zu arbeiten. Marlon Brando sprang für Montgomery Clift ein; ein ironischer Zufall, da die beiden eine besondere Rivalität verband, seit sie an Lee Strasbergs Actors Studio studiert hatten, dem New Yorker Hort des Method Acting (eine Schauspieltechnik, die Burton und viele andere britische Schauspieler ablehnten).
Der Film, der auf einem südamerikanischen Armeestützpunkt spielt, wurde größtenteils in Italien gedreht. Warner Bros.-Seven Arts wählte Rom Elizabeth zuliebe, wobei Jack Warner auch nicht entgangen war, dass eine italienische Crew die Produktionskosten senken würde. Also waren die Burtons wieder einmal in den altbekannten De-Laurentiis-Studios zu Gast. Richard hielt sich dort auf, obwohl er diesmal nichts zu tun hatte, so wie Elizabeth beim Dreh von Die Nacht des Leguan . Ihm gefiel das nicht, dabei hatte er die Rolle des Major Penderton abgelehnt. Es war das erste Mal seit Beginn ihrer Beziehung, dass Elizabeth einen Film ohne ihn drehte.
Seine schlechte Laune ließ er offenbar an Kenneth Tynan aus, dem Theaterkritiker, der in Rom ein BBC-TV-Interview mit Burton in einer eigens dafür angemieteten geräumigen Villa führte. Tynan schrieb in seinem später veröffentlichten
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