Furious love
Statistin in Königin für tausend Tage arbeitete Elizabeth volle zwei Jahre überhaupt nicht.
Wirklich Spaß hatten sie, wie es schien, nur noch nach Drehschluss an Bord der Kalizma . Burton schreibt, die Themse wirke abends wie ein »blau-grauer Geist« und alle Häuser entlang des Flusses sähen aus, als würden sie schlafen. Die ebenfalls schlummernde Elizabeth beobachtend, schrieb er: »Keine andere ist im Schlaf so kindlich schön wie meine bezaubernde, schwierige, widerspenstige, unduldsame Frau.« Ref 496
Doch auch in dieser eigentlich friedlichen Stimmung brausten die beiden leicht auf. Sobald sie die Flaschen entkorkten, wurden Elizabeths
Eifersucht auf Bujold, Burtons eigene unbegründete Eifersucht und seine Unzufriedenheit mit sich selbst entfesselt, sie soffen und zofften sich. Die Kolumnistin Liz Smith hatte die Burtons im Jahr zuvor in Paris besucht und erinnert sich: »Sie stritten von Anfang an. Ich glaube, Elizabeth hielt das für das Wesen von Liebe und Ehe. Als Filmstar hat man einen Hang zur Selbstdarstellung. Außerdem war die Aufmerksamkeit ihres Mannes – egal ob in Form von Geschenken oder Beleidigungen – für Elizabeth ein Beweis, dass sie am Leben war. Kommt und seht, wie sehr wir miteinander verbunden sind, seht euch an, wie wir kämpfen.«
Nach einer erneuten Woche »Dauerstreits«, in der er Elizabeth beleidigt und Entschuldigungen gemurmelt hatte und wieder auf sie losgegangen war, dämmerte es Richard plötzlich: »Ich bin so sehr der Sohn meines Vaters, dass mir manchmal vor mir selbst graut.« Er erinnerte sich, dass sein Vater »dasselbe Talent hatte, mit Worten zu verletzen, dasselbe Umkippen in ›Gewalttätigkeit‹«, dieselbe Treue zu seiner Frau, dasselbe »gelehrte Gerede«, dieselbe Neigung, Unbeteiligte aus eigenen Schuldgefühlen heraus anzugreifen, wie er selbst. Er schrieb, wenn er seinem Vater auch in nüchternem Zustand so sehr ähnele, werde er sich lieber zu Tode saufen. Doch die Ähnlichkeit mit Ric Jenkins senior war am größten, wenn er betrunken war. Wie Liz Smith bemerkte, nährte »das Trinken die Eifersucht, die Eifersucht das Trinken. Ich begriff schnell, wenn ich am Set etwas Bestimmtes von ihnen wollte, musste ich das morgens erledigen, denn besonders er war nach dem Mittagessen oft unausstehlich.«
Als die Dreharbeiten zu Königin für tausend Tage beinahe abgeschlossen waren, nahmen Richard und Elizabeth sich frei, um Ifor zu besuchen. Richard hielt sich an dem Gedanken fest, dass der Zustand seines Bruders sich besserte und er seine Glieder bereits ein wenig bewegen konnte. Sie übernachteten im Bell Inn, in der Nähe des Ortes Aston Clinton, wo Ifor betreut wurde. Elizabeth bestellte Dutzende der teuersten Bettlaken und Handtücher für Ifors Zimmer. Als sie geliefert wurden, bekam Richard jedoch einen Tobsuchtsanfall. Da ging Elizabeth auf ihn los und
schlug ihn mit ihren beringten Händen auf den Kopf. Er schleuderte sie von sich, stampfte aus dem Hotel, in seinen Ohren sauste es. Er machte eine lange Wanderung an den umliegenden Bauernhöfen vorbei. »Hätte ein anderer Mann das getan, hätte ich ihn umgebracht …«, schrieb er später. »Immerhin war ich noch genug bei Sinnen, um mich zu bremsen – sonst wäre sie wahrscheinlich für längere Zeit im Krankenhaus gelandet, oder sogar für immer auf dem jüdischen Friedhof.« Wahrscheinlich waren seine Schuldgefühle beim Anblick seines an den Rollstuhl gefesselten Bruders hochgekommen und hatten den Wutausbruch verursacht. Schließlich hatte er Ifor in seine Welt gebracht, und letztlich auch nach Céligny. Heinrich VIII. glaubt im Film, der totgeborene Sohn Katharinas sei eine Strafe Gottes – war dies vielleicht Richards Strafe für die Scheidung von Sybil und die Eroberung »der schönsten Frau der Welt«?
Wie auch immer, das Maß war voll. Bis dahin hatten ihre Streits eher den Charakter eines Vorspiels, zielten schon auf die Versöhnung ab. Doch das hier fühlte sich nicht nach Der Widerspenstigen Zähmung an, eher nach Wer hat Angst vor Virginia Woolf? .»Wir streiten uns«, schrieb Richard. »Wir streiten uns nun seit über einem Jahr wegen allem und nichts. Ich habe schon immer viel getrunken, aber in den letzten 15 Monaten habe ich mich mit dem Zeug beinahe umgebracht, Elizabeth genauso. Keiner von uns beiden will nachgeben, wir beide sind aber beleidigt, wenn der andere es nicht tut.« Nun schob er sein Händezittern plötzlich auf Elizabeths Gegenwart und vergaß, dass sie ihm
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