Furious love
zuerst aus der Sicht des Mannes, dann aus der Sicht der Frau. Er spielt in Rom, wurde aber in Rom und München gedreht. (Richard hatte erfolglos versucht, den Ort der Handlung nach Mexiko oder Südfrankreich verlegen zu lassen, damit er entweder in der Casa Kimberley oder auf der Kalizma wohnen konnte.) Oft heißt es, mit Seine Scheidung, ihre Scheidung habe die Kunst wieder einmal das Leben nachgeahmt, dabei erwies sie sich in diesem Fall eher als eine Voraussage . Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten taten beide Burtons ja noch ihr Möglichstes, um ihre Ehe zu retten.
Burton klammerte sich wie ein Ertrinkender an seine Abstinenz, und Elizabeth kam zu dem Schluss, eine erneute Adoption sei das beste Mittel, um wieder Schwung in die Beziehung zu bringen. Doch sie fragte vergeblich bei mehreren jüdischen Adoptionsagenturen an. Schließlich bat sie sogar Madame Broz, Titos respekteinflößende Frau, ihr zu helfen, ein jugoslawisches Waisenkind zu finden. Und sie erwog, nach Vietnam zu reisen, um eine der vielen Kriegswaisen in die Vereinigten Staaten zu holen, Kinder amerikanischer Soldaten und vietnamesischer Frauen, die oft ausgestoßen waren von ihrer Umgebung. Doch auch das funktionierte nicht.
Der erste Drehbuchentwurf zu Seine Scheidung, ihre Scheidung wurde von dem Dramatiker John Osborne verfasst (von dem das Theaterstück Blick zurück im Zorn stammte). Doch die Burtons fanden das Skript furchtbar und so wurde er gefeuert. Der zweite Versuch war John Hopkins, in Großbritannien für seine literarische Art, Drehbücher zu schreiben, gefeiert.
Die Burtons waren nicht sonderlich begeistert von der Produktion, aber Richard musste endlich sein Versprechen gegenüber Lord Harlech, dem Gründer des Senders, einlösen. Schon lange wollte der Sender ein Stück mit den Burtons machen, eigens für sie geschrieben, das in ganz Großbritannien im Privatfernsehen gezeigt und dann überallhin verkauft werden konnte. Seine Scheidung, ihre Scheidung schien diese Bedingungen zu erfüllen.
Laut Waris Hussein wollten sie das Drama in Bristol wie eine herkömmliche Fernsehproduktion mit vier Kameras drehen. Die Burtons sollten im benachbarten romantischen Bath untergebracht werden. Der Sender sorgte dafür, dass sämtliche Fünf-Sterne-Hotels der mittelalterlichen Stadt für die Burtons und ihre Mitarbeiter frei waren. Alles war bereit.
Doch zuerst wollten die Burtons ihren Regisseur kennenlernen. Er wurde also ins Squires Mount in Hampstead berufen, um zunächst Richard zu treffen. Elizabeth drehte noch Die Nacht der tausend Augen .
Rückblickend fiel Hussein auf, dass Elizabeth ein »außergewöhnliches Schicksal hatte: Sie arbeitete immer mit sterbenden Kollegen zusammen, oder jemand aus ihrem Filmteam wurde verletzt. Elizabeth hat auch eine sehr fatalistische Seite.« So musste sie auch bei ihrem aktuellen Thriller mitansehen, wie der Krebs Laurence Harvey langsam zugrunde richtete. Ref 617
Als der Regisseur am Haus der Burtons ankam, stand Richard bereits in der Tür, um ihn zu begrüßen. Hussein war beeindruckt, wie »charmant und nüchtern« Burton war. Er habe »viel Aufhebens darum gemacht, Perrier zu trinken«. Die beiden Männer »verstanden sich auf Anhieb«, meinte Waris Hussein: »Als Waliser und Inder waren wir beide von England kolonisiert.« Dass Hussein in Cambridge studiert und für die BBC The Six Wives of Henry VIII gedreht hatte, beeindruckte Richard ebenfalls. Ref 618
»Wie darf ich Sie nennen?«, fragte er ihn. Mit Fremden musste er immer erst einmal warm werden und Spitznamen machten es ihm leichter. »Darf ich Sie ›Waristo‹ nennen?«
»Wenn Sie wollen.«
»Aber nennen Sie mich niemals ›Dick‹.«
Hussein willigte ein und hatte den Eindruck, danach habe Richard ihn akzeptiert.
Die größere Herausforderung lag jedoch noch vor ihm: Elizabeth.
John Heyman fuhr den Regisseur zu dem Studio, wo Elizabeth Die Nacht der tausend Augen abdrehte. Dort wurde er rasch in ihre Garderobe geführt – »ein riesiger Raum mit einer Menge Lavendel«. Doch Elizabeth war nicht da. Hussein musste warten. »Es war wie in einem Film: Ich sitze ängstlich da, bereit, auf Knopfdruck mein Bestes zu geben.«
Plötzlich hörte er »diese Stimme« – und sie klang nicht besonders gut gelaunt.
»Ich weiß nicht mal, worum’s geht!«, beklagte sie sich. »Ich habe es nicht gelesen. Wie ist er?«
Die Stimme kam näher, die Tür öffnete sich und Elizabeth erschien mit einem breiten Lächeln. Sie trug einen Kaftan,
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