Furious love
habe nicht nur eins, sondern zwei Bier getrunken. Aber bitte bleib ganz ruhig. Ich bin nicht wieder »drauf«. Ich war vor dem Bier nur nicht imstande, mich zu rasieren. Liebe Dich aus tiefstem Herzen, Richard.
Dein Mann. Ref 614
Zum Rasieren: Als ich es zum ersten Mal probierte, hätte ich mir beinahe eine Augenbraue abrasiert.
Elizabeth tröstete sich mit einem riesigen Saphir-Ring, den Richard ihr schenkte (»Wegen Nathalie«, sagte sie angeblich, als sie ihn einmal vorzeigte). Richard überredete sie außerdem zu einem Wochenendtrip nach Wien, um den Schaden, den er durch seine Nacht mit Nathalie Delon angerichtet hatte, wiedergutzumachen. Dort residierten sie im legendären Hotel Imperial an der Ringstraße in der Nähe der Oper. Als sie erfuhren,
dass es eines von Hitlers bevorzugten Hotels gewesen war, verlangte Richard die Suite des »Führers«. Ähnlich wie Elizabeth sich maßlos darüber gefreut hatte, dass sie als »jüdisches Mädchen« schließlich Besitzerin des Krupp-Diamanten wurde, so kickte Richard nun in der Suite begeistert die Schuhe von sich, warf sich aufs Bett und rief: »Ein Triumph des Lebens über den Tod!« Unter den strengen Blicken der Statue Erzherzog Karls vom nahe gelegenen Heldenplatz machten sie, in Richards Worten, »allerliebste Liebe«. Ref 615
Wieder in London, verkündete Richard, er werde das Angebot, Literatur in Oxford zu lehren, annehmen. Sie mieteten ein Haus in Oxfordshire und Burton lehrte ein Semester am St. Peter’s College. Er war, wie könnte es anders sein, sehr beliebt als Dozent. 1968 hatte er das Angebot schon einmal bekommen und in sein Tagebuch geschrieben: »Für die englische Sprache brenne ich genauso wie für eine schöne Frau.« Er nahm sich selbst das Versprechen ab, seinen Studenten »den fünfhebigen Jambus beizubringen, bis er ihnen zu den Ohren herauskommt. Sie ahnen ja gar nicht, was für ein Glück sie haben, in der größten Sprache der Menschheit zu sprechen, zu lesen und zu denken.« Für Richard war Oxford auch eine Gelegenheit, einmal ohne Gefolge zu leben (wobei seines noch kleiner war als das von Elizabeth). Aber Bob Wilson, Gaston Sanz und Ron Berkeley gehörten eigentlich schon zur Familie. Gianni und Claudye Bozzacchi sowieso. Und auch der verstorbene Dick Hanley war ja eine Vaterfigur für Elizabeth gewesen. Richard benötigte außerdem Jim Bentons Hilfe bei der sich auftürmenden Korrespondenz. Auch ihren Manager Hugh French, ihren Anwalt Aaron Frosch und den brillanten PR-Mann John Springer brauchten sie in der Nähe, solange Elizabeth und Richard noch Filme drehten. Es war schwieriger, den Mitarbeiterstab aufzugeben, als sie gedacht hatten. Außerdem genoss Elizabeth die gewohnte bewundernde Aufmerksamkeit und blühte inmitten eines umtriebigen Haushalts regelrecht auf. Aber auch Burton mochte und brauchte die Gegenwart beschützender Brüder wie Wilson und Sanz, erst recht nach Ifors Tod. Ref 616
Im November 1972 unterschrieben die Burtons den Vertrag für ein weiteres an ihr Privatleben anklingendes Filmdrama: Seine Scheidung, ihre Scheidung , ein Zweiteiler über das Scheitern einer Ehe. Regie führte der erst 34-jährige britisch-indische Regisseur Waris Hussein. Trotz seines jungen Alters galt er schon als TV-Regisseur von höchstem Rang (seine Karriere hatte mit einigen Folgen der populären Science-Fiction-Serie Doctor Who begonnen). Mit den Burtons zusammenzuarbeiten war für ihn, wie einen Sechser im Lotto zu gewinnen.
Mit dem Film kam Burton auch seiner Verpflichtung als Verwaltungsratsmitglied von Harlech TV (HTV), dem ersten südwalisischen Sender, nach. Seine Beteiligung sollte den Erfolg des erst vier Jahre zuvor gestarteten Unternehmens sichern. Die erste Sendung von HTV zeigte denn auch die Enthüllung des Krupp-Diamanten. Burton steckte Kapital in den Sender und versprach, in einem seiner TV-Dramen aufzutreten, was er jedoch bis dato aufgeschoben hatte. Der Produzent John Heyman gab Elizabeth die weibliche Hauptrolle. Finanziert wurde der Film hauptsächlich von Heyman selbst und von der American Broadcasting Company aus New York (ABC), die über eine Million Dollar in das Projekt steckte. Elizabeths und Richards Kinofilme waren keine Kassenschlager mehr, aber wie ihr Auftritt in Here’s Lucy bewiesen hatte, waren die amerikanischen Fernsehzuschauer immerhin Anfang der Siebzigerjahre noch ganz heiß auf das Paar gewesen. Und vielleicht galt das immer noch.
Der Film erzählt die Geschichte einer Scheidung
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