Furious love
erinnert Hussein sich, und »sah sehr Elizabeth-Taylor-mäßig aus«.
»Hören Sie, ich habe nur ein paar Minuten«, sagte sie. »Können Sie mir sagen, was ich mache und warum?« Also setzte Hussein ihr den verwickelten Plot von Seine Scheidung, ihre Scheidung auseinander, doch er merkte, dass ihre Gedanken abschweiften. (»Die Geschichte ist sehr komplex«, so Hussein. »Wenn man versucht, sie in fünf Minuten zu erklären, klingt es, als würde das Projekt unweigerlich vor die Wand fahren.«)
»Halt, halt, halt«, unterbrach ihn Elizabeth. »Wo fange ich an? Wie alt bin ich?«
»Im Drehbuch sind Sie Anfang und Ende zwanzig und später so vierzig, fünfzig.«
»Aha … Okay. Alexandre!«
Wie aus dem Nichts tauchte der Pariser Hairstylist auf.
»Alexandre, hast du gehört, was er gesagt hat? Ich soll zwanzig Jahre alt sein. Kannst du mich wie in Ein Platz an der Sonne aussehen lassen?«
Elizabeth ging ihre Filme durch und Alexandre de Paris schrieb eifrig mit.
»Ich muss los«, sagte sie an Hussein gewandt, »aber Alexandre kann Ihnen die Frisuren zeigen, die er schon entworfen hat.« Und dann rauschte sie davon.
Die Frisuren, die Alexandre dem Regisseur zeigte, schienen rein gar nichts mit dem Film zu tun zu haben. »Es waren eher kunstvolle Gebilde, wie man sie auf einem Ball tragen würde. Ich glaube, sie hat kein Wort von dem verstanden, was ich gesagt hatte, außer, dass sich die Geschichte über mehrere Jahre hinzog.« Ähnliche Probleme hatte Hussein mit den Kostümen, die Elizabeths Freundin Edith Head designt hatte.
Als die Kostümdesignerin – immer in engem Anzug und mit dunkelblauer Brille – engagiert wurde, warnte sie Hussein: »Ich mache die Kleider, die Sie wollen, aber Sie wissen ja, dass sie bei allem ein Vetorecht hat.« Eine Woche, nachdem Heads Entwürfe bei ihr angekommen waren, nahm Elizabeth einen roten Stift und strich durch, was ihr nicht gefiel: alles, was hochgeschlossen war und den von Richard vergötterten
Busen bedeckte. Sie teilte dem Regisseur mit, sie werde die Kleider tragen, die sie mochte, und außerdem ihre Juwelen, angefangen mit La Peregrina.
Als Hussein ihr klarzumachen versuchte, dass sich ihr Filmcharakter eine solche Perle nicht leisten könnte, antwortete sie schlicht: »Nun, ich werde sie tragen.« Sie wisse, wie ihr Publikum sie sehen wolle – mit Juwelen. Darauf sagte Hussein im Scherz, immer wenn sie sich im Film zu ihren Kindern herunterbeugen müsse, werde sie sie mit ihrem Schmuck k. o. schlagen. Sie lachte kurz auf, gab aber keinen Millimeter nach.
Als Hussein Elizabeth mitteilte, dass sie den Zweiteiler in Bristol drehen würden, »weil Harlech TV dort sitzt«, fragte sie: »Wieso TV?« Hussein bekam langsam den Eindruck, dass ihr diese Pflichterfüllung gegenüber Harlech TV sehr lästig war. Sie tat Richard damit einen Gefallen, aber nach Burtons Ausrutscher mit Nathalie Delon war ihr gerade nicht danach, ihm überhaupt irgendeinen Gefallen zu tun.
»Und wann machen wir das?«, wollte sie wissen. »Hat irgendjemand überprüft, wie lange ich in diesem Land bleiben kann wegen der Steuern? Ich kann nicht hierbleiben, wenn ich dann anfangen muss, Steuern zu zahlen. Ich muss mit jemandem sprechen.« Bei einer Überschreitung des jährlich zugestandenen Zeitlimits hätten sie dem britischen Staat über zwei Millionen Dollar Steuerrückstände geschuldet. Kurze Zeit später bekam Hussein einen Anruf von John Heyman: »Wir drehen nicht in England. Elizabeth ist nicht glücklich mit der Steuersituation.«
Auch mit Rom, dem zweiten Drehort, wo sich das entfremdete Filmpaar wiederbegegnen sollte, gab es Probleme. Die einzige Möglichkeit, die Finanzierung auf die Beine zu stellen, sahen Heyman und seine Partner in einem Vertrag mit einer deutschen Firma, der es ihnen erlaubte, die Außenaufnahmen in Rom zu drehen, den Rest aber mussten sie in Münchener Studios fertigstellen.
Im November 1972 kam Richard also in Rom an – allein, weil Elizabeth noch mit den Dreharbeiten zu Die Nacht der tausend Augen beschäftigt war. Sie drehten eine Woche lang. Richard rührte die ganze Zeit
keinen Alkohol an. Er war, in Husseins Worten, »absolut liebenswürdig und sehr kooperativ. Er wollte immer nur wissen, was er tun konnte. Ich fand ihn großartig, diesen Mann.«
Gegen Ende der Woche drehten sie nachts an der für Richard und Elizabeth, die erst in ein, zwei Tagen in Rom erwartet wurde, mit vielen Erinnerungen verbundenen Via Condotti. Burton hat im Film
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